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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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Dr. Wilkins, was ihn und sein Team nach Java geführt hatte. McKenzie hatte von befreundeten Wissenschaftlern bereits von der Entdeckung eines Hohlraums unterhalb des Borobudur-Tempels erfahren und erkundigte sich interessiert nach dem Verlauf der Untersuchungen. Auch hier gab Henrys Vater nur das Nötigste preis; von den Reliefs im oberen Bereich der Halle und seiner persönlichen Interpretation der Bilder sagte er nichts.
    Schließlich kam er auf den Grund für seinen und Henrys Besuch zu sprechen: das gesunkene U-Boot vor der Küste und die eigenartigen Vorkommnisse, die seine Entdeckung nach sich gezogen hatte.
    »Soweit ich weiß, sind in der Endphase des Zweiten Weltkrieges immer wieder deutsche Schiffe auf See verschollen.« McKenzie betrachtete die nahezu geschmolzenen Eiswürfel in seinem Glas. »Hunderte, wenn nicht Tausende deutscher U-Boote kreuzten damals durch die Weltmeere, und etliche davon wurden bei Feindbegegnungen irgendwo im Nirgendwo versenkt, ohne dass es je Aufzeichnungen darüber gegeben hätte. Es wäre nicht sonderlich überraschend, sollte eines davon im Indischen Ozean abgesoffen sein.«
    »Mysteriös ist die Sache dennoch«, beharrte Donald Wilkins. »Erst verbietet jemand den Findern des Wracks den Mund, und plötzlich taucht ein millionenschweres Forschungsschiff in Cilacap auf.«
    »Dass die Deutschen ein Forschungsschiff schicken, wenn ein lange verschollenes U-Boot entdeckt wird, ist im Grunde nicht verwunderlich«, fand McKenzie. »Der Aufwand, den dieser Professor betreibt, erscheint dagegen schon etwas ungewöhnlich … von seinen Geheimhaltungsversuchen mal ganz abgesehen.« Der Meeresbiologe stellte sein Glas auf den gläsernen Couchtisch und stand auf. »Vielleicht hilft es, wenn wir uns ein bisschen über dieses Wrack schlaumachen? Möglicherweise gibt es in der Geschichte der U-196 etwas, das Licht in die Angelegenheit bringt.« Er umrundete den Schreibtisch, nahm auf dem Drehstuhl dahinter Platz und aktivierte den iMac.
    »Was hast du vor?« Henrys Vater erhob sich mit fragender Miene.
    »Ich will prüfen, was die IND über ein deutsches U-Boot mit der Kennung U-196 zu berichten weiß.« McKenzie begann, auf die Tastatur des Rechners einzuhämmern.
    »IND?«
    »Das Kürzel steht für International Nautic Database. Ein Verzeichnis aller je in internationalen Gewässern registrierten Wasserfahrzeuge, extrem gut bestückt. Die frühesten Archiveinträge reichen zurück in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn wir dort nichts über das betreffende Tauchboot fänden.«
    Henry stand ebenfalls auf und ging zu den Männern hinüber. Vor der gläsernen Tür blieb er kurz stehen und beobachtete die Wissenschaftler auf der anderen Seite bei der Arbeit mit den Aquarien. »Woran forschen Sie hier, Gordon?«
    »Meine Mitarbeiter und ich untersuchen die Auswirkung hydrothermaler Quellen auf die Unterwasserflora und -fauna«, gab McKenzie abwesend zurück. »Vielleicht hast du schon davon gehört, dass es auf dem Grund des Meeres Quellen gibt, die Wasser ausstoßen, das um ein Beträchtliches heißer ist als das umgebende.«
    Henry nickte.
    »Tiere und Pflanzen in solcherart beheizten Zonen unterscheiden sich von denen, die in den entsprechenden Tiefenregionen sonst üblich sind.« McKenzie wies ohne aufzusehen durch die Scheibe. »In den Tanks simulieren wir die Temperatur- und Druckverhältnisse verschiedener Meerestiefen und studieren die Auswirkungen von Temperaturänderungen auf das Verhalten von Würmern, Krebsen und Bakterien. Zumindest soweit dies unter Laborverhältnissen möglich ist. Der größere und wichtigere Teil unserer Arbeit passiert draußen. Vor Ort, wenn du so willst …«
    Henry bemerkte, dass die Wassertanks nicht offen, sondern mit dicken Eisenlidern hermetisch verschlossen waren. Wenn er die Augen zusammenkniff, konnte er im Innern zerklüftete Gesteinsformationen erkennen, umwabert von etwas, das an dicken weißen Rauch erinnerte. Auf den künstlichen Riffen wucherten pelzige Pflanzen, die wie Haar im Wasser auf und ab wogten. Kleine Lebewesen krabbelten oder schwammen darin herum, möglicherweise Krebse oder Würmer.
    Henry wandte sich ab und gesellte sich zu seinem Vater und McKenzie.
    »Da haben wir sie ja schon, die U-196.« Der Meeresbiologe deutete auf den Monitor, wo eine Tabelle mit Dutzenden eng beschriebener Spalten zu sehen war. Das meiste waren Abkürzungen und Zahlen. Außer der etwas dicker gesetzten Kennung des

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