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Schuldig

Schuldig

Titel: Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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hätte, wenn er nicht stattdessen der Liebe seines Lebens begegnet wäre. Untreue, so vermutete er, konnte man verbergen wie eine Falte im Hemd, von der man zwar wusste, die man aber vor den Blicken der Öffentlichkeit kaschieren konnte. Hintergehung hatte dagegen einen eigenen Geruch, und der haftete seit einiger Zeit an Lauras Haut.
    Vor ein paar Tagen hatte Trixie ihnen beim Abendessen eine Logikaufgabe aus ihrem Psychologieunterricht vorgelesen: Eine Frau ist auf der Beerdigung ihrer Mutter. Dort begegnet sie einem Unbekannten, von dem sie glaubt, er sei ihr Traummann. Unter den besonderen Umständen vergisst sie jedoch, ihn nach seiner Telefonnummer zu fragen, und weiß nicht, wie sie anschließend Kontakt zu ihm aufnehmen soll. Wenige Tage später tötet sie ihre Schwester. Warum?
    Laura hatte vermutet, die Schwester habe etwas mit dem Unbekannten gehabt. Daniel meinte, es könnte etwas mit einer Erbschaft zu tun haben. Herzlichen Glückwunsch, hatte Trixie gesagt, ihr seid beide keine Psychopathen. Sie bringt ihre Schwester um, weil sie hofft, dass der Mann auch auf diese Beerdigung kommt. Die meisten Serienkiller, denen man diese Frage vorgelegt hatte, waren auf die richtige Lösung gekommen.
    Erst später, als Laura schon schlafend neben ihm im Bett lag, war Daniel noch eine andere Erklärung eingefallen. Trixie zufolge hatte sich die Frau auf der Beerdigung verliebt. Und wie bei jeder Form von Beschleuniger musste sich dadurch die Gleichung verändern. Man fügt Liebe hinzu, und jeder Mensch ist fähig, etwas Verrücktes zu tun. Man fügt Liebe hinzu, und alle Grenzen zwischen richtig und falsch drohen zu verschwinden.

    Es war halb drei Uhr morgens, und Trixie pokerte hoch.
    Inzwischen war die Party fast zu Ende. Sie waren nur noch zu viert: Zephyr und Moss, Trixie und Jason. Trixie hatte das Ende des Regenbogenspiels gemieden, indem sie stattdessen mit Moss und Jason in der Küche irgendwelche Geschicklichkeitsspielchen machte und weitertrank. Irgendwann kam Zephyr herein und zog Trixie erbost zur Seite. Wieso war Trixie so verklemmt? Schließlich war es den ganzen Abend über nur darum gegangen, Jason eifersüchtig zu machen. Also marschierte Trixie zurück zu Moss und Jason und schlug ihnen vor, zu viert Strip-Poker zu spielen.
    Und jetzt waren sie schon so lange dran, dass die Einsätze wirklich riskant wurden. Jason war mittlerweile aus dem Spiel ausgestiegen. Er stand mit verschränkten Armen an die Wand gelehnt und schaute zu.
    Zephyr legte ihre Karten schwungvoll auf den Tisch: zwei Paare – Dreien und Buben. Auf der Couch ihr gegenüber deckte Moss sein Blatt auf und grinste: »Straße.«
    Zephyr hatte sich schon Schuhe, Socken und Hose ausgezogen. Sie stand auf, streifte ihr T-Shirt über den Kopf und ging dann im BH zu Moss hinüber. Sie legte ihm ihr Shirt um den Hals und küsste ihn so lange, bis er knallrot anlief.
    Als sie sich wieder setzte, sah sie zu Trixie hinüber, als wollte sie sagen: So macht man das .
    Â»Beim nächsten Mal will ich sehen, ob du naturblond bist«, sagte Moss.
    Zephyr wandte sich an Trixie. »Beim nächsten Mal will ich sehen, ob er wirklich ein Junge ist.«
    Â»He, Trixie, was hast du eigentlich auf der Hand?«
    Trixies Gedanken schlugen Purzelbäume, aber sie spürte Jasons Blick auf sich. Vielleicht sollte sie jetzt wirklich alles auf eine Karte setzen. Sie sah Hilfe suchend zu Zephyr hinüber, doch ihre Freundin war zu sehr auf Moss konzentriert, um auf sie zu achten.
    Menschenskind, die Idee war genial.
    Wenn es heute Nacht nur darum ging, Jason eifersüchtig zu machen, dann gab es dafür doch wohl keinen besseren Weg, als seinen besten Freund anzubaggern.
    Trixie stand auf und stolperte direkt auf Moss’ Schoß. Seine Arme umfassten sie, und ihre Karten rutschten auf den Couchtisch: Herzzwei, Karosechs, Kreuzdame, Kreuzdrei, Pikacht. Moss fing an zu lachen. »Trixie, das ist das mieseste Blatt, das ich je gesehen hab.«
    Â»Das kann man wohl sagen, Trixie.« Zephyr starrte sie düster an.
    Trixie starrte zurück, Zephyr wusste doch wohl, dass sie nur mit Moss flirtete, um Jason eifersüchtig zu machen. Doch noch ehe sie das per Gedankenübertragung vermitteln konnte, zupfte Moss am ihrem BH-Träger. »Du hast verloren«, sagte er grinsend.
    Trixie hatte nur noch ihren schwarzen BH an, die elastische Bandage und die Hüftjeans – unter

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