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Schuldlos ohne Schuld

Schuldlos ohne Schuld

Titel: Schuldlos ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell-Olof Bornemark
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Augenblick, als er zuschlagen will, bekommt er von hinten von einem der Finnen einen Tritt in die Kniekehle. Danach weiß Martin nicht mehr, was er tut. Später kann er sich nicht erinnern, wie lange die Schlägerei gedauert hat. Nur daran, dass er als einziger blutig war. Erst als er die Polizeiuniformen vor sich sieht, kommt er zur Besinnung. Der Wirt hat die Hilfe von einem seiner Kellner angenommen und Martin auf das Trottoir hinausgeschoben. Viele Leute bilden einen Kreis um sie. Die Finnen stehen in einer Gruppe für sich, und einer von ihnen spricht mit einem Polizisten. Auch der Polsterer ist da und schüttelt bedeutungsvoll den Kopf.
    »Lassen Sie mich jetzt«, sagt Martin zu dem anderen Polizisten. »Mit Ihnen habe ich nichts zu tun.«
    Der Polizist starrt ihn an, und es liegt ein leichter Schrecken in seinen Augen, als wäre Martin ein Verrückter oder notorischer Übeltäter. Dann handeln sie sehr schnell. Plötzlich haben sie seinen Arm mit einem Polizeigriff auf den Rücken gedreht, und das tut weh. Als Martin sich loszureißen versucht, schlagen sie ihn. Er brüllt die ganze Zeit und setzt sich mit allen Kräften zur Wehr. Die Polizisten treten ihm gegen die Schienbeine, und schließlich haben sie ihn im Polizeiauto. Dort fesseln sie ihn mit Handschellen. Dann schlagen sie ihn.

8
    Der Herbst ist gekommen, und der Kastanienbaum vor Martins Fenster sprüht in allen denkbaren Farben, ohne von der untergehenden Sonne gewärmt zu werden. Die jungen Elstern haben schon längst das Nest verlassen, das zerzaust und hinfällig aussieht. Der Himmel flammt im Westen, aber das meiste Lebendige ist schon fort. Die einzigen Vögel sind einige kreischende Möwen, die im raschen Flug über die Hausdächer jagen. Die Eiszeit steht bevor. Heute Nacht wird die Temperatur unter Null fallen.
    Martin sitzt in seiner Wohnung und hantiert mit dem Revolver herum. Er spielt russisches Roulett. Als er sich bereit fühlt, presst er die frostige, gleichgültige Revolvermündung gegen die Schläfe, während er ruhig nach dem ersten Druckpunkt sucht. Dann feuert er.
    Jedes Mal, wenn er das metallische Klicken des Hahns hört, gibt er ein lautes Seufzen von sich und lächelt albern. Er hat ähnliches im Kino gesehen, und jetzt weiß er, wie man sich fühlt, wenn man ein Gewinnlos zieht, das über Leben und Tod entscheidet. Er ist dankbar, noch eine Frist bewilligt zu bekommen. Er ist nicht so gefährlich, wie er aussieht. Obwohl Martin manchmal denkt, dass ihm das Leben nicht mehr so viel zu geben hat, ist er sich nicht sicher, ob er sich von ihm trennen will. Er hat bestimmte Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Bevor er mit dem Revolver zu spielen begann, vergewisserte er sich mehrmals, dass sich keine Kugeln im Magazin befanden.
    Seit einiger Zeit lebt Martin in einer eigenhändig geschaffenen Katakombe, die ihn vor der Umwelt schützt. Er hat sich schwarze Vorhänge besorgt, die tagsüber immer vorgezogen sind und das Sonnenlicht fernhalten. Er schläft am Tag. In der Nacht wandert er draußen in der Stadt völlig ziellos umher. Am liebsten, wenn es regnet, denn dann kann er sicher sein, dass kein anderer unterwegs ist.
    Martin ist menschenscheu geworden, und das ist verständlich. Eine Gerichtsverhandlung erwartet ihn. In der Kneipe hat er Lokalverbot, er ist sich aber nicht sicher, ob die Strafe zeitlich begrenzt ist oder nicht. In einigen Wochen wird er vor Gericht stehen, und er weiß, dass er schon im Voraus verurteilt ist. Die Polizei hat ihn als einen Verrückten abgestempelt nach einem Verhör, das nichts anderes war als ein großer Spaß. Als Martin gegen die Beschuldigungen zu protestieren versuchte, gab es keinen, der ihm zuhörte. Vor allem nicht, als er die Misshandlungen beschrieb, die ihm die Funkstreife angetan hatte.
    Jetzt steht Ernst hinter dem Spiel. Zweifellos hat er Grund, sich das Leben zu nehmen. Nicht wegen der Prügelei und nicht weil er Schläge bekommen hat. Noch weniger, weil er Lokalverbot in der Kneipe hat. Man kann anderswohin gehen. Auch nicht, weil er nie so einsam gewesen ist wie jetzt. Es gibt niemanden, der sich um ihn kümmert. Er weiß, dass er nie mit einer Frau zusammenleben wird, die ihn liebt. Obwohl er dann und wann davon geträumt hat, hat er ganz tief in seinem Inneren begriffen, dass dies immer ein Traum bleiben wird. Auch das könnte er aushalten. Was er dagegen nicht erträgt, ist die Tatsache, dass es keine Gerechtigkeit gibt, jedenfalls nicht für ihn.
    Vielleicht ist er trotzdem

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