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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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Arsch«, zischte McKenzie und versuchte, die Motoren zu höherer Leistung anzutreiben. Doch die Ki’tenge fuhr bereits mit maximaler Geschwindigkeit.
    Die Scheinwerfer des Tauchboots waren noch immer ausgeschaltet, sie flogen nahezu im Blindflug durch das graublaue Zwielicht dahin. Nur backbord, wo die Walküre mit ihren starken Frontscheinwerfern neben ihnen herglitt, durchschnitten zwei grellweiße Kegel das Wasser.
    McKenzie schnaubte und aktivierte die bordeigenen Lampen. Die Scheinwerfer flammten auf – und erhellten innerhalb eines Sekundenbruchteils eine meterhohe, graue Wand, keine zehn Meter vom Bug der Ki’tenge entfernt.
    Sie hielten direkt auf die U-196 zu!
    Ein vierstimmiger Entsetzensschrei hallte durch die enge Kabine. Gedankenschnell griff McKenzie nach den Schubhebeln für die Heckmotoren und riss sie nach hinten. Henry, der dem Biologen während der Herfahrt beim Umgang mit der Steuerung zugesehen hatte, hechtete nach vorn und legte die Verstellhebel der Seitenstrahler um. Fast augenblicklich verlor das Tauchboot an Fahrt, der Bug neigte sich steil nach oben. McKenzie dankte ihm mit einem knappen Nicken und drückte mehrere Knöpfe. Ein Rauschen ertönte, als Druckluft in die Tauchzellen über ihren Köpfen geblasen wurde. In einem Wirbel aus Bläschen und Schaum entwichen Tausende Liter Meerwasser aus den Stahlkammern.
    Ein erneuter Blick aus dem Frontfenster zeigte Henry, dass die Ki’tenge stieg, jedoch nicht rasch genug. Nur noch wenige Meter trennten ihren Bug vom verkrusteten Rumpf des U-Boots …
    »Verdammt, es reicht nicht!«, brüllte McKenzie dicht neben seinem Ohr.
    In diesem Augenblick sackte die Walküre neben ihnen abrupt abwärts und verschwand aus ihrem Sichtbereich.
    Die graue Wand wurde immer größer.
    »Wenn wir mit dem Frontfenster gegen das U-Boot prallen, platzt das Glas wie eine Eierschale«, keuchte McKenzie.
    Henry spürte, wie sich Beccas Finger schmerzhaft in seine Schulter krallten. »Ich will nicht sterben«, flüsterte sie.
    Plötzlich wurde die Ki’tenge mit der Wucht einer Dampframme in die Höhe katapultiert. Das Boot bockte wie ein wütender Esel und stieg innerhalb eines Wimpernschlags rund fünf Meter. Henrys Beine knickten ein, er suchte panisch an der Lehne des Pilotensitzes Halt.
    Eine Sekunde darauf hatte die Ki’tenge das U-Boot-Wrack erreicht … und glitt haarscharf darüber hinweg. Einer der beiden unterhalb des Frontfensters angebrachten Manipulatoren schabte mit übelkeiterregendem Kreischen über den grauen Rumpf. Die Aluminiumstreben bogen sich, dann brach der Greifer mit einem vernehmlichen Knacksen ab.
    Der Rest des Tauchboots passierte das Wrack unbeschädigt.
    »Himmel, das war knapp!« Henry atmete zischend aus.
    »Was war das für ein Stoß?« Auf Dr. Wilkins’ Stirn glitzerte, der Kälte in der Kabine zum Trotz, ein dünnes Netz aus Schweißperlen.
    Statt einer Antwort deutete Gordon McKenzie durch das Frontfenster nach backbord. Dort war von Neuem der schlanke Umriss der Walküre aufgetaucht. Die Schnauze des Gleiters war zerbeult wie eine leere Colabüchse.
    »Die haben uns gerammt?«, vergewisserte sich Becca ungläubig. Sie löste ihre Finger von Henrys Arm und sah sich hektisch im Innenraum der Ki’tenge um. »Sinken wir jetzt?«
    McKenzie, der instinktiv die Instrumente kontrolliert hatte, schüttelte den Kopf. »Kein Wassereinbruch, kein Druckabfall. Der Pilot muss unsere stabilste Stelle getroffen haben. Er scheint sich mit Unterwasserfahrzeugen auszukennen.« Mit gerunzelter Stirn musterte er den Schaden am anderen Boot. »Für ihn war das Manöver riskanter. Hätte sich der Rumpf des Gleiters nur ein klein wenig stärker verformt, hätte die Glaskuppel reißen können.«
    »Der Kerl will immer noch, dass wir ihm zur Station folgen.« Henry deutete auf den Mann in Schwarz, der erneut mit den Armen in die Richtung wies, aus der sie kamen. Mittlerweile wirkte es deutlich energischer als zuvor, richtiggehend wütend.
    »Wenn er uns etwas zu sagen hat, kann er mit uns auftauchen und das an der Oberfläche erledigen.« McKenzie griff zum Steuerhebel und signalisierte dem Mann im anderen Boot, dass er aufzutauchen gedachte.
    Der Uniformierte stierte sekundenlang herüber, schien etwas zu seinem Piloten zu sagen.
    Dann zog die Walküre nach rechts und rammte die Ki’tenge in die Seite.

22
     
    400 METER UNTER DEM INDISCHEN OZEAN,
    27. SEPTEMBER 2013
     
    Donnernd krachte Stahl auf Stahl. Das kleine Tauchboot kippte zur Seite, Dr.

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