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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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dicken Polsterschicht ausgekleidet. Sie fühlte sich glatt und kühl auf der Haut an, aber Henry ahnte, dass sie beheizbar war, um die eisigen Temperaturen in der Tiefe erträglich zu machen.
    Ohne Mühe glitt er mit den Füßen bis ganz nach unten. Dort angekommen, musste er fest drücken, um in die stiefelförmigen Endstücke der Beine zu rutschen. Der Anzug saß sehr eng, Gordon McKenzie wäre spätestens auf halber Höhe stecken geblieben. Der Grund war klar: Besäße die schwere Rüstung Spiel, wäre es nahezu unmöglich, sich unter Wasser halbwegs präzise damit zu bewegen.
    Henry schob die Arme in zwei Ausbuchtungen auf der Vorderseite und ertastete an den Enden so etwas wie Joysticks. Als er die Knüppel hin und her bewegte, setzten sich mit einem leisen Surren die Manipulatoren in Bewegung, drehten sich in die eine oder andere Richtung, ganz wie er wollte. Er betätigte einen Drucktaster, und der Greifer schloss sich, ganz sachte und nur so weit, wie Henry den Knopf eindrückte.
    »Alles klar?« Dr. McKenzie erkletterte die Trittleiter und hob mit sichtbarer Anstrengung den schweren Helm an. »Schau hier: Rechts und links sind Lautsprecher. Über sie werden sich Hauschildt und der andere Taucher mit dir in Verbindung setzen. Dein Mikro sitzt unter dem Frontfenster, neben der Zeitanzeige und der Skala für die Luftzusammensetzung im Anzug. Letztere musst du immer im Blick behalten, die Nadel darf nicht in den roten Bereich kommen. Sollte das passieren, musst du sofort umdrehen und ins Habitat zurückkehren. Hast du verstanden?«
    Henry nickte. Mit einem Mal verspürte er ein beklommenes Gefühl in der Magengegend. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, sich freiwillig zu melden? Aber irgendjemand musste Hauschildts Leute daran hindern, das U-Boot zu öffnen, und außer ihm kam niemand dafür infrage.
    »Die Regler für die Innentemperatur des Anzugs sowie die Polfilter der Bullaugen müssten sich irgendwo in Reichweite deiner Finger befinden.«
    Henry tastete, fand die betreffenden Rädchen und nickte erneut.
    »Ausgezeichnet. Noch irgendwelche Fragen, bevor ich den Deckel schließe?«
    »Ja. Was mache ich, wenn ich es nicht schaffe, den anderen lange genug aufzuhalten?«
    Henrys Vater stellte sich neben dem Anzug auf die Zehenspitzen, bis seine Augen den vorderen Rand der Öffnung überragten. »Ich fürchte, darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen, mein Junge. Sollte das U-Boot sich vor Mitternacht öffnen, ist ohnehin alles egal.«
    »Danke für die aufbauenden Worte, Dad!«
    »Viel Glück, Henry!« Beccas Stimme von draußen klang belegt. »Komm bloß zurück, hörst du? Ich warte hier auf dich.«
    Henry wollte etwas erwidern, doch da schloss sich der Helm mit einem donnernden Schlag. Von einer auf die andere Sekunde war sein Sichtfeld auf vier untertassengroße Sichtfenster beschränkt, eines frontal vor seiner Nase, je eins zu beiden Seiten sowie eines über ihm, das er nur sah, wenn er den Kopf in den Nacken legte.
    Von draußen erklangen quietschende Geräusche. McKenzie schloss die Verriegelungen des Helms. Als er fertig war, ertönte ein Zischen – der Anzug pumpte sich automatisch mit Atemluft voll. Die Sauerstoffanzeige unter dem Frontfenster begann sanft zu glühen, der Zeiger wanderte auf den grünen Bereich im oberen Viertel der Skala zu. Henry warf einen Blick auf die Zeitanzeige daneben: Viertel nach elf.
    Höchste Zeit!
    McKenzie und sein Vater ließen den Anzug zu Boden. Ein Ruck, und Henry stand auf eigenen Füßen.
    Vorsichtig versuchte er, die rückenlastige Haltung des Anzugs zu korrigieren und sich gerade aufzurichten. Es ging erstaunlich leicht. Sämtliche Gelenke des Anzugs waren mit raffinierten Öldichtungen ausgestattet. Wollte man ein Bein heben, spürte man zwar einen zähen Widerstand, doch die Gliedmaßen ließen sich problemlos bewegen.
    Becca erschien im Sichtfeld des Frontfensters. Sie winkte und machte mit zwei Fingern das Siegeszeichen, doch ihr Lächeln wirkte bemüht und unecht. Als sie den Mund bewegte und etwas sagte, konnte Henry es nicht verstehen.
    Sein Vater trat neben sie, die Hände erhoben, um ihm mittels Zeichensprache noch etwas mitzuteilen. Da fuhr sein Kopf plötzlich herum, und er starrte erschrocken an Henry vorbei zum anderen Ende des Raumes.
    Im nächsten Augenblick war er aus dem Sichtfeld des Anzugs verschwunden.
    Henry drehte den Kopf. Durch ein Seitenfenster konnte er verfolgen, wie sein Vater, Becca, McKenzie und Dr.

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