Schule der Lüfte wolkenreiter1
Überzeugung.
»Das steht nicht mit Sicherheit fest.«
»Doch, Meisterin, ich weiß es. Ich kenne jetzt die Blutlinien. Ihre Farbe, ihr Körperbau, ihre Größe … sie war ein Bote. Ein flügelloser natürlich.«
»Vielleicht.«
»Aber Tup hat die Farbe eines Kämpfers, und er hat noble Eigenschaften.«
»Wollen Sie behaupten, dass Sie das alles ganz allein herausgefunden haben?«
Lark lachte. »Das ist doch offensichtlich! Wer könnte das übersehen?« Dann riss sie sich plötzlich zusammen und fragte sich, ob sie sich ungehörig benommen hatte.
Doch Meisterin Winter schien über ihren Ausbruch nicht
verstimmt zu sein. »Ganz richtig«, erwiderte sie ruhig. »Wer könnte das wohl übersehen?« Sie zog ihr Wams glatt und nahm die Gerte vom Stallregal. »Also, Larkyn. Jetzt geht es nur noch um den Namen Ihres Fohlens.«
»Hat Meister Krisp … haben Sie etwas entschieden?«
»Margret hat es entschieden«, erwiderte sie. »Sie hatte das Gefühl, dass eine Entscheidung getroffen werden sollte, und Eduard war ihrer Ansicht. Er wird Schwarzer Seraph heißen. Seraph ist ein ehrenwerter Name, ein Name der vornehmsten Blutlinien.«
»Schwarzer Seraph«, wiederholte Lark ein bisschen benommen. »Das ist ein bisschen umständlich, habe ich Recht?«
»Kein geflügeltes Pferd hatte jemals auch nur einen ähnlichen Namen wie Tup. Das ist nicht angemessen.«
»Ich … ich glaube, für mich wird er immer Tup bleiben.«
»Ihre Situation ist einzigartig, Larkyn. Es bleibt nur die Frage, wie Sie genannt werden wollen.«
»Im Schlafsaal nennen mich die meisten Hammloh.« Und Ziegenhirtin, aber das sprach sie nicht laut aus.
»Namen entwickeln sich meist von allein. Ich war damals froh, meinen Namen in Winter zu ändern. Und Sie könnten sich Larkyn Schwarz nennen, wenn Sie Seraph zu kompliziert finden.«
»Hammloh gefällt mir aber. Und meine Brüder sind auch stolz darauf.«
Meisterin Winter legte den Kopf schief und betrachtete Lark mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck. »Sind sie das wirklich?«
»O ja, Meisterin! Welche andere Familie im Hochland hat schon eine Pferdemeisterin, die ihren Namen trägt?«
Rosella war gerade dabei, eine Box auszumisten, als Lark mit einer Heugabel in der Hand die Stallungen betrat. »Lark«, rief sie, »ich dachte, Ihre Strafe wäre abgearbeitet.«
»Ist sie auch«, erwiderte Lark, »aber ich dachte, ich gehe dir noch ein bisschen zur Hand. Morgen fahren wir alle in die Ferien, und du bist ganz allein. Ich …« Sie bekam heiße Wangen und beugte sich vor, um eine Ladung Stroh aufzugabeln. »Ich habe Sorge, dass du dich einsam fühlst«, beendete sie den Satz, ohne Rosella in die Augen zu sehen.
»Ja«, erwiderte das Stallmädchen, »vielleicht ein kleines bisschen. Herbert und ich machen aber ein paar Tage Ferien, wenn alle Reiterinnen weg sind.«
»Bis zu dir nach Hause zu fahren ist es wahrscheinlich zu weit, nicht?«
Rosella gab einen verächtlichen Laut von sich. »Ich bin seit fünf Jahren nicht mehr dort gewesen. Ab und an schreiben wir uns einen Brief, das ist alles.« Sie arbeiteten eine Weile stillschweigend weiter, dann richtete Rosella sich auf und stützte sich auf die Heugabel. »Für Sie ist es auch ein bisschen weit, oder? Bis ins Hochland?«
»Mit dem Ochsenkarren brauchen wir fast einen ganzen Tag«, bestätigte Lark.
Rosella tippte sich an die Nase und grinste. »Ich dachte, Sie würden mit einer der feinen Damen mitfahren, Ziegenhirtin.«
Lark lachte. Aus Rosellas Mund klang der Ausdruck Ziegenhirtin beinahe liebevoll. »Ich kann es kaum erwarten, meine Brüder zu sehen«, erklärte sie. »Obwohl Baronin Beeht mich eingeladen hat, sie und Hester zu besuchen, was ich sehr nett finde. Du solltest sie kennenlernen. Sie wirkt überhaupt nicht wie eine feine Dame, sie ist einfach nur eine Mutter.«
Sie beendeten die Stallarbeit, und Lark half Rosella, die Schubkarre zu leeren, dann lief sie hinter dem Stallmädchen her, als sie noch ein letztes Mal Sattelkammer und Wassereimer kontrollierte. »Danke, Lark«, sagte Rosella, als alles fertig war. »Es tut mir leid, dass Sie Ärger hatten, aber für mich waren Sie eine sehr angenehme Gesellschaft.«
»Ich bin es gewohnt, hart zu arbeiten«, erwiderte Lark. Sie blieben an Tups Stall stehen. Tup und Molly trotteten auf sie zu, um sich ihre Streicheleinheiten abzuholen. Lark war überrascht, dass sie sich strecken musste, um Tups Wange zu streicheln. Trotzdem war er immer noch recht schlank und sah auch noch
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