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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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zu lassen, wie ich wirklich benötigte. Nachdem er fort war, versuchte ich, zur Ruhe zu kommen und meine Gedanken zu ordnen.
    In welchem Zusammenhang stehen die Darstellungen der fremdartigen, gigantischen Krakenwesen, die vor rund eineinhalb Millionen Jahren so abrupt vom Antlitz der Erde verschwanden, mit den Zeit- und Ortsangaben?
    Ich brauche Gewissheit!
     
    24. September 2013 (noch später)
    Meine Hände zittern so stark, dass ich kaum in der Lage bin, diesen Eintrag zu schreiben. Aber es muss sein – zu wichtig ist, was ich in den vergangenen Stunden herausgefunden habe.
    Als ich des ziellosen Grübelns müde wurde, begab ich mich zu Deans PC, der als Knotenpunkt unseres Netzwerks die ganze Nacht läuft. Als Laie bereitete es mir zunächst einige Schwierigkeiten, mich in die Kryptoanalyse-Software hineinzufinden, doch nach einer Weile hatte ich die grundlegenden Funktionen verstanden. Ich konnte Symbolblöcke aus dem Fotoarchiv hochladen, die enthaltene Zeitangabe dechiffrieren und diese chronologisch auf einem Zeitstrahl anordnen. So verfuhr ich eine ganze Weile, bis ich fand, wonach ich suchte: das Datum, welches dem heutigen Tag am nächsten lag.
    Was ich damit bezweckte, weiß ich selbst nicht. Möglicherweise war mein Tatendrang eine Reaktion auf meine Verwirrung aufgrund der Dinge, die ich entdeckt hatte.
    Die Zeitangabe lag auf dem Zeitstrahl nur neun Tage in der Vergangenheit. Sie bezeichnete den Beginn einer zwölftägigen Phase, die am 15. September begonnen hatte und um Mitternacht des 27. enden würde. Doch was verriet mir dies? Was sollte in diesem Zeitraum geschehen?
    Als Nächstes überprüfte ich die Sternkonstellation, die die Symbole benannten. Es handelte sich um eine äußerst seltene Stellung der Gestirne, in welcher der Stern Fomalhaut eine bestimmte Position zum Stern Aldebaran einnahm. Das war interessant, aber noch immer war mir schleierhaft, was all dies zu bedeuten hatte. Warum wiesen die Erschaffer der Reliefs auf dieses astronomische Ereignis hin?
    Entnervt holte ich mir eine Dose Bier aus der elektrischen Kühlbox. Während ich trank, starrte ich hinauf in die Finsternis über meinem Kopf (Weisman hatte alle deckenwärts gerichteten Fluter ausgeschaltet, bevor er gegangen war.) Irgendwo in diesen rätselhaften Informationen musste ein Sinn verborgen sein, das spürte ich. Und eine Stimme tief in meinem Innern mahnte mich, dass es extrem wichtig war, ihn zu finden.
    Als die Dose leer war, schaltete ich sämtliche Strahler ein, bewaffnete mich mit zwei Handlampen und erklomm das Gerüst. Oben angekommen, vertiefte ich mich erneut in die Betrachtung der fremdartigen Bilder, wobei ich mich bemühte, mich von meinem Wissen um das Wirken außerweltlicher Geschöpfe auf der Erde nicht zu voreiligen Schlüssen verleiten zu lassen.
    Nichtsdestotrotz gelangte ich zur selben Deutung wie beim ersten Mal: Die markierten Punkte auf der Weltkarte mussten aufstellen hinweisen, an denen die Götter der Fischwesen nach ihrer Unterwerfung durch einen außerweltlichen Einfluss (die »Strahlen«) eingesperrt worden waren, möglicherweise Gefängnisse tief unter der Erdoberfläche.
    Auf eine schwer zu beschreibende Weise schienen die Symbole eine unheilvolle Hoffnung zum Ausdruck zu bringen. Hoffnung worauf, vermochte ich jedoch nicht zu sagen.
    Es war fast zwei Öhr, als ich zum Boden zurückkehrte und die Stativleuchten löschte. Ich fühlte mich matt und zerschlagen, ahnte jedoch, dass ich keinen Schlaffinden würde, wenn ich mich jetzt auf einem der Feldbetten niederließ. Stattdessen holte ich mir ein weiteres Bier und kehrte zum PC zurück, auf dessen Monitor noch immer die Auswertung der untersuchten Symbolfolge vor sich hin glomm.
    Jetzt erst fiel mir auf, dass ich die dritte Komponente des Informationspakets noch nicht entschlüsselt hatte. Ich ließ mich nieder und begann, Befehle einzutippen.
    Zehn Minuten später stand die Bierdose noch immer unberührt neben mir auf dem Tisch. Meine Augen waren auf den Flatscreen gerichtet, meine Hände zitterten, sodass ich mehrere Anläufe brauchte, meine Ergebnisse auf einem USB-Stick zu speichern.
    Was immer in dem geheimnisvollen Zeitraum zwischen dem 15. und dem 27. September 2013 geschehen sollte, laut den geografischen Koordinaten würde es sich exakt an jenem Ort zutragen, dessen Küstenlinie ich bereits bei meiner ersten Untersuchung der Deckenbilder erkannt zu haben glaubte: nur sechzehn Seemeilen vor der Südküste Javas!

11
     
    BOROBUDUR,

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