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Schussfahrt

Schussfahrt

Titel: Schussfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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Unglück kam zum Berufsverkehr mal wieder der
Urlauber-Auftrieb und das Skiferien-Chaos der Rot- und Gelbschildler hinzu. Ein
Belgier zog gerade mitten auf der Straße Schneeketten auf, ein Holländer traute
sich nicht vorbeizufahren, die Straße war blockiert. Jo ließ das Auto durch
sanftes Herunterschalten ausrollen, um nicht zu rutschen. Von hinten aber
näherte sich ein Wagen mit voller Festbeleuchtung. Der Fahrer trat
augenscheinlich in die Eisen, kreiselte an Jo vorbei und stippte mit der Nase
in eine Altschneewächte auf der gegenüberliegenden Seite. Die Türen des Wagens
gingen augenblicklich auf, ein Pärchen beschimpfte sich in einem schwäbischen
Dialekt, der eine Beleidigung für empfindliche Allgäuer Ohrmuscheln war.
    Gerhard zog die
Augenbrauen hoch. Jo sah ihn an. Er schüttelte den Kopf: »Ich bin jetzt nicht
mehr im Dienst!« Er zückte sein Handy. »Unfall kurz hinter Waltenhofen, schickt
mal wen, ein RT-SE 788 steckt im
Graben, so eine Suzuki-Vitara-Friseusenschleuder in Pink. Ende und servus.« Er
legte auf und grinste.
    Jo schaute ihn an.
Erneutes Nicken. Sie wendete vorsichtig, fuhr mit Zehenspitzengefühl und einem
Hauch von Gas an und bog Richtung Hegge ab. In Waltenhofen nahm sie die
Nebenstrecke über Rauns und Martinszell, ein Sträßchen so eng, dass zwei Autos
kaum aneinander vorbeipassten. Den steilen Berg in Martinszell meisterte Jo
dank Allrad souverän, überquerte die B2, wo sie sich eine Lücke im
Staugeschehen freihupte. In Oberdorf in der Bergstraße hing noch so einer aus RT am Hang. Jo überholte locker, und sie
kamen recht beschwingt im Rössle in Eckarts an.
    »Ihr schon wieder?«
Die Wirtsleute lachten, und eine Weinschorle sowie ein AKW kamen ungefragt auf den Tisch. Zwei Knoblauchsuppen
auch. Das war ein Ritual bei Jo, in schlechten Phasen ging sie immer
Knoblauchsuppe essen. In letzter Zeit war sie dabei, sich fast eine
Knoblauchvergiftung zuzuziehen.
    »Ich versteh das
nicht, es muss doch auch noch andere Verdächtige außer Schorsch geben«, begann
Jo. »Was ist denn mit Frau Rümmele, die ständig so bemalt ist, als sei sie auf
dem Kriegspfad?«
    »Wir haben uns die
Hausangestellte noch mal vorgenommen. Ich glaube ganz ehrlich nicht, dass sie lügt.
Sie hätte auch gar keinen Grund zu lügen. Ihr Vertrag mit Rümmeles läuft
sowieso Ende des Monats aus. Sie hat da nur stundenweise zur Überbrückung
gearbeitet. Sie hat ein kleines Kind zu Hause, das aber nun in einen
Ganztageskindergarten geht, und sie tritt ihren alten Job bei der
Raiffeisenkasse wieder an.«
    »Frau Rümmele war
also wirklich daheim?«, fragte Jo.
    »Ja, sieht so aus.«
    »Und ein Liebhaber
oder so was?« Jo gab nicht auf.
    »Alle befragten
Nachbarn haben angegeben, dass da immer mal wieder wilde Partys gelaufen seien.
Dass nackte Mädels auf den Tischen getanzt hätten. Da aber niemand wirklich
dabei war, überwiegt wahrscheinlich die Dichtung.«
    »Und die
Hausangestellte?«
    »Nun, die hatte die
Aufgabe, Snacks zuzubereiten, Champagner einzukühlen, und wurde dann
weggeschickt. Am nächsten Tag räumte sie im Schwimmbad und in der Sauna wieder
auf.« Gerhard war anzumerken, dass er das eher befremdlich fand.
    »Ja, aber das
spricht doch für was Anrüchiges!«, rief Jo euphorisch.
    »Oder gerade eben
nicht, denn Frau Rümmele war immer dabei«, dämpfte Gerhard ihre Begeisterung,
»vielleicht war das ja so eine Art Swinger-Club, alles ganz locker. Wieso hätte
sie sich einen Liebhaber halten sollen, wenn ihr die frei Haus unter den Augen
des Gatten geliefert worden sind? Lassen wir Frau Rümmele mal beiseite.«
    »Ja gut, aber dann
haben wir nur noch Peter Rascher und Schorsch zur Wahl, und beide Optionen
gefallen mir gar nicht. Mensch Gerhard: Peter Rascher ist kein Mörder.
Vielleicht hat ja ein anderer Naturschützer den Mord begangen. Aber auch das
kommt mir unlogisch vor. Ich meine, die wissen doch, dass das Projekt auch ohne
Rümmele weitergeht, mit Verzögerung zwar …«
    Gerhard zuckte mit
den Schultern. »Vielleicht wollten sie ihn nur erschrecken, es war ein Unfall?
Was weiß denn ich?« Er löffelte seine Suppe. Mechanisch, langsam. Eine
beunruhigende Stille lag bleiern über dem Tisch.
    Jo durchbrach das
dumpfe Schweigen: »Und dann führt wieder alles zu Schorsch. Der muss da raus.
Es geht auch um die Oma, die sollte so lange nicht allein sein. Sie ist zwar
ganz schön fit, aber allmählich wird sie doch ein bisschen wunderlich mit all
ihren Tees. Sie braucht ihren

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