Schurken machen Krawall
wenn ich an die Nacht im Neben-dem-Baum-Baumhaus dachte, und wechselte das Thema. „Lasst uns jetzt mal lieber überlegen, was wir wegen des Spinnenmanns unternehmen! Und dem Förster, der vielleicht keiner ist.“
Barbara musste nicht überlegen. „Wir gehen noch mal zum Bunker. Das ist doch glasklar.“
„Und was sollen wir da?“, fragte Martin.
„Nachschauen, ob der Spinnenmann noch da ist“, erwiderte Barbara energisch. „Und herausfinden, wer im Wald der wahre Schurke ist. Auf geht’s, Jungs. Werfen wir uns in die Kostüme!“
Action-Bärbel hatte einen tollen Orientierungssinn. Und das, obwohl sie eigentlich immer hibbelig und unkonzentriert war. Zielstrebig bahnte sie sich einen Weg durchs Unterholz und wir tippelten hinter ihr her, als wären wir Küken und sie die Entenmutter.
Nachdem wir vielleicht eine halbe Stunde gelaufen waren, blieb Action-Bärbel stehen und hob den Arm. Wir gingen in Deckung. Vor uns in einer kleinen Senke lag der Bunker. Alles sah so aus wie gestern.
Wir blieben ein paar Minuten in unserem Versteck und beobachteten den Eingang. Nichts geschah. War der Spinnenmann ausgeflogen? Hatte ihn der falsche Förster verjagt? Action-Bärbel gab das Signal und wir schlichen uns näher ran. Ich rutschte ein Stückchen auf meinem Hintern den kleinen Abhang hinunter. Das Chamäleon versuchte das auch, aber anstatt elegant auf dem Po zu rutschen, geriet er ins Trudeln und kugelte Purzelbäume schlagend und mit viel Geschrei bis zum Eingang des Bunkers. Wir alle starrten die Tür an. Nichts tat sich.
Action-Bärbel war zuerst beim Chamäleon, das immer noch auf dem Hintern saß und kreidebleich war.
„Hast du dir wehgetan?“, fragte Action-Bärbel.
Das Chamäleon schüttelte nur den Kopf.
Ich schlich mich an den beiden vorbei und legte mein Ohr an die Stahltür. Nichts war zu hören. Langsam drückte ich die tonnenschwere Klinke herunter und wuchtete mit einem Schwung die Tür auf. Dann linste ich durch einen schmalen Spalt ins Innere. Ein kühler Luftzug strich über mein Gesicht. Ich steckte den Kopf hinein. Meine Augen benötigten einen kurzen Moment, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen.
„Hallo?“, rief ich in die Finsternis.
Keine Antwort. Ich öffnete die Tür ganz.
„Ist jemand da?“
Ein fauler, modriger Gestank wehte uns entgegen, der fast so eklig war wie der Mundgeruch unseres Physiklehrers und Erzfeindes Dr. Knarz. Ich hielt mir die Nase zu und ging rein. Im Bunker herrschte das totale Chaos. Zettel, Notizblöcke, Ordner, Mappen, T-Shirts und Pullover, Tassen und Töpfe lagen verstreut auf dem Boden herum. Das Regal war umgefallen und der Schreibtisch lag umgestürzt mitten im Raum. Hier hatte entweder ein Kampf stattgefunden, oder jemand hatte versucht, mein Kinderzimmer nachzubauen. Das sah in der Regel ähnlich aus.
„Was ist denn hier passiert?“, fragte Action-Bärbel.
„Ich glaube, die haben gekämpft“, sagte ich.
„Was für ein Durcheinander“, sagte Action-Bärbel und stieg vorsichtig über Klamotten und Papierfetzen. Sie ging in die Hocke, nahm sich einen der Notizblöcke und blätterte darin herum.
„Scheinbar interessiert sich der Typ wirklich brennend für Insekten.“
„Um daraus echte Monster zu züchten!“, rief ich laut, denn die Indizien waren erdrückend: Hier hauste eindeutig ein verrückter Wissenschaftler einsam in einem verlassenen Bunker, der Insekten zu Riesenviechern mutieren ließ und mit den ganzen Monsterspinnen, Monsterameisen und Monstermarienkäfern die Weltherrschaft an sich reißen wollte. Das war doch glasklar! Da konnte es keine zwei Meinungen geben.
„Schau mal.“ Action-Bärbel hielt mir einen Block unter die Nase. So in etwa wie meine Deutschlehrerin mir immer meine verhunzten Aufsätze präsentierte. Nur sagte Action-Bärbel nicht: „Thema verfehlt, Sebastian. Schon wieder!“
Ich blätterte den Block durch. Auf den rechten Seiten waren Tabellen. In der ersten Spalte stand immer ein Datum. Offensichtlich hatte der Spinnenmann erst gestern noch etwas in dieses Heft notiert. Dann kam eine Spalte mit zwei furchtbar langen Zahlen: 50.949438, 6.922417.
Und auf das jeweils linke Blatt der Doppelseite hatte der Spinnenmann mit Bleistift Eulen gezeichnet. Jede Menge, und zwar auf wirklich jeder Doppelseite. Eulen im Baum. Eulen beim Fressen einer Maus. Zwei Eulen. Zwei Eulen plus eine kleine Eule und so weiter. Die Zeichnungen waren echt gut.
Barbara blätterte weitere Hefte durch. „Der hat wohl auch
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