Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher

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Hauschildts pathetischer Ansprache nicht mehr auf ihn geachtet. Theoretisch könnte er schon eine ganze Weile …«
    »Holla, da ist er wieder!« Becca deutete aufgeregt nach draußen.
    Tatsächlich walzte soeben Artur Kroll von rechts in den Sichtbereich des Türfensters. Unsanft rempelte er den kleinwüchsigen Professor Menuesli mitsamt Stuhl beiseite, bevor er sich zu Hauschildt hinabbeugte und seinem Vorgesetzten etwas ins Ohr flüsterte.
    Der Deutsche stellte mit einer knappen Geste sein Champagnerglas auf der Arbeitsfläche ab. Dann erwiderte er etwas, ebenfalls flüsternd. Es schien sich nur um einen einzigen Satz zu handeln.
    Ein hässliches Grinsen machte sich auf Krolls Höhlenmenschengesicht breit. Er wandte sich ab und verließ mit eiligen Schritten den Raum.
    »Wichtige Neuigkeiten?«, erkundigte sich Professor Menuesli, der leicht pikiert seinen Stuhl wieder zurechtrückte.
    Hauschildt machte eine abwinkende Handbewegung. »Mein Assistent hat mich auf eine unbedeutende Unregelmäßigkeit aufmerksam gemacht. Nichts, was uns zu interessieren hätte.« Er griff demonstrativ zum Glas und stieß ein weiteres Mal mit dem Schweizer an.
    Gordon McKenzie atmete hörbar aus und zog sich ein Stück von der Tür zurück. »Das gefällt mir nicht«, murmelte er. »Das gefallt mir ganz und gar nicht! Was, wenn er bemerkt hat, dass wir nicht länger in der Zelle sitzen?«
    Dr. Wilkins erwiderte den Blick seines Freundes ernst. »Wir dürfen unsere Position nicht verlassen, aber wir müssen auf alles vorbereitet sein.« Er deutete auf die Regale, die sich im Halbdunkel hinter ihnen erhoben. »Seht nach, ob ihr irgendetwas findet, das sich im Ernstfall als Waffe verwenden lässt. Aber seid leise!«
    Auf Zehenspitzen durchforsteten sie das Magazin. Als sich wenige Minuten später alle wieder auf ihrem Beobachtungsposten vor der Tür einfanden, hielt McKenzie ein schweres Stemmeisen in der Hand. Susann Dettweiler hatte sich mit einem Feuerlöscher bewaffnet, Becca trug einen Kasten mit runden Versuchsgefäßen aus Glas auf dem Arm. Dr. Wilkins hatte sich mit einem armlangen Kanteisen versorgt, offenbar Bestandteil eines nicht zusammengebauten Regals.
    »Nicht gerade Furcht einflößend, aber besser als nichts«, kommentierte er nach einem kurzen Rundblick. »Jetzt lasst uns sehen, wie es Henry …«
    Weiter kam er nicht, denn in diesem Augenblick bewegte sich die Klinke der Tür am hinteren Ende des Raumes. Einen Wimpernschlag darauf wurde diese so heftig aufgetreten, dass sie gegen das dahinter aufragende Regal krachte. Glasbehälter gingen klirrend zu Boden, über ihren Köpfen erwachte eine Armada von Neonleuchten zum Leben.
    Im Türrahmen ragte die hünenhafte Gestalt Artur Krolls auf. Er hielt einen Baseballschläger in der Hand, sein Pfannkuchengesicht strahlte.
    »Wen haben wir denn da? Nicht gerade die feine Art, die Gastfreundschaft des Professors so zu missbrauchen, wa?« Der Ex-Boxer gab sich Mühe, seiner Stimme einen ironischen Unterton zu verleihen, konnte seine Vorfreude auf das, was den Gefangenen jetzt drohte, jedoch nicht verbergen.
    Er machte einen Schritt ins Magazin hinein. Hinter ihm erschienen weitere Männer in schwarzen Overalls in der Türöffnung.
    »Verdammt.« McKenzie ließ das Stemmeisen sinken. »Wir sind am Arsch, Leute.«

34

    AM WRACK DER U-196,
    27. SEPTEMBER 2013, 23:36 UHR

    Henry spürte, wie er im Innern des starren Tauchanzugs zu zittern begann. Scheinbar mühelos durchdrangen die Schläge den Stahl des Schiffsrumpfes und die Bleisohlen seiner Stiefel. Ihre unheilvollen Vibrationen setzten sich durch seine Beine und Knochen bis direkt in sein Rückenmark fort. Henry fröstelte, als ihm klar wurde, dass sich gegenwärtig nur ein Teil der Kreatur, die das zweitausend Tonnen schwere U-Boot in Schwingungen versetzte, in dessen Innern befand. Der weitaus größere Teil befand sich noch darunter.
    Der Rhythmus der Schläge war hektisch, zeugte von großer Ungeduld. Er klang fordernd, gierig …
    … und wütend, fügte Henry in Gedanken hinzu. Schaudernd wandte er sich zu Ottenthal um, der noch immer mit der Flamme seines Schweißgeräts hantierte, offenbar unzufrieden mit der Intensität der Flamme. Seinem Verhalten war nicht zu entnehmen, ob ihn die donnernden Schläge aus dem Bauch des Wracks beunruhigten, ja: ob er sie überhaupt wahrnahm.
    Henry aktivierte seinen Helmfunk und sagte mit gesenkter Stimme: »Hörst du das?«
    »Klar. Ist ja schwer zu ignorieren«, gab Ottenthal