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Schuldlos ohne Schuld

Schuldlos ohne Schuld

Titel: Schuldlos ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell-Olof Bornemark
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Hämmern im Kopf wiederkommt. Die Finnen reden und reden in ihrer unverständlichen Sprache, und er ist nahe daran, sie anzubrüllen, den Mund zu halten oder wenigstens Schwedisch zu sprechen. Sie reden weiter durcheinander, und Martin weiß nicht, ob sie sich einig sind oder nicht. Die Männer sind am aggressivsten, doch keine der Frauen scheint etwas zu unternehmen, um sie zu beruhigen. Niemand nimmt irgendeine Notiz von Martin. Es ist, als wäre er überhaupt nicht vorhanden. Wenn Martin etwas hasst, dann ist es wie nicht existent behandelt zu werden.
    Er murmelt etwas undeutlich vor sich hin. Er will auf keinen Fall irgendeine Verletzung hinnehmen. Deshalb macht er einen tiefen Atemzug und drückt sich immer stärker gegen den Mann an seiner Seite. Das mindeste, was er verlangen kann, ist, dass sie ihm mehr Sitzplatz überlassen. Martin weiß, dass er nicht nur der Stärkste am Tisch, sondern vielleicht im ganzen Lokal ist. Trotzdem leistet der Finne Widerstand, ohne daran zu denken, ein Stück zu rücken. Es ist, als föchten sie einen Zweikampf mit ihren Hintern aus, wie eine Art Vorgeplänkel von etwas anderem. Als Martin einige Zentimeter gewonnen hat, setzt er seinen Ellenbogen fest auf den Tisch, um seine Armmuskeln zu zeigen. Das einzige Resultat ist ein interessiertes Blitzen in den Augen des Mannes, der ihm gegenübersitzt.
    Martin überdenkt die Situation. Sie sind drei, und er ist allein, und jetzt weiß er, dass sie ihn nicht mögen. Sie sind darauf aus, ihm das Leben schwer zu machen. Er hat keine Angst vor ihnen, er will aber auch keinen Streit. Jedenfalls nicht hier im Lokal, wo er ein Hausverbot riskiert. Er leert das Bierglas in einem Zug. Nun würde es ganz natürlich aussehen, wenn er aufstünde, um an der Theke nachfüllen zu lassen. Dann … und er hat sich noch nicht entschieden … dann ist es vielleicht trotz allem das Klügste, wieder zum Polsterer zu gehen. Keiner der Schweden im Lokal würde dies als Feigheit auffassen.
    Es ist zu spät. Der Finne neben Martin ergreift Martins Arm und sieht ihm starr in die Augen. Er hat nun einen bösen Zug um den Mund.
    »Oiva sagt, dass sie dich überhaupt nicht kennt, sondern dass du sie verfolgst.«
    »Was …?«
    Ohne dass Martin es verhindern kann, verliert er die harte Maske und bricht in ein erstauntes, fast kindliches Lächeln aus. Er ist völlig perplex und weiß nicht, ob er recht gehört hat. Niemals hat er eine Frau angetastet.
    »Das wirst du schön sein lassen, dich an unsere Frauen ranzumachen«, fährt der Finne fort, und es liegt Hass in seiner Stimme. »Wir wissen, wie wir mit solchen Typen wie dir umzugehen haben.«
    Er meint es ernst, mit dem was er sagt. Es ist ganz unglaublich, aber vor allem ist es unverschämt. Es beginnt zu blitzen und zu donnern in Martins Kopf. Er spürt einen wahnsinnigen Zorn, den er immer schwerer zurückhalten kann. Er ist tief gekränkt. Gleichzeitig weiß er, dass er seiner Wut nicht freien Lauf lassen darf. Er beißt die Zähne aufeinander und der Atem kommt stoßweise. Aber Martin weiß, was er tut.
    »Das ist nicht wahr«, antwortet er so ruhig wie möglich und blickt den anderen scharf an.
    »Du lügst«, fügt er hinzu, als er das höhnische Lächeln bei dem Finnen entdeckt – ist es Schadenfreude?
    Einige Sekunden ist es ganz still, doch es genügt, um Martin die Bedeutung dessen, was er gesagt hat, begreifen zu lassen. Im Genick spürt er, wie der Wirt in ihre Richtung schaut, und er weiß, dass er sich hier in keinen Streit verwickeln lassen darf. Er begreift, dass er selbst mit etwas Schluss gemacht hat, was nicht einmal hätte beginnen dürfen. Dort in der Ecke sitzt Oiva, die finnische Frau, die Zeitungsausträgerin, und auch sie lächelt ihm höhnisch zu. Er hat sie mehrere Tage geliebt, und jetzt kann er nicht mehr verstehen warum.
    Sei vernünftig!
    Lass dich nicht ihn etwas Idiotisches hineinziehen!
    Martin schluckt einige Male. Dann steht er auf, nicht ohne Würde, um den Tisch zu verlassen. Er hat genug.
    Es ist zu spät. Im selben Augenblick stellt ihm der Finne ein Bein, und er fällt wie ein geschlachteter Ochse. Es wird sofort völlig still im Lokal. Alle sind plötzlich nüchtern und gespannt. Das einzige, was man hört, ist ein brummender Laut von Martin, als er sich aufrappelt.
    »Verdammter Kerl!«, zischt er und versucht den Hals des Finnen zu packen, während er einen Schlag mit der rechten Faust anbringen will.
    Sie sind zu schnell für ihn, und sie sind viele. Im selben

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