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Schussfahrt

Schussfahrt

Titel: Schussfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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hat
überhaupt nicht widersprochen. Ich glaube, er weiß, was wir von ihm wollen.«
    Volker nickte, oh
ja, dieser Maurer würde sicher wissen, worum es ging.
    Kurze Zeit später
wurde Marcel Maurer von einem Beamten in Gerhards Büro geleitet, wo Gerhard und
Volker ihn erwarteten. Die Begrüßung war frostig.
    »Herr Maurer, ich
möchte gar nicht lange um den heißen Brei herumreden. Wieso waren Sie letzten
Sonntag im Gunzesrieder Tal?«
    »Das ist einfach.
Ich war in der Sennerei in Gunzesried, um dort eine Story zu recherchieren. Die
Sennerei hat nun auch eine Internet-Seite, und das ist uns hier im Lokalen
durchaus eine Geschichte wert.«
    »Aha, ›Käse goes
Internet‹, oder so?«, mischte sich Gerhard ein.
    Marcel schenkte ihm
einen Blick, der eher resigniert war denn genervt. »Ja, genau oder so.«
    »Wieso musste das am
Sonntag sein? Das ist doch keine tagesaktuelle Story, oder?« Gerhard bemühte
sich immer noch um einen professionellen Ton.
    »Nein, da hast du
völlig Recht. Aber ich hatte gerade etwas Luft am Nachmittag. Ich war als
Producer eingeteilt und hätte auch noch die Seiten vom Sport bauen müssen. Die
waren mit ihren Ergebnissen aber erst gegen sechs Uhr zu erwarten. Und außerdem
wollte ich der neuen Volontärin mit ihren Fragen entkommen. Sie ist ein
ziemliches Ärgernis. Wenn man ihr klare Aufträge gibt, dann schafft sie es
eventuell, diese auszuführen. Aber wehe, sie soll eine gedankliche
Eigenleistung erbringen oder gar mal die Idee für eine gute Geschichte
entwickeln, dann wird es zappenduster. Ich verstehe gar nicht, wieso die
Journalistin werden will. Hat keine eigenen Ideen, surft den ganzen Tag im
Internet, hat eine Kiefermuskulatur wie eine wiederkäuende Kuh, so wie die den
ganzen Tag Kaugummi verbraucht, und glänzt jeden Tag mit neuen, superengen
Tops.«
    »Na, das mit den
Tops klingt doch spannend«, sagte Gerhard, und Volker bedeutete ihm mit einem
Blick, dass diese Bemerkung nun wirklich unangemessen war.
    Gerhard schwieg, und
Volker durchbohrte Marcel mit einem Adlerblick. »Das ist interessant. Ihr
Kollege vom Sport hat ausgesagt, Sie wären an diesem Tag um achtzehn Uhr
dreißig wieder in der Redaktion gewesen. Die Sennerei haben Sie gegen sechzehn
Uhr dreißig verlassen. Wo, bitte schön, waren Sie in der Zwischenzeit?«
    »Ich weiß, das
klingt in Ihren Ohren jetzt merkwürdig. Aber ich bin zum oberen Liftparkplatz
gefahren, habe einige Dinge auf mein Diktaphon gesprochen, und dann bin ich
eine Runde spazieren gegangen.«
    »Eine Runde
spazieren! Es war inzwischen fast fünf Uhr, also nahezu dunkel!«, rief Volker.
    »Es war durchaus
noch nicht ganz dunkel. Es herrschte eine sehr schöne Stimmung, weil an klaren
Tagen über Schnee das Licht noch länger verweilt«, sagte Marcel.
    »Soso, das Licht
verweilt da also ganz wildromantisch.« Gerhard wurde jetzt doch pampig: »An dem
Tag aber hat es geschneit. Dicke, weiße Flocken, und windig war es auch.
Verarsch mich doch nicht.«
    »Ja, aber das Licht
war dennoch sehr imposant.« Marcel zupfte nervös an seinen feingliedrigen
Fingern herum.
    »Wie lange hat Ihre
romantische Aufwallung denn gedauert? Und wo genau sind Sie denn gewandelt?«,
fiel Volker ein.
    »Ich bin am Ziehweg
entlanggegangen, Richtung Berghaus Blässe.«
    »Hat Sie jemand
gesehen, oder haben Sie jemanden gesehen?« Volker sandte Gerhard erneut einen
warnenden Blick hinüber und nahm das Zepter wieder in die Hand.
    »Ich weiß nicht, ob
mich jemand gesehen hat. Der Parkplatz war leer, aber vielleicht hat jemand
mein Auto gesehen. Es stand unter den Flaggen direkt an der Straße.«
    »Gut, das werden wir
überprüfen. Ich darf konstatieren: Sie sind etwa eine Stunde spazieren gegangen
und dann zurück nach Kempten gefahren«, sagte Volker.
    »Genau, was ist
daran so ungewöhnlich?« Marcel klang wie ein ertapptes Kleinkind.
    Gerhard konnte sich
nicht mehr beherrschen »Nein, das ist gar nicht ungewöhnlich, dass jemand in
der Dunkelheit an einer Skipiste entlangläuft, und das Ganze weniger als einen
Kilometer von der Stelle entfernt, wo HJ Rümmele ermordet worden ist. Und dann ist es auch gar nicht ungewöhnlich, dass
du Streit mit Rümmele hattest wegen Pattis Bauplatz. Die ganze Geschichte ist
überhaupt das Gewöhnlichste, was wir seit langem gehört haben.«
    Gerhard starrte
wütend zu Volker Reiber hinüber, der das Gespräch wieder übernahm.
    »Herr Maurer, Sie
haben kein Alibi. Sie hatten Grund und Zeit, Herrn Rümmele zu ermorden. Ich
nehme

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