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Schurken machen Krawall

Schurken machen Krawall

Titel: Schurken machen Krawall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schmeisser
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viel zu heiß gewaschen hatte. Selbst eine auf Krawall gebürstete Herde stinkesaurer Schafe hätte den nicht so zurichten können.
    Überall im Flur flogen Wollfetzen und Fusseln rum. Schief geschnittene Stellen wechselten sich mit komplett kahlen ab. Und der Schmutz war blöderweise immer noch zu sehen. Sogar besser als vorher. Wir hatten den Dreck mit der neuen Teppichfrisur sauber freigelegt. Der Schmodder aus dem Wald und die Hundekacke-Fahrspuren waren viel zu tief eingezogen, um sie abmähen zu können. Wir waren fassungslos.
    „Und nun? Was sollen wir tun? Abhauen und in den Wald ziehen?“, hechelte ich panisch.
    Barbara blieb ganz ruhig stehen. Ein schlechtes Zeichen. Schließlich war Barbara hyperaktiv. Also ständig in Bewegung. Nun war sie eine Statue. Zeigte keine Gefühle. In etwa so wie Nachrichtensprecher im Fernsehen. Die bleiben ja auch immer ganz kühl und sachlich, selbst wenn sie die schrecklichsten Nachrichten der Welt vorlesen müssen. Was ich merkwürdig finde. Irgendwie so robotermäßig. Sind Nachrichtensprecher Roboter? Oder ist ihnen nur alles egal? Sind Gefühle im Fernsehen verboten? Und wenn ja, warum?

    „Barbara?“ Ich stupste sie an. „Was machen wir jetzt?“
    Langsam drehte sie mir den Kopf zu.
    „Nach dem Frühstück hauen wir sofort ab und verstecken uns im Neben-dem-Baum-Baumhaus. Denn wenn meine Mutter das sieht, dreht sie durch.“
    „Einverstanden“, sagte ich, obwohl ich bezweifelte, dass ein Neben-dem-Baum-Baumhaus ein tolles Versteck war. Außerdem wussten Barbaras Eltern über unser Neben-dem-Baum-Baumhaus Bescheid. Da mir aber auch keine bessere Lösung einfiel, hielt ich einfach die Klappe.
    „Wir müssen so lange unsichtbar bleiben, bis sie sich etwas eingekriegt hat“, erklärte uns Barbara.
    „Und wie lange braucht deine Mutter so im Schnitt, um sich zu beruhigen?“, fragte Martin nach.
    „Wenn wir Glück haben, so zwei, drei Jahre“, antwortete Barbara schlapp. „Also haut beim Frühstück richtig rein. Es kann dauern, bis wir wieder zurückkönnen.“
    „Wie bitte? Was soll das bedeuten?“, fragte Martin, der unglaublich ungern nicht zu Hause und damit in der Nähe eines Kühlschranks und regelmäßiger Mahlzeiten war.
    „Ich weiß es nicht“, sagte Barbara unwirsch. „Aber auf alle Fälle sollten wir aus dem Haus sein, wenn meine Mutter den zerfetzten Teppich sieht.“
    „Frühstücken deine Eltern denn nicht mit uns?“, fragte Martin.
    „Nee. Meine Eltern fahren immer superfrüh in die Firma und essen da was.“
    Schweigend gingen wir zum Frühstück. Ein Korb voller frischer Brötchen, Butter, Tee und verschiedene hausgemachte Marmeladen standen auf dem Tisch. Käse, kleine Tomaten und Gesichtswurst lagen auf silbernen Platten.
    Wir aßen schweigend. Martin und Barbara hatten sich Marmelade auf ihre Brötchenhälften geschmiert. Ich aß eines mit Gesichtswurst. Oder vielmehr versuchte ich, eines mit Gesichtswurst zu essen. Aber ich konnte es nicht, denn das Gesicht auf meiner Kinderwurst sah aus wie der Joker! Der ärgste Feind von Batman! War das ein dunkles Vorzeichen? Gedanken flipperten durch meinen Kopf. Nein! Quatsch!, dachte ich. Das ist nur Zufall. Aber was, wenn doch nicht? Vielleicht war es ein böses Omen?
    „Was ist?“ Barbara sah mich fragend an.
    „Mein Brötchen! Die Gesichtswurst“, ächzte ich.
    „Was ist damit?“ Sie beugte sich über meinen Teller und starrte den mächtigsten der mächtigen Superschurken an, der jetzt auf meinem Brötchen lag und fettig glänzte. Und sie kapierte mal wieder nichts. Typisch Marmeladenesser.
    „Ist schon gut. Ich habe mich getäuscht“, sagte ich, weil ich Barbara nicht noch mehr in Panik versetzen wollte. Niemand will morgens dem größten Schurken des Universums begegnen. Um so was wegzustecken, brauchte man knallharte Nerven so wie ich. Daher fraß ich den geschminkten Mistkerl auf, bevor er meine Kollegen in Angst und Schrecken versetzen konnte.
    Kaum hatte Barbara den letzten Bissen ihres Brötchens verschlungen, drängte sie zum Aufbruch. Aber Martin bestand darauf, noch Stullen und Brötchen als Vorrat für uns alle zu schmieren. Schließlich konnte es passieren, dass wir ein paar Jahre im Neben-dem-Baum-Baumhaus ausharren mussten, bis sich Barbaras Eltern wieder eingekriegt hatten.
    Als Martin fertig war, schlichen wir durchs Haus und schlenderten dann wie brave Kinder über den Hof. Barbaras Vater war aus der Firma zurück und redete aufgeregt auf einen Lkw-Fahrer ein. Die

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