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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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verlangt, Gordon.« Dr. Wilkins trat an die Scheibe und signalisierte dem Fremden, dass sie gehorchen würden.
    McKenzie nahm Fahrt weg und änderte die Richtung. Als er vorsichtig Schub gab, setzte sich der schnellere Gleiter sofort wieder neben sie. Er kam so nahe, dass Henry sich einbildete, ein zufriedenes Grinsen im Gesicht des Schwarzgekleideten zu erkennen.
    Schweigend legten sie die Strecke zur Station zurück. McKenzie hatte das nervtötende Alarmpiepsen abgeschaltet. Lediglich das anhaltende Zischen sowie ein gelegentliches müdes Ächzen aus der stählernen Konstruktion wiesen darauf hin, wie angeschlagen ihr Tauchboot war.
    Als sie den ersten der sechs Stützpfeiler passierten, schoss die Walküre plötzlich vorwärts. Sie beschrieb einen Bogen und blieb unter einer quadratischen Öffnung im Boden der Station stehen. Eine quadratische Hebebühne, deren Grundfläche exakt den Maßen der Öffnung entsprach, war an vier hydraulisch ausfahrbaren Eckpfeilern bis zum Meeresboden herabgelassen.
    Der Mann in Schwarz gestikulierte. McKenzie folgte seiner Anweisung und ließ die Ki'tenge senkrecht aufsteigen, durch die Luke und ins Innere des Habitats.
    Oberhalb der Öffnung lag ein großer, vollständig mit Wasser gefüllter Raum. Kaum waren sie drinnen, ertönte von unten ein dumpfes Summen – die Hebebühne wurde eingefahren, bis sie die Luke passgenau verschloss. Sofort setzte ein orkanartiges Rauschen und Gurgeln ein, das von überallher gleichzeitig zu kommen schien.
    Kaum dreißig Sekunden später setzte der Rumpf der Ki'tenge mit einem metallischen Klonk auf dem Boden der Kammer auf.
    »Eine Schleuse«, stellte McKenzie fest. »Und zwar eine verflucht effektive. Wir sitzen schon fast auf dem Trockenen!« Er deutete auf die Frontscheibe, die nur noch halb von schäumendem Meerwasser bedeckt wurde.
    Zwei Minuten später war der Abpumpvorgang abgeschlossen. Helles Neonlicht flammte auf. Henry erkannte einen Raum mit vergitterten Absaugöffnungen im Boden. Tropfende Rohre verliefen wie Adern über Decke und Wände.
    Widerhallende Schritte verkündeten, dass sich mehrere Personen dem Tauchboot näherten. Die Ki'tenge erzitterte, als jemand am Rumpf emporkletterte und begann, sich oben an der Einstiegsluke zu schaffen zu machen.
    »Jetzt bin ich aber mal verdammt gespannt!« McKenzie erhob sich, schob sich mit grimmigem Gesicht an Henry und den anderen vorbei und entriegelte die Luke von innen. Die schwere Glaskuppel klappte auf, und er kletterte nach oben.
    Henry hörte, wie der Biologe draußen zu einer wütenden Schimpftirade ansetzte – und abrupt wieder verstummte. Er sprang auf, wurde jedoch von seinem Vater zurückgehalten.
    »Ich zuerst. Diese Leute sind gefährlich!« Mit diesen Worten kletterte Dr. Wilkins die Leiter hinauf.
    Henry und Becca sahen sich an, dann zuckte das Mädchen mit den Schultern. »Egal, was uns da draußen erwartet, es kann nicht schlimmer sein als zu ertrinken.« Sie drehte sich um und verschwand ebenfalls.
    Zögernd packte Henry eine der kalten Leitersprossen und zog sich nach oben. Er streckte den Kopf über den Rand der Luke und atmete tief ein. Die Luft roch nach Salzwasser und nassem Stahl. Er kletterte zwei Sprossen höher – und erstarrte.
    Vor ihm, auf dem Steuerbord tank der Ki’tenge, stand eine hünenhafte Gestalt und zielte mit einer schwarzen Maschinenpistole genau auf sein Gesicht.
    Vorsichtig ließ Henry seinen Blick höher wandern. Er war nicht überrascht, als er feststellte, dass er die Person hinter der Waffe kannte. Er hatte sie erst kürzlich gesehen, im Hafen von Cilacap.
    »Worauf wartest du, du kleiner Scheißer? Brauchst ’ne Extraeinladung, wa?«
    Der Neandertaler mit dem blondierten Bürstenschnitt machte eine ruckartige Bewegung mit der MP, und Henry beeilte sich, aus dem Boot zu klettern.

23
     
    UNTERWASSERHABITAT NEUSCHWABENLAND,
    27. SEPTEMBER 2013
     
    Stumm marschierten Henry, sein Vater, Becca und Dr. McKenzie die stählernen Flure entlang. Der blonde Riese sowie zwei weitere bewaffnete Männer, alle in schwarzen Monturen, eskortierten sie. Die MPs, die sie routiniert mit beiden Händen im Anschlag hielten, erstickten jeden Gedanken an Flucht im Keim.
    Die Gänge jenseits der Schleusenkammer glichen sich wie ein Ei dem anderen. Sie waren breit genug für je zwei Personen und ungefähr einen Meter neunzig hoch. Letzteres hatte zur Folge, dass der Schläger mit dem Bürstenschnitt beim Gehen den Kopf tief zwischen die massigen Schultern ziehen

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