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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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NEUSCHWABENLAND,
    27. SEPTEMBER 2013
     
    Der Mann im schwarzen Overall drehte den Kopf und glotzte den Eindringlingen fragend entgegen. Sein Kollege, bereits bis zur Hüfte im Hartanzug, war ganz von der Aufgabe in Anspruch genommen, weiter hineinzurutschen, und schien sie gar nicht zu bemerken.
    »Wer zum Teufel sind Sie?« Als der Techniker die schweren Werkzeuge in den Händen von Henrys Vater und Dr. McKenzie bemerkte, weiteten sich seine Augen. »Ho, immer langsam, Freunde. Ich weiß nicht, wer ihr seid und was ihr hier wollt, aber …« Er warf einen Blick über die Schulter zu Boden, wo ein Werkzeugkasten stand. Ruckartig drehte er sich um und machte einen Satz auf die Kiste zu.
    Ein Fehler.
    McKenzie hatte den Hartanzug bereits mit einigen schnellen Schritten umrundet. Als der Mann sich nach einem Hammer bückte, ließ er sein Stahlrohr herabfahren. Es traf den Techniker im Genick. Stöhnend ging er zu Boden.
    »Was ist los, Mike?«
    Der kleinere Mann steckte mittlerweile vollständig in der Tauchmontur. Wegen der rückwärtigen Neigung des Anzugs sah er nicht, was sich um den Anzug herum abspielte. Lediglich sein blonder Scheitel ragte noch über die Kante hinaus.
    »Steigen Sie aus dem Anzug und kommen Sie runter. Aber langsam!« McKenzies Stimme klang kalt und brutal, wie Henry sie noch nie gehört hatte. Er vermutete, dass sich die aufgestaute Wut des Ozeanologen nun Luft machte.
    Der Taucher streckte die Arme aus dem Anzug und zog sich an der Kette weit genug daraus hervor, um über die Einstiegsöffnung hinwegzuschauen.
    »Wer sind Sie? Wo ist Mike?« Als er den reglosen Körper seines Kollegen am Boden entdeckte, zerbiss er einen Fluch zwischen den Zähnen. Er packte die Kette fester und zog sich mit erstaunlicher Behändigkeit komplett aus der Montur. Nur an den Armen hängend, schwang er die Beine seitlich über den Rand und ließ sich zu Boden fallen – auf der Seite des Anzugs, wo niemand von ihnen stand! Er war kaum gelandet, da sprintete er bereits auf das Schott zur Schleusenkammer zu. »Alarm 1 .«, brüllte er aus Leibeskräften. »Saboteure 1 .«
    Die Blicke von Henrys Vater und Dr. McKenzie irrten hektisch durch den Raum. Der Mann war höchstens noch fünf Meter von der Stahltür entfernt. Sie konnten ihn unmöglich einholen, bevor er das Schott erreichte.
    Da warf sich eine schlanke Gestalt mit wehendem, kastanienfarbenem Haar dem Flüchtenden von der Seite in den Weg.
    Becca!
    Eine schwungvolle Drehung, zu schnell, um ihr mit dem Auge zu folgen, dann stolperte der kleine Mann haltlos nach vorn. Mit einem dumpfen Schlag traf seine Stirn auf die stählerne Wand zur Schleusenkammer. In der nächsten Sekunde war Becca an seiner Seite und fing den Bewusstlosen auf.
    »Wow!« Henry eilte an der Seite seines Vaters zu ihr, um ihr die Last abzunehmen. Sie trugen den Taucher zu seinem Kollegen, wo McKenzie sich sofort daranmachte, beide Männer mit Kabelbindern aus Mikes Werkzeugkasten zu fesseln.
    Nervös sah sich Henry nach Dr. Dettweiler um. Er konnte sich nicht vorstellen, dass die Wissenschaftlerin den Angriff auf Hauschildts Männer gutheißen würde, und für einen Moment befürchtete er, sie könnte ihre Meinung geändert und sich abgesetzt haben.
    Erleichtert stellte er fest, dass Beccas Eingreifen die Genetikerin ebenso sehr beeindruckt zu haben schien wie ihn selbst. Sie war dem Mädchen entgegengelaufen und erkundigte sich aufgeregt, wie Becca den Mann so mühelos hatte ausschalten können.
    »Als ich jünger war, hatte ich eine Weile Jiu-Jitsu-Unterricht«, gab Becca Auskunft. »Die meisten Schläge sind zur reinen Selbstverteidigung gedacht, dieser Tritt dagegen stellt eine Angriffstechnik dar. Er heißt ›Das Fällen des Baumes‹ und dient dazu, einen schwereren Gegner zu Fall zu bringen. Die Wand hat sich seinem Schädel dann eher zufällig in den Weg gestellt.« Sie grinste breit.
    McKenzie hatte die Männer mit Lappen geknebelt und zerrte sie nacheinander in eine Ecke, wo er sie unter einer Kunststoffplane verbarg. »Was nun?«, wollte er wissen, als er zurückkam. »Gehen wir rüber in die Schleusenkammer und setzen den zweiten Taucher ebenfalls außer Gefecht?«
    »Das können Sie vergessen.« Dr. Dettweiler schüttelte den Kopf. »Hinter dieser Tür dürften sich momentan rund ein halbes Dutzend Männer aufhalten, dazu kommen die beiden, die gerade rübergegangen sind. Gegen diese Übermacht haben Sie keine Chance.«
    »Wir könnten den zweiten Siegfried beschädigen,

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