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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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wohlvertraute Knacksen in Henrys Helmlautsprechern, das eine Durchsage vom Habitat ankündigte.
    »Wie weit sind Sie, Ottenthal?«, erkundigte sich Hauschildt mit hörbarer Ungeduld. »Haben Sie das Mistding endlich offen?«
    »Das hätte ich längst, Chef. Wenn Stocker, dieser faule Hund, endlich …«
    »Mir ist egal, woran es liegt«, unterbrach ihn der Deutsche unwirsch. »Ich will, dass Sie sich beeilen. In fünf Minuten ist die Luke offen, haben Sie mich verstanden?«
    »In fünf Minuten?« Ottenthal klang entrüstet. »Ich tue ja, was ich kann, aber Stocker …«
    »Es gab hier an Bord eine kleine Unregelmäßigkeit«, unterbrach ihn Hauschildt erneut. »Die Saboteure sind aus ihrer Zelle entwichen. Einen hat Artur erwischt, er braucht uns nicht weiter zu kümmern. Dr. Dettweiler, die ihnen zur Flucht verholfen hat, haben wir ebenfalls dingfest gemacht. Dieser Dr. Wilkins und das Mädchen sind allerdings noch auf der Flucht.« Er räusperte sich, ein krachender, statisch verzerrter Laut. »Artur ist ihnen auf den Fersen, aber ich will nichts riskieren. Je schneller das U-Boot geöffnet ist, desto besser. Hauschildt Ende.«
    »Verstanden, wir beeilen uns. Ottenthal Ende.«
    Henrys Gedanken rasten. Man hatte ihre Flucht bemerkt! Das bedeutete, es konnte nicht mehr lange dauern, bis auch der Austausch Stockers auffliegen würde.
    Unheilvoll hallten Hauschildts Worte in seinem Kopf wider. Dr. Dettweiler dingfest gemacht … einer, offenbar McKenzie, von Kroll erwischt, was immer das bedeutete … sein Vater und Becca auf der Flucht vor dem widerlichen Ex-Boxer.
    Henry spürte, wie er innerlich ganz hart wurde.
    »Kommst du jetzt und hilfst mir, oder soll ich dir mit dem Schweißbrenner Feuer unter dem Arsch machen?«, tönte Ottenthal in seinem Helm.
    »Ich komme«, sagte Henry kalt. Er hob die Eisenstange auf, kehrte zu Ottenthal zurück, holte aus, so weit es die plumpen Armansätze des Anzugs zuließen, und drosch mit aller Kraft auf die Lanze des Schweißgeräts ein.

37
     
    UNTERWASSERHABITAT NEUSCHWABENLAND,
    27. SEPTEMBER 2013, 23:50 UHR
     
    Sie hatten einen Fehler gemacht.
    Das dämmerte Donald Wilkins jedoch erst, als sie den Fahrstuhl bereits verlassen hatten und keuchend die grün gestrichenen Flure von Deck D entlang rannten – einer Etage, auf die er noch nie einen Fuß gesetzt hatte und auf der er sich folgerichtig noch weniger auskannte als beispielsweise auf dem Schleusendeck.
    Noch in der Kabine war es Dr. Wilkins wie eine gute Idee erschienen, ein Stockwerk anzusteuern, in dem Kroll sie nie vermuten würde. »Er muss annehmen, dass wir aufs F-Deck zurückkehren und versuchen, an Bord eines der Tauchboote zu entkommen«, erklärte er Becca, während er auf die Taste des D-Decks einhämmerte. »Das wäre zwar total hirnrissig, da wir zu zweit weder eines der Boote startklar machen noch ohne Unterstützung von drinnen die Schleuse öffnen könnten, aber Kroll ist ja glücklicherweise nicht der Hellste.«
    »Wieso ausgerechnet Deck D?«, wolle Becca wissen, als sich der Lift in Bewegung setzte.
    Dr. Wilkins deutete auf die Beschriftung des Knopfes auf der Metalltafel: K OMBÜSE /S PEISESAAL /Q UARTIERE . »Dort sollten wir uns irgendwo verkriechen können, bis …«
    »Bis was?«
    Wilkins schluckte. Er wollte Becca nichts vormachen, im Grunde war jede Verlängerung ihrer Flucht reine Energieverschwendung. Sie konnten das Habitat nicht verlassen, über kurz oder lang würde Kroll sie im Labyrinth der Korridore aufspüren. Und dann drohte ihnen dasselbe wie Gordon.
    Erst jetzt wurde Donald Wilkins richtig klar, was er im Magazin mitangesehen hatte. Kroll hatte den Ozeanologen umgebracht, das Brechen seines Schädelknochens war deutlich zu hören gewesen.
    In was für eine Situation hatte er sie bloß gebracht – sich, das Mädchen und Henry, der in dieser Sekunde außerhalb der Station sein Leben riskierte?
    Donald Wilkins spürte, wie Tränen der Verzweiflung ihm in die Augen zu schießen drohten, doch er biss die Zähne zusammen. »Wir müssen zumindest versuchen, bis Mitternacht auf freiem Fuß zu bleiben«, presste er hervor. »Wenn sich möglichst viele von Hauschildts Männern an der Suche nach uns beteiligen, hält das Henry draußen am Wrack vielleicht den Rücken frei.«
    Bei der Erwähnung von Henrys Namen verzerrte sich Beccas Gesicht voller Sorge. Glücklicherweise ertönte in diesem Moment das vertraute Ping, und der Lift hielt.
    Die aufgleitende Tür gab den Blick frei auf einen quer

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