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Schuldig

Schuldig

Titel: Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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sichern.«
    Trixie lächelte.
    Daniel stocherte in seinem Essen herum, nahm ein paar Bissen und warf den Rest in den Mülleimer. »Okay, du bist offiziell entlassen.«
    Sie sprang auf, schnappte sich ihren Rucksack und ging zur Haustür. »Danke, Daddy.«
    Â»Jederzeit«, sagte Daniel, aber es klang, als bitte er sie um Augenblicke, die sie ihm nicht mehr schenken konnte.

    Trixie hatte nicht gelogen. Sie hatte ihrem Vater nur gesagt, was er hören wollte – hören musste. Denn Trixie wusste, Eltern und Kinder verstanden sich dann am besten, wenn beide Seiten sich redlich Mühe gaben, die andere nicht zu enttäuschen.
    Sie hatte nicht gelogen. Sie ging tatsächlich zu Zephyr. Und sie hatte auch vor, dort zu übernachten. Aber Zephyrs Mutter war übers Wochenende nicht da, sie besuchte Zephyrs älteren Bruder, der am Wesleyan College studierte, und Trixie war nicht die Einzige, die an diesem Abend kommen würde. Es würden jede Menge Leute kommen, auch ein paar Eishockeyspieler.
    Zum Beispiel Jason.
    Trixie duckte sich hinter den Zaun bei Mrs. Argobaths’ Haus, öffnete ihren Rucksack und zog eine Jeans heraus, die so tief saß, dass sie darunter keinen Slip tragen konnte. Sie hatte sie vor einem Monat gekauft und vor ihrem Vater versteckt, weil sie wusste, dass er einen Herzinfarkt kriegen würde, wenn er sie darin sah. Sie schlüpfte aus ihrer Jogginghose und Unterwäsche – Himmel, war das kalt heute – und zwängte sich in die Jeans. Dann tastete sie nach den Sachen, die sie aus dem Schrank ihrer Mutter hatte mitgehen lassen – sie hatten jetzt dieselbe Größe. Trixie hätte gern die scharfen schwarzen Stiefel mit dem hohen Absatz angezogen, aber die konnte sie nicht finden. Also hatte sie sich mit dem Kettengürtel und einer hauchdünnen schwarzen Bluse begnügt, die ihre Mutter letztes Jahr zur Weihnachtsfeier der Fakultät über einem Samtmieder getragen hatte.
    Da sie fleischfarben war, fiel die elastische Bandage, die sie sich um ihren zerschnittenen Arm gewickelt hatte, nicht auf. Nicht zu übersehen war allerdings, dass sie unter der Bluse lediglich einen schwarzen Satin-BH trug.
    Sie zog die Jacke wieder an, setzte die Mütze auf und marschierte los. Trixie war sich wirklich nicht sicher, ob sie das tun könnte, was Zephyr ihr vorgeschlagen hatte. Warte, bis er zu dir kommt , hatte Zephyr gesagt. Mach ihn eifersüchtig .
    Vielleicht, wenn sie einen im Tee hatte oder total zugedröhnt war. Womöglich kein schlechter Einfall. Wenn man high war, erkannte man sich selbst kaum wieder.
    Aber vielleicht würde es ihr leichter fallen, als sie jetzt dachte. Jemand anderer zu sein – egal wer, und wenn auch nur für eine Nacht – wäre besser, als Trixie Stone zu sein.

    Seth lag auf dem Laken seines Futonbettes, das nach seinen selbst gedrehten Zigaretten roch und – wunderbar – nach Laura. Er spürte ihre Worte noch immer wie den Rückschlag eines Gewehrs. Es ist aus .
    Laura war ins Bad gegangen, um ihre Fassung wiederzugewinnen. Seth wusste, wie hauchdünn der Grat zwischen Pflicht und Begehren war. Manchmal meinte man, auf der einen Seite dieses Grates zu stehen, um plötzlich zu erkennen, dass man auf der anderen Seite festsaß. Er hatte auch geglaubt – naiverweise –, bei ihnen würde es anders laufen. Er hatte geglaubt, er könnte trotz des Altersunterschiedes Lauras Zukunft sein. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie sich lieber für ihre Vergangenheit entscheiden würde.
    Â»Ich kann so werden, wie du mich haben willst«, hatte er versprochen. Bitte , hatte er gesagt, halb flehend, halb fordernd.
    Als es an der Tür klingelte, wollte er erst nicht aufmachen. Danach war ihm jetzt wahrhaftig nicht. Aber dann klingelte es erneut, und als Seth doch an die Tür ging, stand da dieser Teenager vor ihm. »Jetzt nicht«, sagte Seth und wollte die Tür wieder schließen.
    Ein Zwanzigdollarschein wurde ihm in die Hand gedrückt. »Hör mal«, seufzte Seth, »ich hab im Moment nix.«
    Â»Irgendwas musst du haben.« Zwei weitere Zwanziger wechselten den Besitzer.
    Seth zögerte. Er hatte wirklich kein Gras da, aber es war schwer, sechzig Mäuse abzulehnen, wenn man schon die ganze Woche jeden Abend nur Ramen-Nudeln gegessen hatte. Er überlegte kurz, wie viel Zeit ihm blieb, bis Laura aus dem Bad kam. »Warte hier«, sagte

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