Schule der Magier - Astaroths Angriff - Neff, H: Schule der Magier - Astaroths Angriff - The Tapestry Trilogy 2 - The Second Siege
gefährlichen Geistern ist Astaroth der Weiseste und Listigste; er verschleiert seine Bosheit mit einem hübschen Umhang. Fern sei es dir, ihn zu beschwören, es sei denn, du bist stark, kennst deine Grenzen und trägst einen Ring aus echtem Silber. Denn der Dämon wird danach trachten, dich zu fangen und dich über die Geisterstunde hinaus festzuhalten, da seine Stärke mit dem Mond und den Gezeiten anschwillt und er in deinen Kreis schlüpfen kann. Wenn er beschworen ist, hüte dich vor seinen vielen Gestalten, denn der Dämon mag gegenwärtig sein, ohne dass der unvorsichtige Beschwörer es weiß! Als ein Hahn ist er schon erschienen und als ein Wolf mit hasserfüllten Augen und als eine Viper, schwarz und zusammengerollt. Der weise Zauberer wird ihn beschwören und diese Worte sprechen: »Edler Astaroth,
erweise deinem Bittsteller die Gunst der Weisheit, die unter dem Hügel, jenseits der Sterne und im tiefsten Meer zu finden ist«, denn der Dämon liebt Höflichkeit und prahlt mit seiner Kenntnis der Künste und Schriften und aller Arten von Geheimnissen. Er wird sich offenbaren und deine Fragen beantworten. Doch hüte dich! Obwohl Astaroth niemals lügt, wird er die Wahrheit verbiegen und den Unachtsamen in die Irre führen, sodass am Ende er selbst, der Dämon, der Herr ist.
Ein Schatten fiel über die Seite. David klappte das Buch schnell zu und sie fuhren beide herum. Der rotbärtige Seemann stand vor ihnen. Während er einen langen Zug von seiner Zigarette nahm, breitete sich ein wissendes Lächeln auf seinen harten Zügen aus.
»Tz, tz«, sagte der Seemann und verzog das Gesicht, wobei er eine Reihe vergilbter Zähne entblößte.
David schreckte zurück, als der Mann eine behandschuhte Hand nach ihnen ausstreckte.
Statt ihm jedoch das Buch zu entreißen, schloss der Seemann die Finger um die verhedderten Drähte, die auf dem Seil lagen. Er zog die Handschuhe aus und machte sich daran, sie zu entwirren.
»Die hier gehören der Erasmus«, sagte er mit einem schweren Akzent. »Vielleicht wissen böse Jungen nicht, aber Dinge sind sehr schlimm in Europa, ja? Funkgerät sagt uns, wo wir hinfahren können. Verstanden? Kein Unfug mehr – Karl beobachtet euch, hm?«
Er drohte ihnen mit dem Finger und verschwand mit einem zufriedenen Grinsen unter Deck.
»Zumindest schien er nicht zu wissen, worum es sich bei dem Buch handelt«, bemerkte Max und stieß den Atem aus. »Und wir wissen jetzt, dass er Englisch spricht.«
David nickte, sagte jedoch nichts. Mit angespannter
Miene verschloss er den Band mit den Schließen des Buchdeckels und schob ihn sich unter den Pullover.
»Was wirst du damit machen?«, fragte Max.
»Noch gar nichts«, erwiderte David ungehalten. »Jetzt, da Karl uns beobachtet, wird es warten müssen. Dies ist ohnehin nicht der richtige Ort, um es zu tun.«
»Um was zu tun?«, fragte Max, dem plötzlich ein eiskalter Schauer über den Rücken lief.
»Astaroth beschwören natürlich«, antwortete David und stützte sich ab, als der Bug des Trawlers sich über die graugrüne Dünung erhob.
Spät am Abend hatte sich die gesamte Besatzung um das Funkgerät versammelt. Max wurde in dem Gedränge regelrecht an die Wand gedrückt, während der Kapitän um Ruhe bat und Karl mit winzigsten Bewegungen am Abstimmknopf des Empfängers drehte, um einen Bereich der Kurzwelle abzusuchen. Minutenlang kam nur Knistern durch den blechernen Lautsprecher. Stirnrunzelnd machten sich die Männer über die übrig gebliebene scharfe, mit Mehl angedickte Fischsuppe her.
Plötzlich schrie Mum auf. Ein Seemann stöhnte, als die Hexe ihn mit dem Ellbogen beiseitestieß und sich nach vorn durchwühlte.
»Etwas kommt durch!«, kreischte sie. »Seid still, seid still!«
Max schloss die Augen und und lauschte angestrengt. Durch das Knistern hörte man tatsächlich eine Stimme wie aus einer anderen Welt. Es war eine Frauenstimme mit englischem Akzent, die ruhig klang. Das Knistern legte sich und die Stimme wurde deutlicher und verständlich.
»… aus der Notzentrale außerhalb Londons. Alle Bürger der Europäischen Gemeinschaft haben sich bei der
nächstgelegenen Amtsstelle zu melden, um sich registrieren zu lassen, sich mit Notfallvorräten zu versorgen und weitere Anweisungen entgegenzunehmen. Auslandsreisen sind verboten. Wer sich nicht registrieren lässt oder versucht, irgendeins der Mitgliedsländer zu verlassen, wird verhaftet werden. Jedes Individuum, das nicht registrierten Personen Unterschlupf
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