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Schussfahrt

Schussfahrt

Titel: Schussfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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hatte,
Rümmele zu verabscheuen, und der vor allem zur fraglichen Zeit taleinwärts
gefahren ist.«
    »Ja, aber das sind
doch gute Neuigkeiten. Dann hat Martl doch die Wahrheit gesagt. Wer ist denn
dieser Bauherr, oder darfst du das nicht sagen?« Jos Stimme überschlug sich
fast.
    »Tja, äh, der
Bauherr, also der ist eigentlich gar nicht der Bauherr …«
    »Tja, äh«, äffte Jo
ihn nach, »jetzt red doch kuine solche Krämpf.« Jo verfiel vor lauter Aufregung
ins Allgäuerische.
    Wieder entstand eine
Pause, und dann stieß Gerhard ganz schnell hervor: »Der Bauherr ist eigentlich
eine Bauherrin und heißt Patrizia Lohmeier. Sie hat einen Freund, und der will
mit ihr später in das fertige Haus einziehen, und dieser Freund war im Tal.«
    »Patrizia wollte
bauen? Und hat einen Freund? Wieso weiß ich das nicht?« Jo war verwirrt. »Und
wer ist dieser Freund? Der hat ja wohl einen Namen, oder?«
    »Hat er. Mit vollem
Namen heißt er Marcel Maurer«, sagte Gerhard pampiger als eigentlich nötig.
    »Marcel? Marcel ist
mit Patrizia zusammen?«
    »Ja, ist er, schon
länger!« Gerhard klang immer noch sehr unwirsch.
    »Ja, aber, aber was
hat das mit Rümmele zu tun?«, fragte Jo.
    Gerhard breitete die
ganze Geschichte vor Jo aus. »Und jetzt sitz ich hier und warte darauf, Marcel
zu verhören. Er wird jeden Moment da sein.«
    Jo schwieg lange und
sagte dann: »Marcel bringt doch niemanden um. So, wie der handwerklich begabt
ist, kann der ein Gewehr nicht mal halten. Vorher erschießt er sich selbst.
Aber dass Marcel mit Patrizia, das glaub ich ja nicht. Und ich erfahre es als
Letzte. Diese beiden …«
    Gerhard schnitt ihr
das Wort ab: »Das ist das Einzige, was dich interessiert! Jo, es geht hier
nicht um verletzte Gefühle. Es geht um Mord! Es geht darum, dass wir hier das
Rätselraten unter den drei großen Ms haben.«
    »Wieso drei?«
    »Weil Moritz auch
festgehalten wird. Weil Martl noch immer der plausibelste von allen
potenziellen Tätern ist. Weil Marcel durchaus in der Lage ist auszurasten«,
schrie Gerhard.
    »Moritz, hat der
sich gestellt?«
    »Ja, hat er, und er
hat es wohl auch schon bitter bereut. Aber ich denke, ich kann Reiber
überzeugen, Moritz gehen zu lassen.«
    »Und Martl? Du hast
also bisher nichts gesagt?«, fragte Jo hoffnungsvoll.
    »Hab ich nicht,
obwohl das grob fahrlässig ist«, raunzte Gerhard.
    »Dann kannst du ja
warten, bis Marcel was gesagt hat …« Jo brach ab.
    Gerhard wurde laut: »Toll, Jo, das ist ja eine Meisterleistung. Dem einen Ex den anderen opfern!
Prima Schachzug. Lieber lässt du Marcel über die Klinge springen, als dass dein
Olympiaheld vom Sockel fällt. Jo, du bist so … so …«
    Gerhard warf den
Hörer auf die Gabel.
    Jo ließ ihr Telefon
zu Boden fallen. Und dann begann sie zu weinen, nein zu heulen – alle Schleusen
waren geöffnet. Sie weinte alle Tränen über Martl, Marcel, das ganze Leben. Als
sie wieder hochsah, schaute sie in zwei Paar Katzenaugen. Mümmi blickte
prüfend, Moebius hatte entsetzt die Ohren nach hinten geklappt.
    »Du hasst Lärm, hm?
Euer Frauchen ist ein saublödes, heulendes Weib. Wer sein Todesurteil selbst
ausspricht, braucht sich nicht beim Henker zu beklagen. Das denkt ihr doch.«
    Moebius klappte die
Ohren wieder nach vorne.
    »Das also wolltest
du hören?« Die beiden Katzen drehten sich hoheitsvoll um und gingen.
    Jo hockte sich auf
einen Hartschalenkoffer, der eigentlich in den Keller gehört hätte, und dann
fasste sie einen Entschluss. Sie musste mit Patrizia reden. Das brannte ihr zu
sehr auf der Seele.
    Es lag immer noch
Sprühregen in der Luft, fein verwirbelt durch einen strengen Westwind. Es waren
höchstens vier Grad. Jo hielt ihr heißes Gesicht in den Wind, die Tränen
vermischten sich mit dem Regen. Sie leckte eine Salzspur von der Wange und
setzte sich ins Auto. Der Justy öttelte, kreischte blechern und starb ab.
Zweiter Versuch. Nichts, Feuchtigkeit war nicht sein Wetter. Jo sank im Sitz zurück.
Der Wind heulte um das Hauseck. Jo hörte nicht einmal, dass ein Auto angehalten
hatte.
    Es klopfte an die
Scheibe. Jo fuhr hoch. Da stand Patrizia vor ihr.
    »Jo? Ich dachte, ich
muss mal mit dir reden.«
    Jo wischte die
Tränen mit dem Handrücken ab. »Ich wollte auch gerade zu dir fahren, aber das
Auto …«
    »Nässe mag er nicht,
wie immer.« Patrizia versuchte ein Lächeln.
    Jo stieg aus und
warf die Tür zu. »Magst du einen Kaffee?«
    »Ja, gern, dein
Cappuccino ist eindeutig der beste.«
    Jo lachte

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