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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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den Wartebereich des Raums zu folgen, wo sie sich auf zwei der orangefarbenen Plastiksitze niederließen. Sie waren so klebrig, dass Becca sich mit gerümpfter Nase eine Zeitung unterlegte.
    »Deutsche also«, stellte sie fest. »War ja abzusehen, dass die bei so einem Fund als Erste zur Stelle sein würden.«
    Henry knetete nachdenklich seine Unterlippe. »Aber warum macht dieser Hauschildt so ein Geheimnis daraus? Warum will er nicht, dass jemand von dem U-Boot erfährt?«
    »Damit ihm keiner zuvorkommt«, vermutete Becca. »Vielleicht will er den ganzen Ruhm für sich.« Sie schaute zum Tresen, wo Donald Wilkins sich angeregt mit dem Schalterbeamten unterhielt, und grinste. »Jetzt verstehe ich, was dein Dad gemeint hat.
    Wer sich ständig Feinde macht, sollte bedenken, dass diese sich verbünden könnten.«
    Stumm saßen sie eine ganze Weile da. Durch das Fenster konnten sie beobachten, wie Matrosen die FS Püttlitz ablegefertig machten. Die Gangway wurde eingezogen, Taue gelöst.
    »Was, glaubst du, haben Robbies Dad und Jeff Rudd hinter den Bullaugen der U-196 gesehen?«, wollte Becca wissen.
    Henry wich ihrem fragenden Blick aus. Schließlich zuckte er zaghaft mit den Schultern. »Wenn sie es nicht mit einer Sinnestäuschung zu tun hatten – was wir nicht völlig ausschließen können –, wäre die naheliegendste Erklärung irgendein Meerestier. Etwas Wirbelloses, ein Oktopus zum Beispiel, oder eine große Qualle. Wenn sich so ein Glibbervieh gegen flaches Glas drückt, bilden sich Vertiefungen und Rillen, die aus der Entfernung durchaus wie ein Gesicht wirken könnten.«
    »Aber die beiden haben gesagt, das Wrack sei völlig unversehrt gewesen.«
    »Sie haben es doch gar nicht vollständig sehen können. Robbie sagte, es klemmt in einem Spalt im Meeresboden. Das bedeutet, die untere Hälfte des Rumpfes war für ihre ferngesteuerte Kamera nicht sichtbar. Dort könnte er komplett aufgerissen sein. Dann würden sich im Innern schon seit Jahrzehnten alle möglichen Tiere tummeln.«
    Becca schien nur mäßig überzeugt.
    »Was soll es denn sonst gewesen sein? Ein Taucher scheidet aus, das haben wir ja schon geklärt.« Henry stieß sie mit dem Ellenbogen in die Seite. »Überlegst du etwa ernsthaft, ob Thomas Irving mit seiner verrückten Idee recht haben und die Mannschaft der U-196 noch am Leben sein könnte?«
    Das Mädchen verzichtete auf eine Antwort. »Du hast mir noch gar nicht erzählt, wieso dein Dad sich für diese Sache interessiert«, stellte sie fest. »Ich meine, als Anthropologe fallt ein U-Boot aus dem Zweiten Weltkrieg nicht unbedingt in sein Forschungsgebiet, oder?«
    »Nicht direkt. Sein Interesse ist eher privater Natur. So wie bei dir und mir …« Henry hoffte, dass sein Lächeln nicht allzu gekünstelt wirkte. »Ich habe ihm von dem mysteriösen Fund erzählt, und da es am Borobudur gerade nicht viel für ihn zu tun gibt, wollte ersieh die Sache mal ansehen.« Verflixt! Es schmeckte Henry überhaupt nicht, Becca anzulügen, aber den wahren Grund für ihren überstürzten Abstecher nach Cilacap konnte er ihr unmöglich verraten.
    In diesem Moment tauchte Donald Wilkins neben ihm auf und ließ sich auf einen der Sitze fallen. Er schien erheblich besser gelaunt als wenige Minuten zuvor, jedoch noch immer nicht richtig zufrieden.
    »Und?«, erkundigte sich Henry, erleichtert, das Thema wechseln zu können. »Hast du etwas herausbekommen?«
    »Ja und nein. Die FS Püttlitz ist ein deutsches Schiff, genau wie wir es vermutet haben. Professor Ullrich Hauschildt arbeitet angeblich für das dortige Auswärtige Amt und leitet eine aus Bundesmitteln finanzierte Forschungsexpedition. Sämtliche Dokumente, die er vorgelegt hat, sind in Ordnung. Er konnte sogar eine Erlaubnis der indonesischen Regierung vorweisen, die ihn berechtigt, in den Gewässern südlich von Java, im Bereich des Sundagrabens, zu kreuzen und nach Belieben zu ankern.«
    »Das hat sich der Beamte auf die Schnelle alles gemerkt?«, wollte Henry wissen.
    »Er hat vorschriftsgemäß Kopien der wichtigsten Unterlagen gemacht. Nachdem Professor Hauschildt ihn behandelt hat wie einen dummen Jungen, war er nur zu gern bereit, mich einen Blick darauf werfen zu lassen.«
    »Wieso sollte die deutsche Regierung eine Expedition finanzieren, die Korallen erforscht?« Becca runzelte die Stirn.
    »Hauschildt hat natürlich gelogen. In meinen Augen ein klarer Beweis, dass es ihm um das U-Boot gehen muss.« Gedankenverloren starrte Dr. Wilkins den

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