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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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der Werkstatt.
    »Nun sag schon, Dad«, verlangte Henry nach einem weiteren Schluck. »Was hat das alles zu bedeuten?« Er stockte, fügte mit einem mulmigen Gefühl hinzu: »Und was ist mit Gordon? Hauschildt sagte etwas über den Helmfunk, das …«
    Sein Vater bedeutete ihm mitzukommen. Gemeinsam umrundeten sie die Arbeitsbühne mit der Walküre darauf. Im hinteren Teil der Werkstatt waren mehrere Männer mit Schweißbrennern und schwerem Werkzeug an der Ki’tenge zugange, beaufsichtigt von einem Mann, der unter mehreren Lagen Decken auf einer Klappliege lag. Seinen Kopf schmückte ein Turban aus Mullbinden, eine unangezündete, halb zerkaute Zigarre hing in seinem Mundwinkel.
    »Nicht so dicht an die Tauchzellen mit der Acetylenflamme, hörst du? Und du da – pass auf, dass du den Flansch der Druckausgleichsverbindung fest genug anziehst, sonst … verdammt, Henry!«
    »Gordon!« Erfreut, den Meeresbiologen lebendig und offenbar im Vollbesitz seiner Kräfte zu sehen, lief Henry zu ihm. »Sie leben!«
    »Wie es scheint, hat Gordon einen extrem harten Schädel«, bestätigte Dr. Wilkins. »Wir dachten, er sei tot, aber zum Glück …«
    »Zum Glück dachten Hauschildt und sein Schläger dasselbe«, verkündete der Ozeanologe. »Diese Drecksäcke ließen mich einfach im Magazin liegen, wo Kroll mich niedergeschlagen hatte. Ich kam gerade rechtzeitig wieder zu mir, um zu verhindern, dass er deinem Vater die Kehle durchschneiden konnte.«
    »Sie haben ihn … er ist …?«
    Henrys Vater nickte ernst. »Es gab keine andere Möglichkeit.«
    »Als Kroll fiel, war es, als bräche in der ganzen Station das Eis.« Becca, die sich ebenfalls einen Kaffee geholt hatte, trat an Henrys Seite. »Ein paar der Wissenschaftler, die Hauschildt zuvor aus dem Kontrollraum geworfen hatte, waren seinem Befehl nicht gefolgt und hatten in der Nähe der Tür gewartet. Sie bekamen mit, wie Hauschildt seinem Kettenhund befahl, uns umzubringen. Das muss sie ziemlich schockiert haben, denn sobald klar war, dass Kroll keine Gefahr mehr darstellte, stürmten sie den Kontrollraum und überwältigten Hauschildt und die Männer, die uns gefangen hielten.«
    »Was ist mit Dr. Dettweiler?«, erkundigte sich Henry.
    »Sie ist wohlauf«, beruhigte ihn sein Vater. »Wir fanden die Zelle, in die Kroll sie gesteckt hatte, und befreiten sie. Momentan dürfte sie gemeinsam mit ihren Kollegen dabei sein, ihre Unterlagen zusammenzupacken und sich auf die Rückkehr an die Oberfläche vorzubereiten.« Dr. Wilkins deutete auf eine Gruppe von mehreren Personen in weißen Kitteln, die sich am anderen Ende der Halle drängten. Die meisten hatten Laptoptaschen oder großformatige Dokumentenmappen bei sich. Als Henry genauer hinsah, entdeckte er Susann Dettweiler unter ihnen.
    »Aber die Wissenschaftler waren gegenüber Hauschildts Leuten doch hoffnungslos in der Unterzahl«, erinnerte er sich. »Wie war es möglich, dass ihr …«
    »Zum Glück waren nur die wenigsten Hauschildt so treu ergeben wie Artur Kroll«, erklärte sein Vater. »Sie führten Befehle für Geld aus, nichts weiter. Nachdem Hauschildt ruhiggestellt war, dauerte es nicht lange, ihnen klarzumachen, dass sie kooperieren mussten, wenn sie das Habitat noch einmal lebend verlassen wollten. Nur vier von ihnen, Hauschildts engste Vertraute, mussten wir wegsperren. Und ihn selbst natürlich.«
    Henry, der gerade seinen Becher an die Lippen hatte heben wollen, hielt erschrocken inne. »Das Habitat noch einmal lebend verlassen?«
    »Das Beben hat der Station heftig zugesetzt«, ließ sich McKenzie von der Liege vernehmen. »Wassereinbruch auf drei Decks, zwei davon irreparabel. Ein Großteil der Kommunikations- und Steuereinrichtungen ist defekt. Ach ja, und die Heizung ist ausgefallen. In weniger als einer Stunde wird es hier drin nicht wärmer sein als draußen.«
    »Wie es aussieht, bekommen wir sowohl die Ki’tenge als auch die Walküre wieder flott.« Henrys Vater ließ seinen Blick über die Techniker wandern, die an den beiden verbliebenen Tauchbooten arbeiteten. »Wir müssten sämtliche Insassen unbeschadet evakuieren können. Kurz bevor die Funkverbindung ausfiel, hat einer von Dr. Dettweilers Kollegen einen Funkspruch nach Cilacap abgesetzt. Wenn wir zurück zur Oberfläche kommen, sollte uns bei der FS Püttlitz bereits ein Aufgebot der Küstenwache erwarten.« Mit ernstem Gesicht wandte er sich zu Henry um. »Aber nun zu dir, mein Junge. Erzähl uns, wie es dir dort draußen ergangen ist!

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