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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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anbot, nahm ich an und kippte ihn hinunter. Dann bat ich Dean und Wren, mir zu erklären, was sie herausgefunden hatten.
    Das Computerprogramm hatte Anordnung und Häufigkeit der Symbole analysiert und auf Basis komplizierter Algorithmen die jeweils wahrscheinlichste Bedeutung ermittelt. Dabei hatten sich drei unterschiedliche Aspekte abgezeichnet: Es gab zeitliche, räumliche und astronomische Angaben.
    Um mir deren Zusammenspiel zu verdeutlichen, wählte Wren einen Abschnitt von der rückwärtigen Wand aus. Dean speiste die dort vorkommenden Symbole in das Dechiffrierungsprogramm ein. Nach nicht einmal dreißig Sekunden erschienen Zahlenblöcke auf dem Monitor. Die Ziffern sagten mir nichts, doch Wren erklärte, dies sei lediglich eine Frage der Anordnung. Nachdem sie die Zahlen in ein Grafikprogramm übertragen und ein wenig hin- und hergeschoben hatte, verstand ich, was sie meinte.
    Der erste Abschnitt enthielt astronomische Angaben, die der Computer ohne größere Probleme in Sternkonstellationen am nördlichen oder südlichen Firmament umrechnen konnte. Sie bezifferten erstaunlich exakt, wo sich bestimmte Himmelskörper in Relation zu ihren Nachbarn befanden.
    Im zweiten Zahlenblock steckte eine Zeitangabe, die offenbar eine Phase bezeichnete, in der die beschriebene Konstellation eintrat. Wie Dean berichtete, war diese Information erheblich schwieriger zu knacken gewesen, da unsere Zeitrechnung und die der Erschaffer der Inschriften natürlich nicht übereinstimmen. Die Fremden hatten sich eines immerwährenden Kalenders bedient, der das Verstreichen der Zeit ganztägig und ohne Abweichungen wie Schaltjahre oder Ähnliches maß. Um ihre Angaben in unsere Zeitrechnung übertragen zu können, brauchte man einen gemeinsamen Fixpunkt. Die einzige Chance dafür lag in den astronomischen Daten. Dean ließ den Computer also sämtliche bekannten Sternkonstellationen der letzten Jahrtausende durchgehen und sie mit den Aufzeichnungen der Fremden abgleichen. Stunden später hatte er einige Übereinstimmungen gefunden und vermochte die Datumsangaben der Symbole in unseren modernen Kalender zu übertragen.
    Wie sich herausstellte, enthalten die Hallenwände Termine von ungefähr eineinhalb Jahrmillionen in der Vergangenheit bis ins Jahr 5000 nach Christus. Jedes Mal sind Anfang und Ende eines klar umrissenen Zeitraums angegeben. Das Beispiel, welches Wren ausgewählt hatte, beschrieb eine Phase von exakt dreißig Tagen im Winter des Jahres 302.998 vor Beginn unserer Zeitrechnung.
    Die dritte enthaltene Information war eine geografische Angabe. Sie schien zunächst einfach zu entschlüsseln, bis Dean merkte, dass etliche der Werte auf mehrere Orte zugleich verwiesen. Erneut musste er die astronomischen Informationen der jeweiligen Symbole zurate ziehen. Erst wenn man berücksichtigte, von welchem Punkt des Erdballs sich die beschriebenen Sternbilder beobachten ließen, wurden die Koordinaten eindeutig. In Wrens Beispiel verwiesen sie auf einen Ort im amazonischen Dschungel, tief im Herzen Südamerikas.
    Ich gratulierte Dean, Wren und den anderen zu ihrem Erfolg. Die Freude über mein Lob legte sich allerdings rasch wieder, als ich eine Frage stellte, die momentan noch niemand beantworten kann.
    Was verraten uns die gewonnenen Daten?
     
    24. September 2013 (später am Abend)
    Anruf von Josh: Er hat das GPR und die anderen Geräte nach einem Tag harter Auseinandersetzungen vom Zollamt übernommen. Da es schon zu spät ist, um die Rückfahrt noch anzutreten, fragte er, ob ich etwas dagegen hätte, dass er und Henry eine weitere Nacht in der Pension in Cilacap verbringen. Habe es ihm gestattet, ohne Rücksprache mit Weisman.
     
    24. September 2013 (nachts)
    Bin nicht mit den anderen ins Hotel gefahren. Nachdem Weisman den Sekt unter Verweis auf die knappen Mittel unserer Expedition konfisziert und damit der spontanen Party den Todesstoß versetzt hatte, machte sich das Team aufbruchsfertig. Wren und die anderen waren nach wie vor in Feierlaune, wollten die Entschlüsselung der Symbole und die Entdeckung neuer Reliefs an der Hallendecke in einer Kneipe begießen. Ich erklärte, ich wolle lieber in Ruhe die Relief noch weiter untersuchen, und wünschte ihnen viel Spaß. In der allgemeinen Aufbruchsstimmung hinterfragte niemand meine Entscheidung, mein Verzicht auf ein kollektives Besäufnis erntete lediglich einige verständnislose Blicke. Weisman ging als Letzter, nicht ohne mich zu ermahnen, nur so viele Scheinwerfer brennen

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