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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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Wilkins verlor den Halt und stürzte der Länge nach gegen die Kabinenwand, wobei er mit dem Ellenbogen mehrere Digitalanzeigen zertrümmerte. Becca ging ebenfalls zu Boden, wobei sie aus Reflex erneut nach Henrys Arm griff und ihn mit sich riss. Einzig Dr. McKenzie konnte sich in seinem Pilotensitz halten, vor dem es an rund einem Dutzend Stellen des Armaturenträgers hektisch zu flackern begonnen hatte. Ein unheilvolles, schrilles Piepsen ertönte, dazu ein dumpfer elektrischer Gong, wie er in manchen Autos auf nicht angeschnallte Passagiere hinweist. Irgendwo entwich zischend Luft.
    Mit klopfendem Herzen stemmte sich Henry vom Boden hoch. Er schmeckte Blut im Mund, und für einen kurzen Moment fürchtete er, sich beim Aufprall auf den stählernen Boden einige Zähne ausgeschlagen zu haben. Doch es war nur seine Oberlippe, die aufgeplatzt war. Stöhnend richtete er sich auf.
    »Verdammt, der Kerl muss verrückt sein!« McKenzie hämmerte auf den Knöpfen der Steuerkonsole herum. »Erst rettet er uns das Leben, dann bringt er uns und sich selbst in Lebensgefahr.« Mehrere der blinkenden Lichter verloschen. Der Biologe fuhr einen Teil des Systems herunter, aktivierte mit fliegenden Fingern Not- und Assistenzsysteme. Ein paar Sekunden später setzte auch der Gong aus. Unsicher wie ein Betrunkener richtete sich die Ki’tenge auf.
    »Bist du in Ordnung, Dad?« Besorgt sah sich Henry nach seinem Vater um.
    Doch Dr. Wilkins war längst wieder auf den Beinen. Ein dünnes Blutrinnsal lief von seiner linken Schläfe über seine Wange, offenbar hatte er sich bei seinem Sturz den Kopf an der Wand angeschlagen. Während er mit einer Hand ein Taschentuch aus der Hosentasche fummelte, um die Wunde zu versorgen, signalisierte er Henry, dass er okay war.
    »Danke der Nachfrage, mir geht’s auch gut!« Strampelnd zog Becca ihre Beine unter Henry hervor. Er war der Länge nach über sie gestürzt, doch ihrer Reaktion entnahm er, dass ihr nichts Ernstliches passiert war.
    »Wie schlimm sind die Schäden, Gordon?« Dr. Wilkins eilte zu seinem Freund in die Kanzel.
    »Minimaler Druckabfall«, gab McKenzie mit starrer Miene zurück. »Ich denke nicht, dass der Druckkörper undicht geworden ist, es dürfte eher ein paar der außen verlegten Zuleitungen erwischt haben. Ach ja, und ein paar unserer Lampen hat’s gekostet.«
    Er deutete durch das Frontfenster. Das Chromgestell, das die Bugscheinwerfer hielt, war durch den Aufprall teilweise abgerissen worden. Die linke Hälfte baumelte irgendwo unterhalb des Tauchboots in die Tiefe, gehalten nur noch von einigen Kabeln.
    »Sind wir noch manövrierfähig?«
    Der Meeresforscher nickte. »Aber einen weiteren Schubser überstehen wir nicht, so viel ist klar.« Wütend starrte er nach backbord, wo die Walküre erneut Position bezogen hatte und mit gleichbleibender Geschwindigkeit neben ihnen herglitt. Der Rumpf des Gleiters war an der Seite leicht eingedrückt, ansonsten schien er den Zusammenprall unbeschädigt überstanden zu haben.
    »Diese Typen sind total meschugge«, murmelte McKenzie. »Riskieren ohne zu zögern unser und ihr eigenes Leben. Wofür?«
    »Offenbar ist es ihnen ziemlich wichtig, dass wir mit ihnen zu ihrem Stützpunkt kommen«, vermutete Becca. »Da, sehen Sie? Der Kerl wiederholt seine Aufforderung schon wieder.«
    »Aber was wollen die von uns?« Henry runzelte die Stirn. Unvermittelt erschien etwas Weißes unter seiner Nase. Es war ein Taschentuch.
    »Du blutest«, erklärte Becca und deutete auf seine geplatzte Lippe.
    »Danke.«
    »Ich werde versuchen, per Funk jemanden an der Oberfläche zu erreichen.« McKenzie hatte das Sprechteil des Funkgeräts bereits in der Hand. Doch bevor er dazu kam, eine Frequenz einzustellen, wurde das Innere des Tauchboots mit einem Mal in grelles Licht getaucht.
    Der feindliche Gleiter hatte sich vor sie gesetzt und gewendet, sodass seine Schnauze mit den beiden seitlich in die Stahlhülle eingelassenen Strahlern direkt auf die Ki’tenge zielte. Allem Anschein nach verfügte die Walküre auch über einen Rückwärtsgang, denn obwohl McKenzie das Boot noch immer mit voller Kraft vorwärtssteuerte, verringerte sich der Abstand zwischen den Fahrzeugen nicht.
    Die Drohung, die von dem Unterwasserfahrzeug und seinem wild gestikulierenden Insassen ausging, war unmissverständlich.
    »Wenn er jetzt Schub gibt, sind wir in drei Sekunden Fischfutter.« McKenzie ließ das Sprechteil des Funkgeräts sinken.
    »Dann tu in Gottes Namen, was er

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