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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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Probleme, Professor Hauschildt?«, grunzte er im erbärmlichsten Englisch, das Henry seit Langem gehört hatte.
    Der Mann in Schwarz fixierte den Schalterbeamten wie eine Schlange ein Kaninchen kurz vor dem Zubeißen. Der Blick des Bediensteten flackerte unsicher zwischen dem Schrank und seinem Vorgesetzten hin und her, dann stieß er etwas aus, das ein indonesischer Fluch sein mochte, griff zu einem Gestell mit Stempeln und hämmerte einen auf das vor ihm liegende Dokument. Er blätterte ein paar Seiten weiter und verewigte zwei weitere Stempel an anderen Stellen, dann klappte er die Kladde zu und gab sie dem Mann im Gehrock zurück, der sich ironisch verneigte. Gefolgt von dem Gorilla im roten Polohemd wandte er sich ab und entfernte sich in Richtung Ausgang.
    Henrys Vater, der die Szene interessiert verfolgt hatte, setzte sich in Bewegung und eilte hinter den beiden Männern her.
    »Professor Hauschildt?«
    Der Schwarzgekleidete blieb so abrupt stehen, dass sein Begleiter ihn beinahe über den Haufen rannte.
    Dr. Wilkins setzte ein entschuldigendes Lächeln auf. »Bitte entschuldigen Sie, aber Ihr Gespräch mit dem Beamten war nicht zu überhören. Mein Name ist Dr. Donald Wilkins. Ich arbeite für die University of Toronto.« Er streckte dem anderen eine Hand hin. »Sie leiten eine wissenschaftliche Expedition an Bord der FS Püttlitz. «
    Der Mann starrte ihn aus unergründlich dunklen Augen an. »Warum interessiert Sie das?«
    »Ich, nun …« Dr. Wilkins zog seine noch immer in der Luft hängende Hand zurück. »Es ist so: Wir haben vom Fund eines gesunkenen deutschen U-Boots wenige Meilen vor der Küste gehört. Da Ihr Schiff allem Anschein nach Ausrüstung für eine Unterwasseroperation mitfuhrt, kam mir der Gedanke, Sie könnten wegen dieses Schiffswracks nach Java gekommen sein.« Er machte ein hoffnungsvolles Gesicht. »Sollte dem so sein, wäre ich Ihnen ausgesprochen dankbar, wenn Sie einen akademischen Kollegen …«
    Der Koloss mit dem Neandertalergesicht trat einen Schritt vor. »Es gibt kein U-Boot«, knurrte er.
    Hauschildt hob eine Hand, worauf sein Begleiter in der Bewegung erstarrte. »Ich fürchte, Sie täuschen sich, Dr. Wilkins. Libenter homines id, quod volunt, credunt, wie es Julius Caesar so treffend formulierte. Das Forscherteam, dem ich vorstehe, ist in den Indischen Ozean gekommen, um einige seltene Korallenarten zu erforschen. Von einem gesunkenen U-Boot wissen wir nichts. Darüber hinaus würde ein solcher Fund uns als Meeresbiologen auch kaum interessieren.« Er nickte unverbindlich und wandte sich ab. »Es hat mich gefreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Dr. Wilkins.«
    Die Männer setzten sich in Richtung Tür in Bewegung.
    »Hören Sie, Herr Professor …« Henrys Vater eilte hinter den beiden her und streckte eine Hand aus, um Hauschildt an der Schulter zu berühren. Doch dazu sollte es nicht kommen.
    Der Riese fuhr herum und rammte Wilkins eine flache Hand vor die Brust. »Hast du nicht gehört, was der Professor gesagt hat?«, schnaufte er.
    Dr. Wilkins starrte ungläubig von der Hand des Kolosses zu dessen Gesicht empor, dann Hilfe suchend zu Hauschildt.
    Der Professor, der in der Zwischenzeit die Tür erreicht hatte, drehte sich mit gelangweilter Miene um. »Es ist gut, Artur. Wir gehen.«
    Der Neandertaler starrte Wilkins sekundenlang an, dann ließ er die Hand sinken und folgte seinem Herrn. Hauschildt tippte sich mit dem Finger an eine imaginäre Hutkrempe. »Cave canem, Doktor«, sagte er, trat nach draußen und ließ die Tür hinter sich zufallen.
    »Eine Unverschämtheit!«, stieß Becca hervor, als Henrys Vater zu ihnen zurückkehrte. »Was fällt denen ein, so mit Ihnen umzuspringen?«
    »Damit wäre wohl alles klar«, fand Henry. »Diese Leute sind wegen des U-Boots hier. Und aus irgendeinem Grund versuchen sie, die Sache geheim zu halten.« Nach einem kurzen Seitenblick zu Becca fügte er hinzu: »Ich denke, spätestens jetzt wissen wir auch, wer der Mann war, der Robbies Vater und seinem Partner Redeverbot erteilt hat.«
    Sie nickte bestätigend.
    »Ein richtiger kleiner Sonnenschein, dieser Professor Hauschildt.« Das Gesicht von Henrys Vater hatte einen verschlagenen Ausdruck angenommen. »Aber wie alle Ekelpakete dieser Welt ist er sich einer wichtigen Tatsache nicht bewusst: Wo gehobelt wird, fallen Späne.« Damit wandte er sich dem Schalterbeamten zu, der Hauschildts Anliegen bearbeitet hatte.
    Henry ahnte, was sein Vater vorhatte, und bedeutete Becca, ihm in

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