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Schussfahrt

Schussfahrt

Titel: Schussfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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sowieso nicht zwischen
Männern und Frauen, und Volker war geneigt, dem zuzustimmen. Was der Weinzirl
für Jo empfand, war mehr als Freundschaft, das war zumindest Volkers
Überzeugung.
    Auf einmal schreckte
Volker hoch. Was dachte er hier eigentlich über Jo Kennerknecht und Gerhard
Weinzirl nach? Er hatte einen Mörder zu finden! Mit oder ohne Gerhard Weinzirl.
    Volker sah, wie
Gerhard sich müde vom Schreibtisch hochstemmte und zum Waschbecken schlurfte.
Gerhard schaute in den Spiegel. Er schöpfte kaltes Wasser in sein Gesicht,
atmete durch, und dann hörte ihn Volker sagen. »Pack mer’s a – mein Name ist
Weinzirl, Gerhard Weinzirl!« Er grinste sein Spiegelbild an, Volker lächelte
ebenfalls.
    Nein, das war wohl
heute nicht mehr der Moment für Gespräche. Er ging leise einige Schritte
rückwärts, drehte sich um und verzog sich in sein Büro. Er hörte Gerhard gehen.
Dann erst löschte er die Lampe und ging nach Hause.
    Volker hatte
überraschend gut und traumlos geschlafen. Einige versprengte Sonnenstrahlen
schienen durch sein Küchenfenster, sofort gefolgt von Regenschauern. Wie jeden
Morgen haute er sich den Kopf an der Dachschräge an, und wie an vielen Morgen
fehlten ihm die Teebeutel. Er würde einen Tee im Büro trinken.
    Die Stadt war wie
ausgestorben. Als er um halb acht am Präsidium ankam, stand Weinzirls VW -Bus schon draußen. Auf dem Gang gab
der Kaffeeautomat sein Bestes, doch das war nicht genug. Plötzlich spuckte er
im Stakkatotempo leere Becher aus, dann folgte ein gewaltiger Schwall Kaffee.
Ohne Becher. Gerhard stand davor, und Volker beobachtete, wie er der Maschine
mit hochgerissenem Bein in die Seite trat. Sie spuckte, würgte, schepperte.
Gerhard blickte gespannt in den Ausgabeschacht. Der nächste Becher trudelte
herunter, kam zu stehen. Dann floss Kaffee – ordnungsgemäß.
    »Na, so ein bisschen
Karate wirkt oft Wunder«, sagte Volker. Gerhard nahm so etwas wie Haltung an,
wohl in Erwartung der nächsten Tirade.
    Aber Volker lächelte
lediglich. »Gab es da nicht mal eine österreichische Serie, bei der ein
Kaffeeautomat ständig herumzickte?«
    »Ja, ›Kottan
ermittelt‹.« Gerhard schaute Volker Reiber fragend an.
    »Genau, köstlich,
ganz köstlich. Nun ja, also bis gleich«, meinte Volker fröhlich.
    Gerhard sah ihm
nach, als hätte er eine Erscheinung gehabt. Volker grinste in sich hinein. Der
Weinzirl hielt ihn wahrscheinlich für eine multiple Persönlichkeit. Aber
womöglich verstand Gerhard sein Friedensangebot ja!
    Sie hatten sich im
großen Konferenzzimmer versammelt. Alle Beamten sahen ziemlich hohläugig aus,
besonders Markus Holzapfel hatte tiefschwarze Trauerränder unter den Augen. Er
hatte die halbe Nacht die Ergebnisse der einzelnen Fahndungsteams überprüft,
sortiert, auf einer Karte des Gunzesrieder Tals lokalisiert und dabei eine
interessante Entdeckung gemacht.
    Volker sprach von
der Verhaftung von Moritz Wegscheider und ließ jeden seiner Ermittler kurz den
gestrigen Tag zusammenfassen.
    »Herr Holzapfel, Sie
haben ein Resümee der Befragungen gezogen?«
    »Ja, genau. Ich, äh
…« Markus stand auf und verhaspelte sich schon wieder beim Versuch, reines
Hochdeutsch zu sprechen. »Also wir haben ja noch mal alle Orte aufgesucht, an
denen mehrere Menschen verkehren, also so genannte Multi … Multi …«
    »Multiplikatoren«,
ergänzte Volker ohne jeden Unterton in der Stimme.
    Markus atmete auf.
»Ja, Multiplikatoren, und da kam die Kollegin Straßgütl«, er hob den Kopf in
Richtung der jungen Polizistin, »auf die Idee, auch die Käserei in Gunzesried
aufzusuchen. Zwecks der Multi …«
    »Aha, interessant«,
sagte Volker, obwohl er der gegenteiligen Ansicht war. Die anderen grinsten.
Markus war ein akkurater Arbeiter, aber er schob immer erst die Kirche ums
Dorf, bis er mal an den Kern der Dinge gelangte.
    Volker nickte Markus
aufmunternd zu, der fortfuhr: »Also, am letzten Sonntag waren viele Leute in
der Sennerei, weil die doch ab vier Uhr wegen der vielen Skitouristen offen
hat.«
    Volker gab sich alle
Mühe. »Herr Holzapfel, geht es etwas prägnanter?«
    »Prä … äh ja, klar.«
Markus atmete tief durch. »Marcel Maurer war auch da. Bis ungefähr halb fünf.
Ich dachte, das würde Sie interessieren.« Markus klang so, als wollte er
unbedingt bei seinem Lateinlehrer gut Wetter machen.
    Die junge Kollegin
sprang in die Bresche. »Marcel Maurer hat ein kurzes Interview mit dem Inhaber
gemacht und ein Foto. Weil die das Foto draußen gemacht

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