Schule der Magier - Astaroths Angriff - Neff, H: Schule der Magier - Astaroths Angriff - The Tapestry Trilogy 2 - The Second Siege
singenden Gelehrten vorbei und blickte voller Entsetzen auf den aufgepeitschten Ozean. Hunderte von Galeonen mit hohen Masten, so weit er sehen konnte, einige unversehrt, andere nur noch Wracks, als hätte man sie aus einem langen Schlummer in der Tiefe herbeigerufen. Sie lagen in einiger Entfernung von der Küste vor Anker; ihre Fackeln zuckten im Wind, während tiefe Trommeln dröhnten und tausend Boote von Vyes und Kobolden, Ogern und Männern ans Ufer gerudert wurden. Die Prometheusgelehrten woben ihre Zauber, ließen gewaltige Brecher aufsteigen und wühlten das Meer auf, um die herannahenden Boote zum Kentern zu bringen.
»Mischen Sie sich nicht ein«, warnte Vilyak Mrs Richter. Er hielt inne und rief den Gelehrten ermutigende Worte zu, als eins der landenden Boote von einer gewaltigen schwarzen Welle gegen Brigits Wache geschleudert wurde.
Vilyaks Begeisterung steckte andere an; sie fielen in seinen Jubel mit ein, doch Max gehörte nicht dazu. Er beobachtete schweigend das Geschehen und bemerkte, dass, wo immer ein Boot versenkt wurde, drei weitere auftauchten, um dessen Platz einzunehmen und weiter Richtung Strand zu rudern. Der Himmel über ihnen grollte langsam und Unheil verkündend. Blitze zuckten tief in den dicken schwarzen Wolken, und Max spürte, dass sich das Unwetter erst aufbaute.
Es folgte ein jäher, glühender Blitz, und die Welt schien still zu werden. Max wurde nach hinten gerissen und landete mit einem harten Aufprall auf dem Boden. Als das Klingeln in seinen Ohren verebbte, schwoll das Brüllen des Sturms wieder zu seiner vollen Stärke an.
Max stand auf und blickte stumm zu den versengten Überresten der Prometheusgelehrten hinüber. Ihre Leiber lagen mit gebrochenen Gliedern wie Flickenpuppen am Rand eines schwelenden Kraters. Die Macht, die einen solchen Blitz ausgesandt hatte, war unvorstellbar. Sprachlos riss Max den Blick von dem Gemetzel los und schaute aufs Meer hinaus.
Dort war Astaroth.
Selbst vom Ufer aus konnte Max das weiße Gesicht am Bug des turmhohen schwarzen Flaggschiffs sehen. Der Dämon hatte die Hände ausgestreckt und flehte einen Himmel an, dessen wogende Elemente auf seinen Ruf antworteten. Der Mahlstrom über ihnen nahm an Masse und Energie zu und schwoll zu gewaltigen Ausmaßen an, bis er wie ein Koloss wirkte, fähig, die ganze Welt zu verschlingen.
»Mein Gott«, murmelte ein von maßlosem Entsetzen ergriffener Magier, der mit offenem Mund den eindrucksvollen Sturm beobachtete. »Dagegen können wir unmöglich kämpfen …«
Andere stimmten ihm anscheinend zu. Max sah ihnen nach, als sie auf das Sanktuarium zuliefen wie zu Tode erschreckte Geschöpfe, die in ihren Bau huschten. Der Rote Dienst und einige andere Agenten blieben jedoch zurück – Max sah, wie einer von ihnen Cooper ein Messer reichte. Dann erregte eine andere Bewegung Max’ Aufmerksamkeit: Miss Boon sammelte hastig vom Boden auf, was sie an Überresten von den Büchern der Gelehrten finden konnte, bevor der Wind sie von dem Felsvorsprung fegte. Inmitten des Infernos hörte Max, dass Mrs Richter und Vilyak in einem hitzigen Streit verstrickt waren.
»Das werde ich nicht tun!«, schrie Commander Vilyak.
»Aber Sie können ihn nicht benutzen«, brüllte Mrs Richter. »Sie waren niemals in der Lage, ihn zu benutzen!«
»Er gehört dem Direktor!«, protestierte Vilyak und legte die andere Hand über den Ring des Gründers.
»Es wird keinen Direktor mehr geben, Juri!«
Diese Feststellung schien eine deutlich spürbare Wirkung auf Commander Vilyak zu haben. Er blickte noch einmal zu der Armada hinüber, deren stetiges Vorankommen nun nichts mehr hinderte. Dann riss er den Ring vom Finger, schleuderte ihn Mrs Richter entgegen und floh durch den kalten Regen in Richtung Sanktuarium.
Coopers Gesicht verzog sich geringschätzig, und einen Moment lang glaubte Max, der Rote Dienst werde seinem feigen Anführer vielleicht folgen. Stattdessen wandten sie Vilyak den Rücken zu und eilten hinter Cooper her zu der Steintreppe, die zum Strand hinunterführte, wo sie sich den ersten Angreifern entgegenstellen würden. Max machte Anstalten, ihnen zu folgen, aber Cooper hielt ihn auf.
»Denk an deinen Schwur, Max. Überlass diesen Kampf uns.«
Mrs Richter kam herbeigeeilt.
»Cooper«, sagte sie. »Rufen Sie sie sofort von dieser Treppe zurück – das ist Selbstmord.« Sie drehte sich zu Max um und ihre Stimme klang hart und angespannt. »Wo ist David Menlo?«, fragte sie. »Wir brauchen ihn
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