Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schummeln fuer die Liebe

Schummeln fuer die Liebe

Titel: Schummeln fuer die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Geisler
Vom Netzwerk:
Stadlers brennt Licht. Früher hätten mich keine zehn Pferde davon abgehalten, einfach rüberzugehen. Aber jetzt traue ich mich irgendwie nicht. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Und ich weiß nicht, wie ich Baxter angucken soll. Bestimmt wird er nie mehr »
You’re a nice girl!
« zu mir sagen. Stattdessen bekomme ich Lebkuchenherzen mit der Aufschrift:
Sei nicht traurig!
Aber ich will nicht, dass ich ihm leidtue. Ich will, dass er mich toll findet. Mit allem Drum und Dran. Mindestens so toll, wie ich ihn finde.
     
    Beim Abendessen kriege ich keinen Bissen runter.
    »Vermisst du den Schweizer Käse?«, fragt Papa und pustet kichernd in sein Teeglas.
    Ich sage nichts.
    »Papa!«, ruft Tonki empört. »Raoul hat doch mit ihr Schluss gemacht!«
    Ich glaub es einfach nicht. Wie ist die kleine Kröte nur so schnell an diese Info gekommen?
    »Ach, hat er das?«, fragt Papa und guckt mich amüsiert an. Oh Mann, es gibt Familien, da interessieren sich die Väter keinen Furz für die Angelegenheiten ihrer Kinder. Hab ich jedenfalls gehört. Warum kann ich nicht in so einer leben?
    Und Mama? Warum sagt Mama nichts? Ist es ihr egal, wenn ich leide? Ist es so wahnsinnig wichtig, dieses blöde Gurkenglas aufzukriegen? Ich nehme einen großen Schluck Tee und verbrenne mir die Zunge. Na toll!
    »Hab keinen Appetit! Darf ich aufstehen?«, frage ich und werfe Pa einen finsteren Blick zu.
    Jetzt endlich hebt Mama den Kopf. »Ist dir nicht gut?«
    Ich schüttle den Kopf.
    »Mensch, Mama!«, kräht Tonki. »Hast du nicht gehört? Raoul hat mit ihr Schluss gemacht!«
    »Ich denke, den gibt’s gar nicht!«, sagt Ma verblüfft. Dann schlägt sie sich die Hand vor den Mund und guckt Pa schuldbewusst an.
    Hilfe! Ich halte diese Lohmaiers nicht aus. Kann man sich selbst zur Adoption freigeben? Hastig stehe ich auf und mache, dass ich in mein Zimmer komme. Sicherheitshalber sperre ich ab. Zum ersten Mal in meinem Leben.
     
    Eine halbe Stunde später wummert Pa an meine Tür. Ob ich Lust habe mitzuspielen,
Siedler von Catan
oder
Monopoly
. Nee, hab ich nicht! Echt nicht! Ich ziehe mich aus, lege mich ins Bett und ziehe mir die Decke über die Ohren. Morgen ist Samstag, da kann ich so lang liegen bleiben, wie ich will. Am besten gleich den ganzen Tag.
    Ich muss wohl kurz eingenickt sein. Die Uhrzeit auf meinem Wecker zeigt mir, dass gerade mal eine Dreiviertelstunde vergangen ist, seit ich zuletzt draufgeguckt habe.
    Zu blöd, ich hätte noch mal aufs Klo gehen sollen, bevor ich mich hier eingeschlossen habe. Ich versuche, den Schlüssel möglichst lautlos im Schloss zu drehen. Ich muss es einfach ins Bad und zurück schaffen, ohne dass mich jemand abfängt. Keine Tonki, die vorlaut daherplappert, keine Ma, die besorgte Fragen stellt, und erst recht kein Pa, der bloß dumme Witze macht. Zum Glück habe ich mit Flo wochenlang Anschleichen geübt. Das hilft mir jetzt.
    Das Spiel ist anscheinend schon in vollem Gange. Ich höre Stimmen aus dem Wohnzimmer. Tonki quietscht und Mama fragt, ob jemand was zu knabbern möchte.
    »Nein danke!« He, das ist die Stimme von Flo. Und dann   …
    »Wo is aigentlisch Lini?«
Mein Herz fängt schlagartig an zu rasen. Das ist Baxter!
    »Lene geht es heute nicht so gut«, antwortet Mama. »Sie hat sich schon hingelegt!«
    »Es ist, weil   …«, höre ich meine kleine Schwesterkrähen. Keine Ahnung, wer ihr das Plappermaul gestopft hat. Jedenfalls redet sie nicht weiter, aber das wäre jetzt auch schon egal.
    »Oh yes, I know«
, höre ich Baxter. Und dann sagt er:
»Die Ärmste!«
    Am liebsten möchte ich ganz laut schreien, stattdessen husche ich schnell ins Bad. Ratzfatz stürme ich die Kloschüssel. Ich will so schnell wie möglich wieder weg hier. Abziehen spare ich mir. Das wäre jetzt viel zu auffällig. Im Rausgehen gucke ich an mir runter. Wieso zum Teufel trage ich ausgerechnet ein Mickymaus-Nachthemd? Und wieso sitze ich nicht in voller Montur da unten und spiele
Die Siedler von Catan
? Verdammt, verdammt, verdammt. Ich könnte jetzt in Baxters Nähe sein. Ganz unauffällig! Stattdessen liefere ich ihm einen neuen Beweis, wie sehr ich unter Liebeskummer leide. Wegen Raoul!!!
    Es kostet mich meinen letzten brauchbaren Nerv, lautlos in mein Zimmer zurückzuschleichen. Am liebsten würde ich nämlich die Wände einreißen, ach was, am allerliebsten würde ich das ganze Haus pulverisieren. Und dann mit einem riesigen kosmischen Staubsauger wegsaugen und ab in den galaktischen Müllschlucker. Ich

Weitere Kostenlose Bücher