Schurken machen Krawall
bereits Barbaras Eltern auf uns. Die Verabschiedung fiel kurz und kühl aus. Wir schüttelten uns die Hände, sagten aber nichts weiter. Dann trottete ich mit Martin hinter Barbara her, die Auffahrt hoch zur Straße.
Oben angelangt, winkte ich noch mal ihren Eltern zu, aber die winkten nicht zurück, sondern verschwanden grußlos im Haus.
Als ich mir sicher war, dass Barbaras Eltern uns nicht mehr sehen konnten, versteckte ich den Koffer und meinen Rucksack im Gebüsch. Meine Mutter würde stutzig werden, wenn ich Gepäck dabeihatte, aber trotzdem bleiben wollte. Sie würde dann bestimmt ein Wort mit Barbaras Mutter wechseln wollen. Und das mussten wir verhindern.
Es dauerte nur ein paar Minuten, da kam Mutter schon angebraust. Sie hielt direkt neben mir, stieg aber nicht aus, sondern öffnete einfach nur die Tür, damit ich ins Auto steigen konnte.
Ich rührte mich nicht vom Fleck. „Ich bleib doch noch! Es war nur Missverständnis. Ich habe gar keinen Katzenschnupfen.“
„Dass du keinen Katzenschnupfen hast, ist mir klar. Den bekommen nämlich nur Katzen. Was hast du angestellt?“
„Natürlich nichts!“ Ich war empört. Wieso glaubte meine Mutter eigentlich immer, dass ich ständig was anstellen würde! „Überhaupt gar nichts!“, legte ich noch mal nach. „Ich musste gestern nur ständig niesen. Jetzt geht es mir aber wieder gut.“
Mutter blieb immer noch sitzen. Sie musterte mich durch die geöffnete Tür.
„Also ist alles in Ordnung?“, fragte sie dann und sah zu Barbara und Martin.
„Alles in Ordnung!“, sagte Barbara und reckte den Daumen in die Luft. Martin nickte heftig.
„Na denn, das sind doch mal großartige Nachrichten!“, freute sich meine Mutter, knallte die Tür wieder zu und brauste mit quietschenden Reifen davon. Auf der Straße hinterließ sie Spuren, die fast so aussahen wie Hundekacke-Fahrspuren auf einem dicken Teppich.
„Deine Mutter schien froh zu sein, dass sie dich nicht mitnehmen muss“, stellte Martin fest.
„Ach, sie wollte nur nicht, dass wir sie weinen sehen“, erklärte ich Mutters fluchtartige Abfahrt. Während meine Mutter bestimmt mit tränennassen Augen die gewundene Straße runterkurvte, hörten wir ihr Autoradio irgendwelche Schlagerhits schmettern. Und für einen kleinen Moment meinte ich sogar, sie wieder lautstark mitsingen zu hören. Meine Mutter hatte wirklich eine seltsame Art, ihre Trauer zu bewältigen.
„Los, wir müssen uns zum Baumhaus schleichen, bevor meine Eltern was merken!“, rief Barbara.
Monsterspinnen, Monsterameisen und Monstermarienkäfer
„Tadaa! Dein neues Zuhause!“ Barbara hielt die Tür des Neben-dem-Baum-Baumhauses auf und ich rollerte mit meinem Rollkoffer an ihr vorbei hinein. Kaum war ich drinnen, musste ich schon abbremsen, um nicht gegen die Wand zu laufen. So ein Baumhaus ist ja nie sonderlich geräumig. Aber wenn man weiß, dass man sich darin alleine die Nächte um die Ohren schlagen muss, kommt es einem ganz besonders winzig vor. Winzig, ungemütlich und trostlos. Wieso musste ausgerechnet ich nun in einem klitzekleinen Bretterverschlag hausen?
„Spitze hier, oder?“, fragte Barbara aufgeregt.
„Hm“, sagte ich nur, setzte den Rucksack ab und stellte meinen Rollkoffer in die Ecke. Womit der Raum schon gut gefüllt war.
„Gut, es ist ein wenig eng. Aber das macht ja nix. Du sollst ja nur drin schlafen.“ Barbara schien wirklich zufrieden zu sein. Was ja kein Wunder war. Die durfte ja weiter in ihrem kuscheligen Bett wühlen.
„Hm“, sagte ich.
Barbara fummelte einen kleinen Block und einen Stift aus dem Werkzeugkasten. „Am besten, wir besorgen dir noch eine Luftmatratze und eine Decke. Nachts wird es ja schon noch etwas kühl.“
„Hm“, hmte ich wieder.
Barbara machte sich Notizen. „Was brauchen wir noch?“
„Kopfkissen. Was zu essen und zu trinken“, schlug Martin vor.
„Was zu essen haben wir doch noch von heute Vormittag“, sagte Barbara.
„Nee. Nicht mehr“, sagte Martin und bekam einen roten Kopf.
„Okay. Kopfkissen. Essen und Trinken. Notiert! Sonst noch was?“, fragte Barbara.
„Eine Taschenlampe“, sagte Martin.
„Hab ich dabei“, sagte ich und klopfte auf meinen Rucksack.
„Brauchst du sonst noch was?“, fragte mich Barbara.
Ich schüttelte den Kopf und dachte: Wie wäre es, wenn ihr mir ein Haus hier reinbaut? Oder ein echtes Baumhaus mitbringt, das oben im Baum hängt, wie es sich gehört?
„Nee. Geht schon so.“ Ich hatte ein ganz flaues Gefühl,
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