Schule der Magier 01. Das geheime Portal - Neff, H: Schule der Magier 1 geheime Portal - The Tapestry - Hound of Rowan, Vol. 1
gedrückt werden sollte, falls Gefahr drohte. Während diese Entwicklungen Aufregung unter den Schülern hervorgerufen hatten, kamen der eigentliche Schock und die Gerüchte eines Abends, als Cooper seinen gebeugten Vye in den Speisesaal mitbrachte.
»Wir werden immer mehr Vyes zu sehen bekommen«, verkündete Cooper seinem schreckensstarren Publikum. »Wir haben diesen hier gefangen, als er die Tore der Schule beschnuppert hat. Daher hält die Direktorin es für das Beste, wenn ihr jetzt einen Vye zu sehen bekommt – einen in Gefangenschaft. Einige von euch denken vielleicht, dass sie aus ihren Büchern alles über Vyes wissen. Das dachte ich auch, bis ich in Oslo einem begegnete...«
Cooper gab ihnen dann eine sehr praxis- und zielorientierte Anleitung, wie sie Vyes aufspüren und mit ihnen fertig werden konnten. Dem Agenten zufolge war ein fairer Kampf nicht das, was Vyes wollen. Das Ziel der Vyes bestand darin, das Opfer zu erwischen, wenn es ahnungslos, ja sogar vertrauensvoll war. Der Schlüssel zum Erfolg sei die frühzeitige Enttarnung: Ein Angriff durch einen Vye war sehr viel unwahrscheinlicher, wenn er glaubte, er sei identifiziert worden. In menschlicher Gestalt waren ihre Augen oft wässrig. Und sie hatten eine weitschweifige, indirekte Art zu sprechen.
»Sie neigen dazu, sich für clever zu halten.« Cooper feixte. »Wenn du dich in einem Gespräch mit einem Vye wiederfindest, wird er bedrohliche Worte und gewaltsame Metaphern benutzen – er wird mit seiner Beute spielen. Dreh den Spieß um. Bring ein Rätsel in das Gespräch ein. Vyes lieben Rätsel. Da sie versuchen, es zu lösen, kann man sie damit fast immer ablenken. Logische Zwickmühlen sind am besten: Sag, dass du dich für einen Job bewirbst, der Erfahrung erfordert, aber dass du ohne den Job keine Erfahrung sammeln kannst. Das treibt sie in den Wahnsinn – es ist, als ob eine Schallplatte in ihrem Kopf immer in der gleichen Rille liefe. Verlass dich nicht auf dein Bauchgefühl, um einen Vye zu erkennen«, fuhr Cooper fort. »Ich weiß, das ist der gängige Tipp, aber er ist falsch und riskant. Manche Leute können einen Vye innerhalb eines Herzschlags spüren. Etwas löst eine Reaktion in ihrem genetischen Gedächtnis aus, und sie wissen, dass ein Raubtier in der Nähe ist. Andere haben nicht so viel Glück. Seid wachsam und denkt daran, die Augen und die Sprachmuster zu überprüfen. Außerdem dürft ihr nicht vergessen, dass Vyes fast immer zu zweit auftreten. Seid immer auf der Hut vor einem zweiten Vye, wenn ihr einen entdeckt habt. Immer! Der Vye, den ihr seht, will euch vielleicht nur ablenken. Wenn ihre Zähne oder Krallen je eure Haut durchstechen, habt ihr zweiundsiebzig Stunden Zeit, um das Gegenmittel zu nehmen. Anderenfalls droht eine Ansteckung.«
Jason Barrett, der sehr ernst wirkte, fragte Cooper, wie man einen Vye am besten bekämpfe.
»Das hängt von dir und deinen Stärken ab«, überlegte Cooper laut. »Für mich ist das Messer die geeignete Waffe gegen einen Vye, aber das wäre für Schüler zu riskant. Sie brennen nicht leicht, aber sie mögen eindeutig kein helles Licht oder große Kälte. Sie sind schnell, aber nicht schnell genug, um mit euch Schritt zu halten, wenn ihr eure Kräfte gut verstärken könnt. Es gibt viele Möglichkeiten, mit einem Vye fertig zu werden. Ihr werdet herausfinden müssen, was bei euch am besten funktioniert.«
»Und wie sollen wir das tun?«, fragte ein nervöser Drittklässler.
»Im Simulator«, sagte Cooper. »Auf meine Empfehlung hin sind Vyes in eure Trainingsszenarien eingefügt worden. Sie tauchen dort in unregelmäßigen Abständen auf. Diese Programme stehen bereits zur Verfügung.«
KAPITEL 15
Überraschende Gäste
N ach Coopers Vortrag beim Abendessen war der Andrang im Simulator stark zurückgegangen. Max hatte widerstrebend seine Simulator-Szenarien fortgesetzt, war bisher aber noch keinem der Vyes begegnet, die Cooper angekündigt hatte. Was ihm begegnete, waren unablässige Neckereien von Seiten der Schüler, da Geschichten über Kesselmauls Gesang in der Schule die Runde machten. Julie mied ihn, wann immer sie nur konnte. Wenn ihre Wege sich doch einmal kreuzten, murmelte sie »Hallo« und eilte davon, in der Regel flankiert von einer schützenden Phalanx von Freundinnen. Der Valentinstag mit dem Dinner und der Tanzveranstaltung hatte ohne Max stattgefunden. Sein einziger Trost war, dass Mum Connor angeblich den ganzen Abend über verfolgt hatte und behauptete, er
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