Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
Vom Netzwerk:
aus!
    Da lässt man dich mal eben fünfzehn Jahre aus den Augen, und du hast nichts Besseres zu tun als …«
    »Sechzehn Jahre«, unterbrach ihn Henrys Vater. »Die Hochzeit mit Amber ist sechzehn Jahre her, alter Freund.«
    Die beiden Männer fielen sich in die Arme.
    »Trotzdem erinnere ich mich, als wär’s gestern gewesen«, behauptete McKenzie, als er Henrys Vater wieder losließ. »Amber war damals im fünften Monat schwanger. Verdammt, Donald, was haben wir weggeschluckt in dieser Nacht!« Sein Blick blieb an Henry hängen. »Und dieser junge Mann ist demnach …?«
    »Henry Wilkins. Freut mich, Sie kennenzulernen, Dr. McKenzie.« Henry ging mit ausgestreckter Hand auf den Biologen zu.
    »Nicht so förmlich, Junge!« McKenzie packte ihn und drückte ihn ebenfalls an seine breite Brust. »Sag Gordon zu mir. Und die Freude, verdammt, die ist ganz auf meiner Seite! Herein mit euch, ihr seid bestimmt durstig nach der langen Fahrt.« Er legte Henry die eine, seinem Vater die andere Hand auf die Schulter. »Ayla, meine Assistentin, macht einen vorzüglichen Pfirsich-Eistee, Henry. Und für Männer, die so kaputt aussehen wie dein Dad, gibt es einen Whisky Sour. Der zaubert einem etwas Farbe zurück ins Gesicht!« Seine braune Pranke tätschelte freundschaftlich Dr. Wilkins’ Schulter. »Ich vermute, du nimmst ihn immer noch lieber mit Scotch statt mit Bourbon, Donald?«
    Lächelnd folgte Henrys Vater McKenzie ins Haus.

16
     
    FORSCHUNGSSTATION MOKELE OCEANICS,
    26. SEPTEMBER 2013
     
    »Ein deutsches Militär-U-Boot also. Vor der Südküste Javas.« Gordon McKenzie sah Henry und Dr. Wilkins über den Rand seines halb gefüllten Glases hinweg prüfend an. »Verdammt noch eins! Da erforsche ich jetzt seit über sieben Jahren die Gewässer rings um dieses öde Stück Vulkangestein, und dann müssen ein Staubwühler und sein Sohn daherkommen, um mich auf so eine Sache aufmerksam zu machen.«
    »Anthropologe.« Donald Wilkins nippte schmunzelnd an seinem Glas. »Wir bevorzugen die Bezeichnung ›Anthropologe‹.«
    »Verdammt, natürlich tut ihr das.« Der Meeresbiologe ließ seinen Goldzahn aufblitzen. Henry, der ihm gegenübersaß, musste grinsen.
    Die vergangene Viertelstunde hatten sie in Dr. McKenzies Büro zugebracht, einem lichtdurchfluteten Raum mit heller Holztäfelung und großen Fenstern, vor denen saftig grünes Buschwerk wucherte. Die Einrichtung bestand aus einem gläsernen, penibel aufgeräumten Schreibtisch mit einem riesigen iMac darauf sowie einer straff gepolsterten Sitzgruppe aus schwarzem Leder. Der einzige persönliche Gegenstand war ein gerahmtes Foto an der Wand, das einen deutlich jüngeren Dr. McKenzie inmitten afrikanischer Savanne zeigte, Arm in Arm mit einem älteren schwarzen Paar, vermutlich seinen Eltern.
    Hinter dem Schreibtisch befand sich eine gläserne Schiebetür. Dahinter lag ein von bläulichem Kunstlicht erhelltes Laboratorium. Zwei Frauen und ein Mann in blauen Kitteln mit Mokele- Logos arbeiteten dort an Apparaten, die wie überdimensionale Mikroskope aussahen. Computermonitore flimmerten. Auf einem meterlangen gemauerten Podest in der Mitte des Raumes blubberten mehrere riesige Aquarien vor sich hin. Sie waren viel schwächer beleuchtet als die Schaubecken, die man aus Zoos kannte. Undeutlich erahnte Henry Bewegung im Dunkelgrün der Tanks.
    Nachdem McKenzie seine Besucher wie versprochen mit Getränken versorgt hatte, wollte er zunächst erfahren, was hinter Donald Wilkins’ stark verändertem Äußeren steckte. Henrys Vater griff notgedrungen auf die Geschichte zurück, die er und die anderen Expeditionsteilnehmer nach ihrer Rückkehr aus der Antarktis schon so oft verwendet hatten: dass er sich am Südpol mit einem unbekannten Virus infiziert hätte, welcher durch spontane DNS-Mutation zu unkontrollierbarem Zellwachstum führte, ähnlich einem Krebsgeschwür. Dabei verschwieg er wie stets sämtliche Fakten, die die Alten Wesen und die Stadt im Eis betrafen, um nicht unbeabsichtigt Interesse an deren Hinterlassenschaften zu wecken. Außerdem wollte er vermeiden, dass man ihn und seine damaligen Begleiter für verrückt erklärte.
    So routiniert und äußerlich unbewegt sein Vater die altbekannten Phrasen abspulte, Henry spürte, wie unwohl ihm dabei war, seinen alten Freund anzulügen. Mehr als einmal geriet er ins Stocken, als müsste er überlegen, ob er sich McKenzie nicht doch anvertrauen sollte. Doch er entschied sich dagegen, wie jedes Mal.
    Im Anschluss berichtete

Weitere Kostenlose Bücher