Schurken machen Krawall
Vögel beobachtet.“
„Eulen“, sagte ich und dachte darüber nach, ob man auch Eulen zu Monstern machen konnte. Ich kam zu dem Schluss: klar. Dauerte nur länger. Und wahrscheinlich musste man, wenn man sich denn eine Monstereule züchten wollte, gleich auch Monstermäuse züchten. Als Futter. Nach ein paar Minuten hatten wir genug gesehen.
„Und jetzt? Was machen wir jetzt?“, fragte Barbara.
Ich steckte den Block ein.
„Keine Ahnung. Sollen wir erst mal zurück zum Baumhaus?“
„Das ist wahrscheinlich das Beste“, antwortete Barbara. Wir verließen den Bunker wieder.
Wir zogen uns nacheinander im Baumhaus um. Unsere Superheldenoutfits sahen zwar supercool aus, waren aber im Hochsommer eindeutig zu warm. Gerade meine knallenge Plastikhose war bei Temperaturen über 15 Grad die reinste Folter. Mir liefen Sturzbäche von Schweiß in die Schuhe. Ich war heilfroh, als ich das Ding ausgezogen hatte und endlich in Shorts rumlaufen durfte. Im Baumhaus setzten wir uns in einem Kreis zusammen. Martin studierte den Block mit den Eulenzeichnungen.
„Hast du eine Ahnung, was die Tabellen bedeuten?“, fragte ich Martin, den Naturwissenschaftler.
„Ich nehme an, dass er dort seine Beobachtungen eingetragen hat“, sagte Martin.
„Was für Beobachtungen?“, fragte ich nach.
„Na, Eulen sicherlich. An welchem Tag um wie viel Uhr er wo welche Eule gesehen hat und so“, erklärte er.
„Weißt du auch, was das für Zahlen sind?“, fragte ich ihn und zeigte auf die langen Zahlenkolonnen.
„Hm“, sagte Martin. „Das könnten Längen- und Breitengrade sein.“
„Ach so. Klar“, sagte ich und war so schlau wie vorher.
„Damit kann man einen geografischen Punkt ganz genau bestimmen“, behauptete Martin.
„Logisch. Ich weiß“, log ich.
„Wenn wir die Daten im Internet auf Maps eingeben, zeigt uns die Karte, wo genau er die Beobachtungen gemacht hat.“
Langsam fiel bei mir der Groschen. „Ah, okay. Statt zu schreiben ‚dritte Birke links‘ hat er die Zahlen da aufgeschrieben.“
„Richtig“, schlaumeierte Martin zufrieden. Martin liebte es, uns Sachen zu erklären und mit seinem Wissen ein bisschen anzugeben. Was aber okay war, wenn man so viel wusste wie er.
„Dann könnten wir also mit den Zahlen da die Stellen finden, wo sich der Spinnenmann auf die Lauer gelegt hat?“, fragte ich weiter.
„Kein Problem“, sagte Martin, der seine Worte sofort bereute. „Aber was soll uns das bringen?“, ruderte er zurück.
„Keine Ahnung“, sagte Barbara. „Trotzdem sollten wir da mal nachsehen, oder?“
„Logisch“, sagte ich.
„Auf keinen Fall“, sagte Martin, und wir stimmten ab. Barbara und ich stimmten dafür, noch mal in den Wald zu gehen, Martin und Dieter waren dagegen. Alles war wie immer. Wenigstens in diesem Augenblick.
Und damit war es beschlossene Sache: Wir würden nachmittags dem Wald noch mal einen Besuch abstatten.
Schranken und Schwerter
Zum Mittag gab es leckere Nudeln mit Tomatensoße für Barbara und Martin und trockenes Brot mit gammeligem Stinkekäse für mich. Angeblich, weil sonst nichts unauffällig aus dem Haus zu schmuggeln gewesen war. Während ich mir also die Nase zuhielt und mein Brot hinunterschlang, weil mir der Magen in den Kniekehlen hing, besprachen wir unsere nächsten Schritte. Martin schlug vor, mit Dieter im Baumhaus zu bleiben und sich die Aufzeichnungen des Spinnenmanns noch einmal vorzunehmen. Barbara und ich waren einverstanden. Im Wald waren Martin und Dieter sowieso alles andere als eine Hilfe.
„Wer weiß, ob die Lösung des Rätsels nicht irgendwo hier drinsteht?“, orakelte Martin und patschte mit seinen dicken Fingern auf den Umschlag. Dann blätterte er mühevoll eine riesige Wanderkarte auf. Als sie endlich ausgebreitet vor uns lag, zeigte er auf einen Punkt, sagte: „Da!“, und sah uns stolz an. Barbara und ich starrten den Punkt an.
„Was, da?“, fragte ich.
„Da war der Spinnenmann am häufigsten.“
„Sicher?“, fragte ich nach. Ich hatte keine Lust dazu, mich ohne Aussicht auf Erfolg in Gefahr zu begeben.
„Ganz sicher. Ich hab die Daten in Barbaras Computer eingegeben und dann in die Karte eingetragen“, erklärte Martin.
„Dann sollten wir uns jetzt schnell umziehen und auf den Weg machen“, sagte Barbara. Ich stimmte ihr zu und begann damit, die riesige Karte zusammenzufalten. Was ganz und gar nicht so einfach war.
„Lass gut sein, Sebastian. Ich hab euch den Weg noch mal aufgemalt“, sagte Martin.
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