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Schuldig

Schuldig

Titel: Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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war. Zwei Jahre später hatte Daniel eigene Beschäftigungen gefunden – das Schulgebäude verwüsten, sich betrinken und Snowmobile klauen. Cane war bloß noch jemand, den Daniel mal gekannt hatte.
    Erst als Daniel ein Jahr später in der Turnhalle vor Canes Leiche stand und seine Hände mit Canes Blut bedeckt waren, begriff er, dass die Yupik doch recht gehabt hatten. Ein Wort hätte alles verändern können. Ein Wort hätte sich ausbreiten können wie ein Feuer.
    Ein Wort hätte sie beide retten können.

    Konnte man den exakten Augenblick benennen, an dem dein Leben anfing auseinanderzubrechen?
    Es fiel Laura leichter, den Moment zu finden, an dem Trixies Leben zerstört worden war. Alles begann und endete mit Jason Underhill. Wenn sie ihm nie begegnet wäre, dann wäre das alles nicht passiert. Nicht die Vergewaltigung, nicht die Selbstverletzungen, nicht der Selbstmordversuch. Laura hatte heute gründlich darüber nachgedacht: Jason trug die Schuld an allem. Er war der Grund für Trixies Täuschungsmanöver gewesen. Er war die Ursache, warum Laura nicht fähig gewesen war, ihre eigene Tochter klar und deutlich zu sehen.
    Sie lag allein im Bett, hellwach. An Schlaf war nicht zu denken, solange Trixie noch im Krankenhaus war. Die Ärzte hatten Laura versichert, sie würden über Trixie wachen wie die Habichte, und wenn alles gut ging, dürfte sie morgen wieder nach Hause – aber dennoch fragte Laura sich zum tausendsten Mal, ob sie sich auch wohlfühlte, ob in diesem Augenblick eine Schwester bei ihr war und sich um Trixie kümmerte.
    Auch Daniel schlief nicht. Sie hatte auf seine rastlosen Schritte gelauscht. Jetzt hörte sie ihn die Treppe hochkommen. Kurz darauf stand er neben dem Bett. »Bist du noch wach?«, flüsterte er.
    Â»Ich kann nicht schlafen.«
    Â»Ich möchte dich etwas fragen.«
    Laura hielt die Augen auf die Decke gerichtet. »Okay.«
    Â»Hast du Angst?«
    Â»Wovor?«
    Â»Vor dem Vergessen.«
    Laura wusste sofort, was er meinte. Obwohl sie es kaum ertragen konnten, über das zu sprechen, was Trixie durchgemacht hatte, mussten sie es tun. Sonst liefen sie Gefahr, die Erinnerung daran zu verlieren, wer Trixie einmal war.
    Wenn man das Trauma nicht überwand, konnte man es nicht hinter sich lassen. Aber wenn man es überwand, gab man den Menschen auf, der man zuvor war.
    Genau deshalb hing das Wort Vergewaltigung wie Rauch über ihren Köpfen. Genau deshalb war jeder zweite Gedanke in Lauras und Daniels Kopf Untreue , selbst wenn sie höfliche Konversation betrieben.
    Â»Daniel, ich hab die ganze Zeit Angst«, gestand Laura.
    Er sank auf die Knie, und sie brauchte einen Moment, bis sie begriff, dass er weinte. Sie hatte Daniel noch nie weinen sehen – er sagte immer, er habe seinen Tränenvorrat als Kind aufgebraucht. Laura setzte sich im Bett auf, und die Decke glitt zu Boden. Sie legte beide Hände auf Daniels gebeugten Kopf und streichelte sein Haar. »Schsch«, sagte sie und zog ihn auf das Bett und in ihre Arme.
    Zuerst ging es um den Trost, den Laura spenden konnte, denn Daniel wurde unter ihren Händen ruhiger. Doch dann spürte Laura, dass die Luft sich plötzlich bewegte wie Flüssigkeit, als Daniel sich gegen sie presste, verzweifelt und voller Verlangen. Sie spürte, wie ihr Puls sich unter seinen Fingern beschleunigte, während die Erinnerung wiederkam, an seine und ihre Leidenschaft. Dann hörte Daniel ebenso unvermittelt auf, wie er begonnen hatte. »Entschuldige«, murmelte er und wollte zurückweichen.
    Â»Wofür solltest du dich denn entschuldigen«, sagte sie und hielt ihn fest.
    Und da gab Daniel das letzte bisschen Zurückhaltung auf. Er fiel förmlich über Laura her, er zerkratzte ihr die Haut und biss ihr in den Hals. Er packte ihre Hände und drückte sie über ihrem Kopf ins Kissen. »Sieh mich an«, forderte er, bis ihre Augen zu ihm aufflogen. »Sieh mich an«, sagte er noch einmal und drang dann tief in sie ein.
    Seine Arme gaben ihr Halt, und sie warf den Kopf zurück und ließ sich auseinanderbrechen. Sie spürte Daniels Zögern und seinen herrlichen, bedingungslosen Fall.
    Während sein Schweiß auf ihrem Körper trocknete, malte Laura eine Botschaft auf Daniels rechte Schulter. T-U-T M-I-R L-E-I-D, schrieb sie, dabei wusste sie, dass stumme Wahrheiten meist übersehen werden.

    Am

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