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Schurken machen Krawall

Schurken machen Krawall

Titel: Schurken machen Krawall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schmeisser
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Neben-dem-Baum-Baumhaus. Wir hätten das Ding versetzen müssen. Irgendwohin, wo es Barbaras Eltern nicht hätten finden können.
    Wir liefen über die Wiese und vorbei an dem riesigen Haufen Katzenstreu, der gerade vom schwitzenden Lkw-Fahrer wieder in den Lkw geschaufelt wurde.
    Als wir im Haus waren, zog ich meine Schuhe aus.
    „Was machst du da?“, fragte Barbaras Vater.
    „Ich hab schmutzige Schuhe und möchte den Teppich nicht versauen.“
    „Zu spät. Meinst du nicht?“, sagte Barbaras Vater und schob mich vor sich her ins Esszimmer. Dort saß bereits Frau Schwemme kerzengerade am Tisch. Sie sah blass aus. Irgendwie übernächtigt. So als hätte sie die ganze Nacht gefeiert, den Mond angeheult oder gespukt.
    „Setzt euch“, befahl uns Barbaras Vater. Und wir setzten uns. Dann folgte die Standpauke. Ich hatte mir längst abgewöhnt, bei Standpauken genauer hinzuhören. Warum auch? In der Regel war ja schon vorher klar, worum es ging und was die Eltern oder Lehrer oder die Feuerwehr von meinen Aktionen hielten. Ich hörte weg. Nahm nur einige Fetzen der Wutrede wahr, die auf uns niederprasselte. Internat. Wahnsinn. Teppich. Horde Idioten. Und so weiter und so fort. Warum müssen Erwachsene einem immer weiter ins Gewissen brüllen, obwohl man eh schon ein schlechtes hat? Das ist doch doppelt gemoppelt. Pure Zeit- und Nervenverschwendung.
    Interessant werden Standpauken erst wieder zum Ende hin. Wenn das völlig überzogene Strafmaß verkündet wird.
    Martin darf bleiben, Sebastian muss gehen, lautete das Urteil.
    „Wenn du willst, kannst du deine Mutter selber anrufen, damit sie dich abholt. Oder sollen wir das für dich erledigen?“, fragte Herr Schwemme.
    „Nein, bloß nicht!“, antwortete ich schnell.
    Wenn Barbaras Mutter meine Mutter anrief, würde das nur noch mehr Ärger geben. Wenn ich sie anrief, konnte ich mir wenigstens einen weniger üblen und peinlichen Grund ausdenken, warum ich nach Hause musste. Weil ich ein Mittel gegen alle Krankheiten der Welt entwickeln musste zum Beispiel, Heimweh hatte oder Fußpilz. So würde ich wenigstens nicht auch noch zu Hause Ärger kriegen.
    „Gut. Dann machen wir das so“, sagte Barbaras Mutter energisch und stand auf. „Gibt es sonst noch etwas, was du uns mitteilen möchtest, bevor du gehst, Sebastian?“, fragte sie und erwartete eine Entschuldigung.
    „Ja“, sagte ich. „Ich möchte sagen, dass es mir leidtut, dass ich erst mit Hundekacke an den Rädern über Ihren Teppich gerollert bin, dann mit verschlammten Schuhen drübergelaufen bin und ihn dann gemäht habe.“
    Bei meinen Worten sah Barbaras Mutter zur Decke. Eine Angewohnheit, die ich von meiner Mutter kannte. Ich nahm an, dass sie dort irgendwas vermutete. Einen Fleck vielleicht oder Spiderman.
    „Und Sie sollten noch etwas wissen“, fuhr ich fort. „Es gibt einen Spinnenmann im Wald. Auch wenn Sie uns das nicht glauben. Wir haben ihn selbst gesehen! Aber sorgen Sie sich nicht. Wir haben dem Förster Bescheid gesagt. Er kümmert sich jetzt um den Schurken.“
    Barbaras Mutter schüttelte den Kopf. „Ich verstehe nicht, warum du partout nicht mit dem Lügen aufhören kannst, Sebastian.“
    Ich sprang von meinem Stuhl auf. „Aber ich lüge nicht!“, rief ich und sah Hilfe suchend in die Runde. Barbara nickte. Martin rührte sich nicht. Nur seine Hände zitterten. Er litt still vor sich hin. Martin konnte nicht gut mit Druck umgehen. Und Standpauken machten ihn völlig fertig. Er wollte nur noch raus hier. Und zwar bevor er mit dem Heulen anfing, Nasenbluten bekam oder in Ohnmacht fiel.
    „Das stimmt! Wir …“, sagte Barbara.
    „Das stimmt sicherlich nicht. Euer Förster war garantiert nur der alte Prallwitz. Dem gehört ein Stück des Waldes“, klugschiss Barbaras Mutter dazwischen.
    „Nein. Das war ein Förster! Dr. Leier heißt der“, sagte Barbara.
    „Es gibt hier überhaupt keinen Förster mehr. Der Wald ist größtenteils in Privatbesitz und außerdem soll er für eine neue Straße abgeholzt werden.“
    Barbara, Martin und ich starrten uns ungläubig an. Wenn das nicht der Förster gewesen war, wer dann? Etwa wirklich dieser Prallwitz? Und wenn ja, warum hatte er behauptet, dass er ein Förster sei? Und warum gab er sich einen falschen Namen? Und wer kam eigentlich auf die völlig beknackte Idee, einen so schönen Wald abzuholzen? Auch noch für eine Straße! Straßen gab es doch genug. Egal wo man hinglotzte, überall sah man Straßen. Nur Wälder sah man bei uns in

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