Schule der Magier - Astaroths Angriff - Neff, H: Schule der Magier - Astaroths Angriff - The Tapestry Trilogy 2 - The Second Siege
auf den Boden gezeichneten Linie stehen.
»Aber ich dachte …«
»Das habe ich nicht gesagt«, kreischte David; sein Körper zuckte plötzlich und wurde vom Boden abgehoben, als sei er eine Marionette. Seine Füße landeten gefährlich nahe am Rand des Schutzkreises; er taumelte herum und sah Max mit milchweißen Augen an. Max stand vollkommen reglos da. David presste die Augen zusammen, beugte sich vor und richtete sich langsam wieder auf, als sammle er
Energie. Dann reckte er herrisch das Kinn vor und schien mit kaltem Blick auf etwas zu starren, das sich innerhalb eines der Pentagramme befand. Schließlich schaute er in den Kodex und las mit kräftiger Stimme daraus vor.
»Euer Dienst ist vollendet, ich überantworte euch den Orten jenseits dieser Erde, die ihr nicht ohne wahrhaftigen Ruf verlassen werdet. Verweigert den Gehorsam und ihr werdet ins Nichts gestoßen werden.«
Max atmete auf, als die Pentagramme dunkler wurden; schwaches Getuschel verebbte zu Schweigen, bis alle Hinweise auf die bedrohlichen Besucher verschwunden waren. David stand schwer atmend da, das Gesicht glänzend vor Schweiß. Dann drehte er sich wieder zur Tür um; er schien dem Pfad einer bestimmten Ameise zu folgen. Als sie den oberen Rand der Tür erreichte, flüsterte David einen letzten Befehl. Augenblicklich sprangen die Ameisen von der Tür und landeten in einem zirpenden, klickenden Wirrwarr zu Davids Füßen.
Die große Steintür erbebte.
»David, weg von der Tür!«, brüllte Max.
David sah ihn an; er torkelte wie ein angeschlagener Boxer.
Hunderte Tonnen von Stein neigten sich in einem trägen, mörderischen Bogen auf Davids schutzlosen Kopf zu.
Max sprang.
Mit einem ohrenbetäubenden Krachen fiel die Tür auf den Steinboden, ließ brennende Granitsplitter aufstieben und begrub die stumpfsinnig klickenden Ameisen unter sich. Max und David lagen auf der Seite und husteten in den erstickenden Staubschwaden, die sich wie eine Pilzwolke erhoben. Als das Klingeln in seinen Ohren nachließ, zog Max David auf die Füße und strich dem benommenen Jungen Schutt- und Trümmerteilchen aus dem Gesicht.
»Erzähl Miss Boon nicht, was passiert ist«, flüsterte David, bevor die Beine unter ihm nachgaben. Max tastete an Davids kaltem Handgelenk nach einem Puls. Er legte David auf den Boden und knüllte seinen Pullover unter dem Kopf seines Zimmergenossen zusammen. Dann suchte er mit unsicheren Fingern nach dem Gerät, das Rasmussen ihm gegeben hatte, und drückte hektisch auf die Knöpfe.
»Hm, hallo«, schnurrte Rasmussens Stimme.
»Wir brauchen einen Arzt«, keuchte Max.
»Ist die Tür offen?«, fragte Dr. Rasmussen.
»Ja! Aber wir brauchen sofort einen Arzt! «, schrie Max.
»Selbstverständlich«, kam die gelassene Antwort.
Max warf das Gerät an die Wand und begann, im Raum auf und ab zu gehen; er fühlte sich vollkommen hilflos, während er beobachtete, wie Davids Brust sich unter langsamen schwerfälligen Atemzügen hob und senkte. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bis die erste Kabine mit einer Heerschar eifrig dreinblickender Ingenieure erschien, darunter auch Dr. Braden. Wenige Sekunden später erschien eine zweite Kabine mit einer Ärztin und mehreren Helfern.
Die Ärztin war eine Frau mit freundlichem Gesicht und pechschwarzem Haar. Sie beugte sich über David und fühlte seinen Puls, während ihre Helfer Sensorpads auf Davids Handgelenke, seine Brust und seine Schläfen legten.
»Wo sind Cooper und Miss Boon?«, fragte Max, als Rasmussen eintrat.
»Ich vermute, sie sind in eurem Zimmer und schlafen«, antwortete er. »Es ist vier Uhr morgens. Was fehlt dem Jungen, Patricia?«
Die Ärztin an Davids Seite runzelte die Stirn und betrachtete einen kleinen Computerbildschirm.
»Er hat einen unregelmäßigen Herzschlag – und sehr schwach.«
»Er hatte eine Herztransplantation«, erklärte Max. »Um genau zu sein, zwei.«
»Mmm«, sagte die Ärztin und tauschte einen ernsten Blick mit ihrem Kollegen.
»Tun Sie etwas!«, brüllte Max.
»Um Gottes willen, beherrsch dich, Junge«, murmelte Rasmussen ungeduldig. Er ging an ihnen vorbei und stieg auf die herabgestürzten Steinbrocken. Die abstoßende Macht schien sich aufgelöst zu haben, als David den Zauber gebrochen hatte; etliche Ingenieure rollten hastig Maschinen und Monitore auf die dunkle, grabähnliche Öffnung zu. In der Zwischenzeit erteilte die Ärztin einem Assistenten leise Anweisungen; dieser wählte eine von einem Dutzend langer Spritzen, die
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