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Schummeln fuer die Liebe

Schummeln fuer die Liebe

Titel: Schummeln fuer die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Geisler
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weder Kamele noch Palmen zu sehen sind.
    »Raoul Winterstein!«, sage ich. Denn der Junge, der mich aus dem Foto heraus anlächelt, sieht genauso aus. Er hat hübsche braune Locken, die sein Gesicht umrahmen, ganz dunkle Augen und einen hübschen Mund. Sogar die Lachgrübchen sind da. Einfach perfekt.Ich mache dasselbe wie Tante Daniela im letzten Jahr, als Tonki ein Glas Apfelsaft über ein paar fertige Fotos gekippt hat. Ich lasse das Ganze noch mal ausdrucken. Die Palmen und Kamele werfe ich weg, nur das Bild von dem fremden Jungen stecke ich in meine Tasche.
    »Prima!«, flüstere ich. Ein echtes Foto. Ich muss nur noch den Aufdruck auf der Rückseite entfernen. Es kann ja nicht sein, dass Raoul Winterstein aus der Schweiz seine Fotos bei meiner Tante Daniela entwickeln lässt. Einmal mit einem Tropfen Nagellackentferner drüber und schon ist nichts mehr zu sehen.
    »Was machst du eigentlich, Lene?«, ruft Mum aus dem vorderen Teil des Ladens.
    »Fotos einsortieren!«, rufe ich zurück und werfe noch rasch einen Blick auf die Adresse, unter der »Raouls« Foto hier abgegeben wurde. Bingo! Die Leute wohnen fünfzig Kilometer von hier entfernt, wahrscheinlich sind sie bloß zu Besuch oder so was. Na, umso besser.

Salzige Tränen und Schokopudding
    Bin gespannt, ob Oma Wort hält. Ich habe das Foto in einen Briefumschlag gesteckt, ihn mit meiner Adresse sowie mit Raouls angeblichem Absender versehen, mit verstellter Schrift, klar, und Oma gebeten, ihn mit einer Schweizer Briefmarke zu bekleben. Sie fährt oft mit einer Freundin zum Einkaufen über die Grenze nach Kreuzlingen. Bei der Gelegenheit könnte sie den Brief dort in den Kasten werfen.
     
    Wir sitzen mal wieder im Garten und sind am Grillen. Die Stadlers und die Lohmaiers. Teresa, Johann und Laura, eine Freundin von Tiki und Tonki, sind auch dabei. Es ist Samstagmittag, die Schule geht übermorgen wieder los und Papa hat gemeint, eh die Saison zu Ende ist, müsste dringend noch mal gegrillt werden, sein Bedarf an Grillwürstchen sei für dieses Jahr noch nicht vollständig gedeckt.
    Natürlich kann er es nicht lassen und fragt mich vor versammelter Mannschaft, mit der Grillzange in der einen und einem fetttriefenden Holzfällersteak in der anderen Hand: »Na, Lene, was macht dein Schweizer?«
    Ich gebe keine Antwort. Aber die Schweiz scheint ein gutes Stichwort gewesen zu sein, jedenfalls fällt plötzlich jedem etwas dazu ein. Robert, der Vater von Flo, erzählt zum hundertachtzigtausendsten Mal die Geschichte von dem Käsefondue, das in
Asterix bei den Schweizern
vorkommt, Renate kringelt sich über alte Emil-Sketche und Mum kommt mit so einem uralten Schwarz-Weiß-Film daher.
    »Wie hieß der noch mal?«, fragt sie. »Der ist erst kürzlich im Fernsehen wiederholt worden. Ihr wisst schon, Liselotte Pulver spielt da mit und es geht darum, dass sie sich einen Verlobten aus Zürich erfindet, nur damit keiner merkt, in wen sie sich wirklich verliebt hat   …«
    Es hätte mich wahrscheinlich keiner beachtet, wenn mir nicht in dem Moment mein Würstchen samt Ketchup auf den Boden geklatscht wäre. Plötzlich gucken mich alle an. Vor allem Papa hat so einen wissenden Blick. Verzweifelt kratze ich die rote Matsche vom Boden auf, aber es hilft nichts. Mein Gesicht leuchtet wie ein Feuermelder. Gibt es denn keine Rettung?
    Doch, die gibt es. Sie kommt in Gestalt von Herrn Weinzierl. Herr Weinzierl ist der Postbote und er hat einen Brief für mich dabei. Einen Brief aus der Schweiz. Das nenne ich Timing. Teresa rupft mir den Umschlag fast aus der Hand. Ich reiße ihn seelenruhig auf und ziehe das Foto raus.
    »Wow!«, macht Teresa. Sie ist echt beeindruckt. Flo guckt mir nur kurz über die Schulter, sagt aber nichts. Johann hat anscheinend gar nichts mitgekriegt. DieErwachsenen sind schon wieder in ihr Gespräch vertieft, Papa kämpft mit einem Grillkotelett, das kurz vorm Verkokeln ist, bloß Mama guckt mit gerunzelter Stirn zu mir rüber. Aber ich sage nichts, schließlich hat in unserer Familie jeder das Recht auf ein bisschen Privatsphäre.
     
    Seit Raoul ein Gesicht hat, ist es irgendwie anders. Ich kann auf einmal ganz locker über meine Gefühle reden. Die erfundenen, klar. Teresa will alles ganz genau wissen, vor allem wenn Flo dabei ist. Ob sie ihn auf diese Weise an das Liebesthema gewöhnen will? Mir fängt es jedenfalls an, Spaß zu machen. Ich erzähle Geschichten voller Schmacht und Schmalz. Raoul und ich sind so verknallt, dass wir sogar schon

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