Schussfahrt
immer so, dass Bauvorhaben sehr knapp kalkuliert
sind.«
»Scho, Föhl, aber
des war a schleachtar Boda, und des hom dia Erschta au scho gmerkt.«
»Wieso denn
schlecht? Das ist doch eine gute, ganz normale Bauernwiese?« Jo war irritiert.
»Des sott ma moina,
wenn ma bloß so überhops na luget.«
»Aber nun kommen Sie
doch mal zum Punkt!« Reiber wurde ungeduldig. Jo schenkte ihm noch einen
flammenden Blick.
»Und wenn ma ganz
guat luaget, Kreszenz?« Jo verfiel unwillkürlich in Allgäuerische.
»Dann isch des a
Boda, der wo drainiert worra isch, und wenn do aufgrabsch, kommet alte
Tonrehrle raus«, sagte Kreszenzia ganz einfach.
»Alte Tonröhren?« Jo
schwante etwas.
»Ja, des isch doch
klar. Früahnar hot ma Moosboda tricknat mit Drainasche. Legal hot ma des beim
Wasserwirtschaftsamt ageah. Illegal hot ma eaba schwarz drainiert. Aber drunter
isch auf jedan Fall a huragreißlichr nassr Boda. Da kasch it baua. Drum war
doch bei mir im Austragsheisle au immr Wasser im Kellr. Drum war i gar it so
bös, dass der Rümmele des hot kaufa wölla.«
Jo starrte sie an
und begann zu lachen. »Kreszenz, du alte Schlaumeierin, du wolltest bloß den
Preis hochtreiben?«
»Na, Föhl, des it! I
wollt dem Rümmele klar macha, dass des a nassr Boda isch.«
»Aber Herr Rümmele
hat Ihnen nicht geglaubt?« Volker Reiber mischte sich wieder ein.
»Net glaubt oder net
glauba wölla.« Die Oma zuckte mit den schmalen Schultern.
»Und Schorsch?« Jo
war vor lauter Aufregung aufgesprungen.
»Hot des au gwisst,
aber der hot prozessiert, weil er gsagt hot, dann macht er dem Rümmele
wenigschtens sei Leaba schwer. Wenn der scho dia Bauherra ibers Ohr haut. So
hot er gsagt, der Schorschle«, sagte Kreszenzia freundlich. Sie erhob sich.
»So, i muass etzt in d Kirch. Und du«, sie deutete auf Volker Reiber, »lasch
den Bua wieder naus.«
»Ja, können Sie ihm
denn ein Alibi geben?«, fragte Volker.
»Na, ka i it, i ho
gschlofa. Do missat i ja lüaga. Und des duat a guatr Chrischtamensch it, oder?«
Sie strahlte die beiden an und sagte zu Jo: »Und du, Johanna, du kasch dem
Schorschle saga, dass i zreacht komm.«
Daran hatte Jo
keinen Zweifel, als sie sah, wie energiegeladen Kreszenzia zur Tür ging und
diese aufstemmte. Jo und Volker Reiber folgten ihr und sahen ihr zu, wie sie
sich auf ein uraltes schwarzes Hollandrad schwang. Wie eine junge Frau!
Reiber starrte ihr
nach. »Faszinierend!«
»Hm, so kann man das
auch nennen.« Jo schaute ihm direkt in die Augen. »Lassen Sie den Schorsch
jetzt wieder raus?«
»So schnell geht das
nicht. Ein Alibi hat er nun mal keines. Und diese ganze dubiose Drainagegeschichte,
die muss ich erst mal überprüfen«, wiegelte er ab.
»Nun machen Sie aber
mal einen Punkt, Herr Reiber. Die Oma hätte ihm ein Alibi geben können. Aber
sie hat es vor lauter Integrität nicht getan.« Jo fand Reibers Vorgehen extrem
ungerecht.
»Das wäre doch auch
gar nichts wert gewesen, ein Alibi von einer Verwandten. Nun machen Sie aber
auch mal einen Punkt, Frau Doktor. Ich sage doch, dass ich erst mal Licht ins
Dunkel dieser verworrenen Drainagegeschichte bringen muss.«
Jo schüttelte den
Kopf über so viel Unvermögen. »Sie verstehen rein gar nichts von
Landwirtschaft, oder?«
»Sollte ich?«
»In dem Fall wäre es
von Vorteil«, meinte Jo. »Falls es Ihr Ego erlaubt, könnte ich Ihnen zumindest
eine kurze Einführung geben.«
»Ich bitte darum.
Gibt’s hier ein Café?« Volker Reiber lächelte sogar und sah dabei gar nicht
schlecht aus, wie Jo fand.
»Ja, klar, aber ich
würde sagen, wir schauen mal zu Mama My hinein. Da kriegen Sie Ihren grünen
Tee.«
Als sie das Lotus
betraten, hatte es gerade geöffnet. Frau My drückte herzlich Jos Hand und
begrüßte auch Volker Reiber überaus freundlich.
Sie war begeistert,
dass Reiber grünen Tee bestellte. »Ich bin Buddhistin, immer viel beten und
viel Tee trinken. Ich esse nix tote Tiere, Sie auch nicht?« Sie strahlte ihn an
und ging.
Jo sah ihn
vorsichtig von der Seite an. Er schien ein wenig durcheinander zu sein. Frau My
brachte den Tee, Reiber schenkte sich ein und rührte hektisch in der Tasse. Aus
der Küche klangen gedämpfte Stimmen herüber.
Volker Reiber
versuchte ein Lächeln. »Das hätte ich Immenstadt jetzt gar nicht zugetraut …«
Jo legte den Kopf
schief. »Meinen Sie, wir essen unentwegt Schweinsbraten und bekreuzigen uns,
wenn wir Asiaten sehen? Herr Reiber, das ist doch nicht Bayerisch Kongo hier.«
»Nein, so meine
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