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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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starrte verzweifelt in sein Glas. »Aber so nervös und fertig, wie die beiden seitdem sind, hat er ihnen bestimmt auch gedroht. Für den Fall, dass die Sache rauskommt. Mit etwas Schlimmem!«
    Becca stieß zischend Luft aus. Sie schien zu dem Schluss gekommen zu sein, dass Robbie ihnen keine Details über das gesunkene Wrack verraten würde.
    Henry war sich dagegen noch nicht so sicher. »Trotzdem bist du uns gefolgt, nachdem dein Dad uns weggejagt hatte. Um mit uns darüber zu sprechen.«
    Robbie nickte. »Seit der Onlinebesprechung ist Dad so komisch, ganz anders, als ich ihn kenne.« Er umklammerte sein Glas, bis die Fingerknöchel weiß hervortraten. »Ich fürchte, er und Onkel Jeff haben sich mit gefährlichen Leuten eingelassen. Keine Ahnung, wie ihr Deal mit dem schleimigen Kerl aussieht, aber ich weiß einfach, dass nichts Gutes dahintersteckt. Und dass Dad Angst hat! Nicht nur vor dem Kerl im Frack, auch vor dem, was er im Meer gesehen hat.«
    Jetzt war der Punkt gekommen, an dem es sich entscheiden würde, das spürte Henry. Entweder würden sie nun erfahren, um was es bei der ganzen Sache eigentlich ging, oder Robbie würde sein Root Beer austrinken und nach Hause gehen. Unter dem Tisch legte er beruhigend eine Hand auf Beccas wippendes Knie, damit sie den Augenblick nicht durch eine vorschnelle Bemerkung ruinierte.
    »Dad und Onkel Jeff haben ein U-Boot gefunden«, hob Robbie einige Sekunden später wieder an. »Ein Militär-U-Boot aus dem Zweiten Weltkrieg. Es liegt in knapp vierhundert Metern Tiefe, eingeklemmt in eine Schlucht im Meeresgrund. Äußerlich scheint es unversehrt, jedenfalls waren mit der Unterwasserkamera wohl keine Beschädigungen auszumachen. Als sei es wegen irgendeinem Fehler gesunken und dann einfach da unten liegen geblieben.« Er zögerte, schien nach den passenden Worten zu suchen.
    »Aber das ist nicht alles, was sie gesehen haben?«, versuchte Henry seinen Redefluss in Gang zu halten.
    Robbie schüttelte den Kopf. »Nein. Da war noch etwas … hinter den Bullaugen. Etwas, das sich bewegt hat.«
    »Bewegt?« Becca beugte sich interessiert vor. »Du meinst Fische? Quallen, Krebse? Seegetier, das mit dem Meerwasser ins Innere des Schiffes …«
    »Keine Fische!« Robbie erwiderte ihren Blick mit weit aufgerissenen Augen. »Dad sagt, was sich auf der Innenseite gegen das Glas drückte, ist größer gewesen. Mindestens so groß wie ein Mensch.« Er schluckte. »Und er hat ein Gesicht erkannt.«
    »Ein Gesicht?« Henry spürte, wie eine Gänsehaut seinen Rücken hinabrieselte.
    »Also war ein Taucher drin?«, vermutete Becca. »Dann waren sie also nicht die Ersten, die das Wrack entdeckt haben.«
    Henry schüttelte entschieden den Kopf. »Das ist unmöglich. Kein Taucher wäre in der Lage, zu einem vierhundert Meter tief liegenden Wrack vorzudringen. Das geht nur in einem Hartanzug, aber dann wäre quasi nichts mehr von dem Mensch zu erkennen, der drinsitzt.«
    »Was Dad sah, war kein Gesicht mit Tauchmaske«, widersprach auch Robbie. »Und kein Mann im Hartanzug. Dad kennt diese Geräte alle, er hat früher selbst in der Tauchbranche gearbeitet.«
    Becca machte ein verwirrtes Gesicht. »Und das bedeutet?«
    Robbie schob sein Glas in einem plötzlichen Anflug von Widerwillen von sich. »Das wissen Dad und Onkel Jeff nicht. Aber Dad meinte, als er den weißlichen Schemen hinter dem Glas sah, war sein erster Gedanke, dass die Mannschaft des U-Boots noch immer am Leben sein muss – nach fast siebzig Jahren!«

10
     
    AUS DEM EXPEDITIONSTAGEBUCH
    VON DR. DONALD WILKINS
     
    24. September 2013 (abends)
    Große Aufregung! Als ich auf wackligen Beinen das Gerüst verließ, erfuhr ich, dass es Dean Hartas, unserem Computerexperten, unter Zuhilfenahme einer neuen Kryptoanalyse-Software gelungen war, die Bedeutung der unteren Symbole zu enträtseln. Zumindest teilweise.
    Offenbar handelt es sich bei den Zeichen weniger um eine Schrift als vielmehr ein System zur Bezifferung von Orten, Zeiten sowie gewisser astronomischer Begebenheiten – ein »astro-geografisches Kalendarium«, wie Wren es scherzhaft nennt. Bei meiner Ankunft am Boden war das Team (ausgenommen Weisman, der das Treiben mit galligem Blick von seinem Arbeitsplatz aus beobachtete) gerade dabei, mit Sekt aus Plastikbechern anzustoßen. Ich gesellte mich dazu und hoffte, dass in der allgemeinen Ausgelassenheit niemand bemerken würde, wie erschüttert ich über die Bilder unter der Decke war. Als man mir ebenfalls einen Sekt

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