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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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abschätzend an. »Bei diesem Kampf ging es nicht zufällig um Mom, oder?«
    Donald Wilkins lachte auf. »Bewahre! Deine Mutter und ich lernten uns erst rund zwei Jahre später kennen.« Er runzelte die Stirn, als ihm ein Gedanke kam. »Aber wer weiß, wie die Dinge sich entwickelt hätten, wenn Gordon damals klein beigegeben und mir bei unserem gemeinsamen Schwärm den Vortritt gelassen hätte?« Er zwinkerte Henry zu. »Vielleicht hat er durch sein Verhalten indirekt dafür gesorgt, dass ich fünf Jahre später stattdessen deine Mom heiraten sollte … und dafür, dass es dich heute gibt?«
    »Ich werde mich bei passender Gelegenheit bei ihm dafür bedanken, dass er dir damals die Hand gebrochen hatte«, erwiderte Henry trocken. »Und trotz der Keilerei seid ihr Freunde geworden?«
    »Sogar sehr gute, du wirst lachen. Als wir damals gemeinsam mit dem Taxi ins Krankenhaus fuhren, beschlossen wir, dass Frauen einen solchen Aufwand nicht wert seien. Nachdem wir verarztet waren, fuhren wir zurück in die Stadt und soffen uns gemeinsam die Hucke voll. Von diesem Abend an waren wir so miteinander.« Dr. Wilkins überkreuzte Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand und grinste Henry an.
    »Augen auf die Straße, Dad!«
    »In den folgenden Jahren hielten wir regelmäßigen Kontakt. Gordon besuchte mich, wenn er nach Kanada kam, ich schaute bei ihm vorbei, wenn es mich nach Afrika oder nach Amerika verschlug, wo er später arbeitete. Ich sah ihn das letzte Mal, als ich deine Mom heiratete. Er kam eigens von Kalifornien hochgeflogen, um uns zu gratulieren. Seitdem haben wir uns leider etwas aus den Augen verloren. Hie und da eine Mail zu Weihnachten oder zum Geburtstag, das war alles. Aber aus einer dieser Mails weiß ich, dass Gordon vor sieben Jahren nach Java gegangen ist. Er hatte die Schnauze voll von dem bürokratischen Apparat, den man als Wissenschaftler immer wieder ankurbeln muss, um an Gelder für Forschungsprojekte zu kommen, und von all den damit einhergehenden Zwängen und Verpflichtungen. Typen wie unser Dr. Weisman sind im Universitätsbetrieb heute leider nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel.« Dr. Wilkins schnaubte verächtlich. »Wie auch immer, Gordon nahm einen Kredit auf und gründete sein eigenes Institut. Es liegt ziemlich außerhalb, auf einer Halbinsel vor der Südküste.«
    Henry zog die Landkarte auf seinem Schoß zurate und fand die besagte Halbinsel fast sofort. Sie war oval und über einen schmalen Streifen Land mit dem Rest der Insel verbunden. Auf der Landbrücke lag eine Stadt namens Pangandaran.
    »Was erhoffst du dir von dem Treffen mit Dr. McKenzie?«, wollte Henry wissen.
    Erneut zog ein geheimnisvolles Lächeln über Donald Willems’ Gesicht. »Sagen wir, ich habe die Hoffnung, dass Gordon sich in den vergangenen Jahren einen ganz bestimmten Traum verwirklicht hat, von dem er bereits als Student regelmäßig gesprochen hat. Wir werden sehen, ob sie berechtigt ist.«
    Pangandaran, das sie wenig später erreicht hatten, wies so gut wie keine Ähnlichkeit mit Cilacap auf. In der kleinen Stadt gab es kaum Industrie, stattdessen drängten sich auf der schmalen Landzunge Hotels und Ferienresorts aneinander, begrenzt von einem langen Sandstrand im Westen sowie einer ebenso langen Uferstraße mit etlichen Bootsanlegestellen im Osten. Dr. Wilkins hatte den Land Rover quer durch die Stadt nach Süden gelenkt, bis sie die Halbinsel erreichten. Von dort hatten Schilder mit lachenden Plesiosauriern ihnen den Weg zu Mokele Oceanics gewiesen.
    Als sie aus dem Wagen stiegen und auf den staubigen Innenhof der Forschungsstation hinaustraten, öffnete sich die Tür des großen Gebäudes, und ein korpulenter Mann mit kaffeebrauner Haut trat heraus. Er trug ein Mokele Oceanics-Shirt und kurze Hosen. Um seinen kugelförmigen Kopf lag ein millimeterkurzer, schwarzer Haarkranz.
    Als er Dr. Wilkins erblickte, entblößte er zwei Reihen riesiger weißer Zähne. Henry fiel auf, dass einer der vorderen Schneidezähne golden glänzte.
    »Donald? Donald Wilkins, bist du’s wirklich? Verdammt, als du vorhin angerufen hast, dachte ich zuerst, da erlaubt sich jemand einen Scherz mit mir!« Begeistert kam der Schwarze auf sie zu. Bevor er Henrys Vater in die Arme schließen konnte, geriet sein Lächeln jedoch merklich ins Wanken. Dr. McKenzie hatte die krankhafte Blässe und die tiefen Falten im Gesicht seines ehemaligen Studienkollegen entdeckt.
    »Himmel, was ist passiert, Donald? Du siehst … beschissen

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