Schummeln fuer die Liebe
einem zum anderen geguckt.
Und Johann hat gerufen: »Was hast du denn? Lene sieht doch klasse aus!« Aber das hat es irgendwie bloß schlimmer gemacht.
Zum Glück ist dann Teresa aufgetaucht und hat uns mit ihrer zappeligen Vorfreude alle angesteckt. Das Blöde ist nur, dass ich immer noch nicht weiß, ob Baxter mein Outfit gefällt oder nicht, und fragen geht ja nicht.
Ich vergesse die Frage, als ich die ersten gebrannten Mandeln rieche. Die laute Musik vom Autoscooter fährt mir sofort in den Magen, und als Baxter auch noch meinen Ellbogen anfasst und
»It’s nice to be here with you!«
sagt, könnte ich die ganze Welt umarmen. Wir fahren den großen Wasserwirbel und quietschen und kreischen, genau wie letztes Jahr. Wir fahren mit der neuen Doppellooping-Achterbahn und mit einer ganz altmodischen Berg-und-Tal-Bahn. Baxter sitzt neben mir und von der Fliehkraft werden wir ganz eng aneinandergequetscht. Es ist wunderbar.Für Teresa anscheinend auch, sie lacht, strahlt und plappert noch mehr als sonst. Bloß Johann kommt mir ein bisschen mürrisch vor. Aber als er beim Pfeilwerfen abräumt und der Einzige ist, der ein paar Plastikblumen gewinnt, taut auch er auf. Er verschenkt die Blumen an Teresa und mich und bekommt dafür von uns beiden einen dicken Schmatz aufgedrückt. Das scheint ihm zu gefallen. Jedenfalls ist er von da an wie ausgewechselt.
Wir kommen gerade aus der Geisterbahn und wollen uns im Festzelt eine Cola holen, als die Katastrophe über mich hereinbricht. Ich habe mich zu Baxter hinübergebeugt, der lachend erzählt, wie er als Kind mal von einem
Roundabout
gefallen ist, als Teresa meine Hand nimmt.
»Ich hab’s ja gewusst!«, ruft sie aufgeregt.
»Was?«, frage ich ein bisschen unwillig, denn Baxter ist noch am Erzählen.
»Na, dass er irgendwann hier auftaucht.« Sie winkt aufgeregt. »Hier sind wir!«, ruft sie laut und strahlt mich dann an. »Der sucht dich. Bestimmt war er schon bei euch zu Hause und die haben ihm gesagt, dass wir hier sind.«
Das Herz rutscht mir sonst wohin und schlagartig wird mir eiskalt. Der Junge, dem Teresa zuwinkt, ist unverkennbar: Raoul. Oder besser der, den ich zum Raoul ernannt habe. Gleich hat er gecheckt, dass Teresa ihn mit der Winkerei meint. Wenn er hierherkommt, ist alles zu spät. Ich muss was unternehmen, aber schnell.
Völlig überstürzt brause ich los und steuere direkt auf ihn zu. Aber was soll ich ihm sagen?
Die Frage ist vollkommen überflüssig. Als ich vor ihm stehe, sprudelt es aus mir heraus, als wäre ich ein Automat, den man nicht abstellen kann. »He du!«, sage ich. »Du musst mir dringend einen Gefallen tun!«
Raoul
guckt mich erstaunt an. »Du musst mich jetzt sofort in den Arm nehmen!«, sage ich. »Es geht um Leben und Tod!«
»Was?«, macht er erschrocken. Wenigstens rennt er nicht weg.
»Nun mach schon!«, sage ich und gehe einen Schritt auf ihn zu. Zack, habe ich meine Arme um ihn geschlungen. »Bitte!«, flehe ich. Es hört sich an, als ginge es wirklich um Leben und Tod.
»Ist ja schon gut!«, sagt er und legt mir die Arme um die Schulter.
»Ich küsse dich jetzt auf den Mund und dann erkläre ich dir, was das Ganze soll.« Ich presse die Augen zu und drücke meine Lippen, so fest es geht, auf seine. Trotz allem ist es ein schönes Gefühl, auch wenn sich seine Lippen kräuseln, weil er anfängt zu kichern. »Nicht lachen!«, protestiere ich, während mein Mund immer noch an seinem klebt. Seine Arme liegen um meine Taille. Ich halte sie krampfhaft fest und lehne mich ein kleines bisschen zurück, sodass ich ihm direkt in die Augen sehen kann. »Pass auf!«, sage ich. »Ich habe Mist gebaut!«
»Und der wäre?«, fragt er und grinst spöttisch, aber freundlich. Halleluja! Er hat wenigstens Humor.
»Also!«, fange ich an. »Ich habe mich in meinen besten Freund verknallt!«
»Soll vorkommen!«, sagt er.
Jetzt erst nehme ich die johlende Meute hinter seinem Rücken wahr. Oh nein, das sind seine Freunde.
»Können die nicht ruhig sein?«, frage ich. »Die machen mir alles kaputt!«
Er dreht sich um. »Haltet mal die Klappe!«, sagt er. »Hier geht es um Leben und Tod.«
»Versteckte Kamera?«, fragt ein Blonder.
»So was Ähnliches!«, sagt Raoul, wendet sich wieder mir zu und, oh Wunder, die geben tatsächlich Ruhe. Sie lehnen sich zurück und beobachten das Ganze wie eine Filmvorführung. Aus den Augenwinkeln gucke ich, wo meine Freunde abgeblieben sind. Sie schauen zu uns rüber, bleiben aber auf Abstand. Sehr
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