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Schummeln fuer die Liebe

Schummeln fuer die Liebe

Titel: Schummeln fuer die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Geisler
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drehe den Schlüssel wieder um und werfe mich auf mein Bett. Wenn ich ins Kissen beiße, kann ich wenigstens ein bisschen schreien. Hört ja keiner!
    An Schlafen ist natürlich nicht zu denken. Ich wälze mich hin. Ich wälze mich her. Ich versuche es mit Lesen. Fehlanzeige! Ist ja klar! In meiner Verzweiflungfange ich an, das Herbarium zu sortieren. Habe ich Flo eigentlich schon gezeigt, dass ich in den Sommerferien echte Veilchen gefunden habe? Nein, natürlich nicht. Das muss ich in den nächsten Tagen mal nachholen. Der wird Augen machen, wenn er es sieht.

Liebesschmerz und Luftschokolade
    Die SMS von Teresa sehe ich erst am Morgen: »Ist es sehr schlimm?«
    »Schlimmer!«, antworte ich und da ruft sie mich an. Aber es ist einfach nur blöd, für das Falsche getröstet zu werden.
    Sie erinnert mich an unser Training heute Vormittag. Ich seufze. Aus meinem völlig verbuddelten Tag wird wohl leider nichts.
    Beim Frühstück fassen mich alle mit Samthandschuhen an, sogar Papa. Ob das jetzt besser ist, weiß ich auch nicht. Ich bin froh, als ich meine Tasche gepackt und das Haus verlassen habe.
    Bei Stadlers rührt sich nichts. Nicht der kleinste Gardinenzipfel bewegt sich. Ob die alle noch schlafen?
    Beim Training bin ich komischerweise gar nicht mal schlecht. Kaum habe ich die Rollen unter den Füßen, spüre ich die alte Lene Lohmaier wieder und damit meine ganze Kraft. Erst als wir die letzte Szene noch mal proben (die, in der die zwei Lokomotiven sich endgültig verlieben), denke ich an Baxter und da haut es mich auf den Po. Trotzdem ist Kathi diesmal ganz zufrieden mit uns. Beim Rausgehen drückt sie jedervon uns einen Packen Einladungen in die Hand. Die sollen wir an Verwandte und Bekannte verteilen. Verwandte und Bekannte! Ich schlucke! Baxter wird sicher auch dabei sein. Bei dem Gedanken verknoten sich meine Beine jetzt schon. Das kann ja heiter werden.
     
    Am Nachmittag mache ich einen Vorstoß und gehe rüber zu Stadlers. Es kann ja wohl nicht wahr sein, dass ich mich plötzlich nicht mehr traue, einfach bei meinem besten Freund aufzukreuzen. Was ist denn schon groß passiert? Ich bin meinen Schweizer Freund los. Na und? So was passiert anderen Leuten auch. Und mit der Zeit werden die schon merken, dass ich nicht so wahnsinnig darunter leide. Also los! Ich straffe die Schultern und klingle. Tiki macht auf. Sie hat schlechte Laune. »Flo ist in seinem Zimmer«, sagt sie und deutet mit mürrischem Blick nach oben.
    »Lassen sie dich nicht mitspielen?«, frage ich, bekomme aber nur ein Achselzucken zur Antwort.
    Langsam steige ich die Treppe hoch. Hatten die schon immer so einen scheußlich graugrünen Läufer auf den Stufen? Wahrscheinlich schon, aber ich bin die Treppe jahrelang nur hochgerannt. Und dann dieses blöde Schild an Flos Zimmertür:
     
    Hier wohnt Florentin Stadler!
    Eintritt nur nach vorheriger Anmeldung!
    Zuwiderhandlungen werden mit Festungshaft
    nicht unter drei Monaten bestraft.
     
    Daneben hat er einen Gefangenen mit dicken Eisenkugeln an den Füßen gemalt. Das Ding ist mindestens fünf Jahre alt. Könnte er auch mal abhängen. Echt! Ich räuspere mich, klopfe. Viel zu zaghaft. Das kann ja kein Mensch hören. Ich klopfe noch mal, diesmal laut und vernehmlich.
    »Come in!«
, ruft Flo und da gebe ich mir einen Ruck und trete so forsch, wie ich nur kann, ins Zimmer.
    »Hey, Lene!«, ruft Flo. »Hör dir das mal an! Affengeile Musik! Hat Baxter mitgebracht.« Er wendet sich wieder seinem C D-Player zu. Baxter liegt auf dem Polster unter dem Hochbett. Er hat Kopfhörer auf den Ohren und die Augen fest geschlossen. Mit dem Fuß wippt er den Takt.
    »Super!«, sage ich lahm und schiele zu Baxter rüber. Er sieht so süß aus. Ganz versunken in die Musik. Flo dreht mir den Rücken zu und fummelt an der C D-Hülle herum. Soll ich mich jetzt setzen, oder was? Was ist bloß mit mir los? Hier ist doch alles ganz normal! Früher hätte ich mich einfach hingehockt, hätte mitgemacht bei dem, was Flo macht. Und wenn nicht, hätte ich mir einfach eins seiner Bücher oder Comics geschnappt. Vielleicht wäre auch das Herbarium zu ordnen gewesen oder eine unserer Versuchsanordnungen hätte Betreuung gebraucht. Was auch immer. So überflüssig wie jetzt wäre ich mir jedenfalls nicht vorgekommen.
    Meine Beine fühlen sich an, als wären sie aus Gummi. Baxter liegt immer noch da. Hat der die Augen wirklich ganz zu oder beobachtet er mich? Ich versuche, michzu setzen. Hilfe! Man kann doch nicht verlernen,

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