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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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musste, um mit seiner starren Haarpracht nicht ständig die Decke zu streifen. Unverkleidete Neonröhren spendeten kaltes, unsympathisches Licht. Ein verwirrendes Muster von Leitungen und Rohren bedeckte Wände und Decke, die wie der Boden in einem kräftigen Blau lackiert waren. Hin und wieder fielen Henry mit Schablonen aufgesprühte Zahlen und Buchstaben ins Auge, aber er hatte keine Ahnung, was die Kürzel zu bedeuten hatten.
    »Unglaublich!« McKenzie schien mit jedem Schritt weniger fassen zu können, wo er sich befand. »Ein Habitat dieser Größe, in einer solchen Tiefe … Es muss Hunderte Millionen Dollar gekostet haben, so etwas zu entwickeln.«
    »Schnauze da vorn!« Die Stimme des Blonden ließ keinen Zweifel, dass er nicht zum Spaßen aufgelegt war.
    Hinter einer weiteren Ecke weitete sich der Flur zu einer ovalen Kammer, an deren Seitenwänden je vier zylinderförmige Maschinen installiert waren. Sie reichten bis unter die Decke, mit der sie durch mannsdicke Rohre verbunden waren, und gaben ein tiefes, gleichmäßiges Brummen von sich.
    »Die Pumpanlage«, stieß McKenzie hervor. »Zum Leeren der Druckschleuse, die wir gerade benutzt haben.« Mit zusammengekniffenen Augen las er einige technische Daten von einer Plakette auf der Vorderseite einer Maschine ab. »Nicht zu fassen! Diese Babys verfügen jeweils über fünfhundert Pferdestärken. Mit einem einzigen solchen Ding könnte man …«
    Ein dumpfer Schlag, und der Ozeanologe verstummte. Henry fuhr herum und sah noch, wie der blonde Hüne den Kolben seiner MP wieder senkte. McKenzie war vor ihm auf die Knie gesackt und umklammerte mit beiden Händen seinen Hinterkopf. Zwischen seinen kaffeebraunen Fingern sickerte rotes Blut hervor.
    »Ich hab gesagt, Schnauze«, wiederholte der Riese. Zu seinem aggressiven Ton gesellte sich ein boshaftes Grinsen, das wenig Gutes erwarten ließ. »Schwerhörig, wa?«
    »Du Schwein!« Mit erhobenen Fäusten stürzte Becca auf den Koloss zu, der sie um mindestens drei Köpfe überragte.
    »Nicht! Bleib hier!« Henry verkrampfte sich. Die Vorstellung, der Schlägertyp könnte ihr etwas antun, krampfte ihm den Magen zusammen.
    Becca sprang in die Höhe, die zu Klauen geformten Hände vorgestreckt. Bevor sie ihre Fingernägel jedoch in die breite Visage des Blonden graben konnte, war dessen freie Hand nach vorn gezischt und hatte sie klatschend ins Gesicht getroffen. Beccas Sprung endete abrupt, sie segelte rückwärts und landete rücklings auf dem Boden.
    Automatisch trat Henry vor. Er wusste, dass er gegen den Koloss nicht die geringste Chance hatte, aber das Adrenalin in seiner Blutbahn ließ ihn jede rationale Überlegung beiseitewischen.
    Zwei schnelle Schritte brachten ihn zwischen den Blonden und das Mädchen. Er suchte mit gespreizten Beinen festen Stand und hob die Fäuste.
    Die Schweinsäuglein des Neandertalers blitzten erfreut, und er hob erneut den Kolben seiner Maschinenpistole.
    »Stopp!«
    Die Mündung einer zweiten MP bohrte sich in Henrys Rippen. Ein Stück weiter rappelte sich Becca stöhnend vom Boden hoch. »Lass gut sein, Henry«, nuschelte sie, den Kopf in den Nacken gelegt. Aus ihrem linken Nasenloch rann ein dünner Blutfaden. »Es war blöd von mir auszuflippen.«
    Henry knirschte in hilfloser Wut mit den Zähnen. Doch er konnte nichts tun.
    »Wie geht es dir, Gordon?« Besorgt beäugte Henrys Vater McKenzies Kopfverletzung.
    »Ich bin okay.« Mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Wut betrachtete der Meeresbiologe das Blut an seinen Händen.
    »Können wir jetzt weitergehen, oder will vorher noch jemand ein paar in die Fresse?«, erkundigte sich der Blonde.
    Henry schluckte eine scharfe Erwiderung herunter, wandte sich um und marschierte in die Richtung, die die Kerle mit den Waffen wiesen.
    Am entgegengesetzten Ende der Pumpstation schloss sich ein Korridor an, dem sie bis zu einem Fahrstuhl folgten. Die Kabine war ziemlich eng, und mit Henry, Dr. Wilkins, Becca und McKenzie eigentlich voll. Das scherte den Blonden allerdings herzlich wenig. Ungerührt quetschte er sich zwischen Henry und Dr. McKenzie und betätigte einen Knopf. Einen Augenblick später schloss sich die Tür, und der Lift begann, sanft und erschütterungsfrei aufwärtszugleiten.
    Stechender Schweißgeruch stieg Henry in die Nase, und er drehte sich mühsam ein Stück von dem Riesen weg. Dabei sah er sich unauffällig in der überfüllten Kabine um, versuchte, möglichst viele Informationen aufzunehmen.
    Die

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