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Schuldlos ohne Schuld

Schuldlos ohne Schuld

Titel: Schuldlos ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell-Olof Bornemark
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hält ihn vor sich hoch, etwas abwartend und unsicher, als wollte er sich damit schützen. Vermutlich ist es ihm nicht bewusst, dass er sich bereithält, einen Angriff abzuwehren. Aus der Entfernung sieht Martin aus wie ein Riese mit schwellenden Muskeln unter dem weitem Trainingsanzug. Er hat immer noch die schwarze Mütze bis auf die Augenbrauen heruntergezogen, und in der rechten Hand hält er den Revolver.
    Der Hund winselt nun noch jämmerlicher. Die Beherztheit ist bei Tier wie bei Mensch fort. Niemand weiß, was geschehen wird, nur dass sich Drohungen wie gezackte Blitze kreuzen, aber noch auf Abstand, und dass sie gegen alle drei gerichtet sind. Übermut ist Feigheit und Angst gewichen. Der Wald hält den Atem an. Das zarte Wispern der Kiefernwipfel formt sich zu der Bitte, dass die Eindringlinge verschwinden mögen. Alles Lebendige sucht Schutz, während es auf die Auflösung wartet.
    Martin bricht den Bann. Ist er es, der am meisten zu verlieren hat? Ist es Martin, der am meisten verwirrt ist und der nicht begreift? Er sieht keinen anderen Ausweg, als weiter zu rennen, aber er will nicht, dass dies wie eine Flucht in Panik aussieht. Deshalb trottet er langsam nach vorn und geht an dem Mann in der Lederjacke in nur wenigen Schritten Abstand vorbei. Der andere zuckt zurück, und einen kurzen Augenblick treffen sich ihre starren Blicke. Beiden ist es, als sähen sie in leere Augenhöhlen voller Furcht. Der Mann mit dem Hund kann es nicht begreifen. Was geschieht, ist für ihn völlig unwirklich. Maskierte Männer laufen nicht in diesem Wald umher, den er für sein Eigentum hält und in dem er morgens spazieren zu gehen pflegt.
    Erst später wird er von dem Schrecken gepackt. Was war das für eine Gestalt, der er an diesem diesigen Montagmorgen begegnet ist? Und nach einiger Zeit wird er immer unsicherer. Hielt der Mann wirklich einen Revolver in der Hand, oder war das eine Täuschung?
    Für lange Zeit wird der Mann in der Lederjacke seine morgendlichen Gewohnheiten ändern.
    Er meidet den Wald und alle anderen einsamen Plätze. Das Verhältnis zwischen Herr und Hund wird nie mehr dasselbe sein wie vorher. Das gegenseitige Vertrauen ist fort. Der Mann in der Lederjacke teilt auch niemandem sein Erlebnis mit. Teils weil er niemanden hat, dem er sich anvertrauen kann, teils weil er befürchtet, dass niemand ihm seine Geschichte glauben wird, aber hauptsächlich, weil er nicht zugeben will, dass er starr vor Schreck gewesen ist.
    Davon weiß Martin nichts. Er rennt weiter und erhöht das Tempo immer mehr. Er macht weite Sätze über Stock und Stein. Als er endlich zum Trimmpfad kommt, klopft sein Herz, und er leidet an Atemnot wie nach einem Kurzstreckenlauf. Er muss stehen bleiben und wendet sich keuchend um, um zu lauschen, aber der Hund hat zu bellen aufgehört, und er glaubt nicht, dass sie ihn verfolgen. Stattdessen wird er von einem anderen Geräusch überrascht, einem metallisch knatternden Lärm, der sich ihm unerbittlich nähert, und zwar mit großer Geschwindigkeit.
    Ein Hubschrauber!
    Jagen sie ihn bereits? Ist es der Feind, der dort oben fliegt? Furchterregende Bilder, die er im Fernsehen gesehen hat, rasen durch seinen Kopf. Er muss Schutz suchen. Martin ist jetzt ernstlich gestört und redet unaufhörlich mit sich selbst, aber er nimmt sich nicht die Zeit zu lauschen. Ganz in der Nähe steht eine Fichte. Sie ist kaum halbhoch gewachsen. Die Jahresschösslinge sind weich und grün und reißen ihm nicht einmal die Haut auf, als er sich hineindrängt, um sich unsichtbar zu machen.
    Martin duckt sich unter der Fichte und schaut mit starren Blicken durch das dichte Gezweig. Irgendwie hat er seinen rechten Arm eingeklemmt, der Revolver drückt schmerzhaft an seinen Schenkel. Plötzlich wird ihm bewusst, dass er die ganze Zeit die Waffe für alle sichtbar getragen hat. Er murmelt verbissene Flüche, und sie zielen darauf ab, ihn selbst zu demütigen.
    Der Hubschrauber fliegt in einigen Metern Höhe über Martins Kopf hinweg. Das Wort POLIZEI steht auf den Seiten geschrieben. Einen kurzen Augenblick glaubt Martin, einen mit einem Helm versehenen Kopf durch das Panzerglas des Cockpits zu erkennen. Dann ist die Maschine ebenso plötzlich verschwunden, wie sie aufgetaucht ist. Martin kriecht unter der Fichte hervor. Er wischt sich Schweiß und Nadeln von der Stirn. Der Lärm von den heulenden Rotorblättern des Hubschraubers ist gänzlich verstummt.
    Hahaha!
    Was ist er für eine einfältige Krähe! Er weiß

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