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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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des Geräts herum, dann nickte er zufrieden und drehte sich um.
    Die Leinwand war unverändert weiß.
    »Blin! Was zum …« Mit verwirrtem Gesichtsausdruck wandte er sich wieder dem PC zu.
    Während Lomac ein verächtliches Schnauben ausstieß und erneut auf seinem iPhone herumzutippen begann, erhob sich Henry und huschte an Golitzins Seite.
    »Darf ich mal? Hmm … Sie haben diesen Laptop erst vorhin mit hierhergebracht? Er war vorher noch nicht an die Anlage angeschlossen?«
    »Richtig«, bestätigte Golitzin. »Das ist mein Privatgerät. Normalerweise …«
    »Normalerweise steht ein anderer Rechner hier, der auf das Whiteboard abgestimmt ist«, vollendete Henry den Satz. Froh, dass er sich nützlich machen konnte, griff er zum Trackpad und klickte sich zu den Systemeinstellungen des PCs. »In diesem Fall müssen Sie dem Rechner erst sagen, dass er sein Bild an ein zweites Anzeigegerät schicken soll. Ungefähr so …« Henry drückte auf Eingabe. Das Whiteboard flackerte, dann erschien eine riesenhafte Kartendarstellung der Südpolregion hinter ihm an der Wand.
    Golitzin stieß einen unartikulierten Laut aus. Thomas Lomac sah überrascht auf, während Eileen neben ihm begeistert in die Hände klatschte. Henry spürte, wie er rot wurde. Rasch nahm er wieder Platz.
    »Danke.« Golitzin holte einen Teleskopzeigestock aus der Brusttasche seiner Jacke und zog ihn in die Länge. »Wir befinden uns hier.« Er deutete auf den nördlichen Zipfel einer winzigen Insel, die dicht vor der Küste des antarktischen Kontinents lag.
    »Der Punkt, an dem Dr. Wilkins seine Untersuchungen durchführte, liegt ungefähr hier.« Die Spitze des Zeigestocks fuhr ein Stück nach oben und etwa doppelt so weit nach rechts. Dort, wo sie die Karte berührte, war nichts zu sehen als unbeschriftetes Weiß. »Natürlich schickten wir den Helikopter zuerst dorthin.«
    »Und?« Henrys Stimme bebte leicht, aber das war ihm jetzt egal.
    »Der Pilot konnte aus der Luft Spuren eines Lagerplatzes ausmachen. Dr. Wilkins und seine Mitarbeiter waren jedoch verschwunden.«
    »Die letzten aufgefangenen GPS-Signale belegen, dass das Spyker-Team weiter nach Osten, in Richtung des antarktischen Hochplateaus gezogen ist«, ließ sich Lomac in gleichgültigem Tonfall vernehmen. »Sehr abgelegen. Sehr unwirtlich.«
    Golitzin zeigte mit seinem Stock auf die betreffende Region.
    »Zwei Tage später schickten wir den VXE-6 erneut aus«, fuhr Lomac fort und sah abermals auf die Uhr. »Diesmal sollte er einen weitläufigen Bereich östlich des letzten bekannten Aufenthaltsortes der Gruppe sondieren. Doch das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Ein Sturm zog auf, der Pilot musste umdrehen, als er sich gerade ein paar Kilometer von der Ausgrabungsstätte entfernt hatte.«
    »Sind Hubschrauber so wetteranfällig?«, wollte Henry wissen. »Im Fernsehen sieht man die Dinger dauernd die wildesten Manöver fliegen.«
    »Die Wetterphänomene in der Antarktis sind nicht vergleichbar mit denen an irgendeinem anderen Punkt der Erde«, erklärte Golitzin ruhig. Seit Henry ihm mit dem Laptop geholfen hatte, machte der Russe ihm gegenüber einen deutlich freundlicheren Eindruck. »Wenn wir hier von Stürmen sprechen, meinen wir Winde in Hurrikanstärke und darüber. An jenem Tag, als der Pilot das zweite Mal hinausflog, wehten katabatische Winde aus dem Landesinnern. Das sind Fallwinde, die aus höheren Lagen kommen. Die Luft strömt bergab und kühlt immer weiter ab.
    Dabei nimmt sie an Dichte zu und gewinnt an Tempo. Wenn diese Winde an der Küste ankommen, können sie Geschwindigkeiten von bis zu 300 Stundenkilometern erreichen. Zu viel für jedes Luftfahrzeug.«
    Henry starrte blicklos die weiße Fläche auf der Landkarte an. Die Vorstellung, dass es heute, im einundzwanzigsten Jahrhundert, noch Regionen geben sollte, die selbst mit modernen Verkehrsmitteln nahezu unzugänglich waren, wollte ihm nicht in den Kopf. Als Folge der perfekt organisierten Expeditionen, an denen er als kleiner Junge hatte teilnehmen dürfen, hatte er die Gefahren, die die Erde noch immer beherbergte, offenbar unterschätzt. Trotz der exotischen Ziele waren ihm die Reisen an der Seite seines Vaters wie ein einziger großer Abenteuerurlaub erschienen. Nichts konnte geschehen, solange Dad da war und sich um alles kümmerte.
    Anders hier, am Ende der Welt.
    »Gibt es in der betreffenden Region keine Forschungsstationen, von denen aus man mit Fahrzeugen nach den Vermissten suchen

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