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Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Titel: Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Lieder
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ihm vorbeischwankte. »Mir geht’s gut, ich brauch keine Hilfe«, zischte er noch.
    Klement sah ihm nach, wie er in Richtung Contrescarpe lief. Dabei knickten seine Beine mehrmals ein und der Kerl musste kurz verharren, um dann genauso weiterzutorkeln. Klement überlegte, ob der Typ schlicht einen über den Durst getrunken hatte. Aber er hatte überhaupt nicht nach Alkohol gerochen. Klement zuckte mit den Schultern, drehte sich um und beeilte sich, um noch rechtzeitig zur Arbeit zu kommen.
    Schuster hatte sich gerade eine riesige Portion Chili gekocht.
    Vielleicht war sein momentaner Heißhunger eine der Folgen seiner Gefangenschaft.
    Die Türklingel ertönte.
    »Nicht mal in Ruhe essen kann man.« Er warf einen sehnsüchtigen Blick auf seinen gut gefüllten Teller und ging zur Tür.
    Es war Jana Tellmann. »Hallo, Heiner. Stör ich?«
    »Überhaupt nicht«, flunkerte er.
    »Ich hab dein Auto vor der Tür stehen sehen, und da dachte ich, ich sehe mal, wie’s dir geht.«
    »Danke. Mir geht’s gut.«
    »Tut mir leid, wenn ich einfach so reinplatze ...«
    Er wandte sich hastig ab. Sein Herz schlug wieder eine dieser verwirrenden Kapriolen. Nicht zum ersten Mal wurde ihm klar, dass ihr Lächeln ihn selbst dann, wenn er mit einer Hand an der Eiger Nordwand hängen würde, mehr durcheinanderbringen würde, als die Tatsache, dass er jeden Moment abstürzen könnte.
    »Ich hab Chili gekocht. Möchtest du mitessen?« Er wartete ihre Antwort nicht ab, nahm einen weiteren Teller und stellte ihn auf den Tisch.
    Sie blieb hinter ihm stehen und blickte ihm neugierig über die Schulter. »Wäre es für dich irgendwie von Belang, ob ich Hunger habe, Heiner Schuster? Vielleicht habe ich gerade gegessen, vielleicht mag ich ja auch gar kein Chili.«
    Er drehte sich zu ihr um und schmunzelte. »Du siehst aus, als hättest du Appetit.«
    Sie stemmte die Hände in die Hüften und sah ihn gespielt empört an. Er war überzeugt davon, dass sie diese Disziplin erfunden hatte. Gespielt empört gucken beherrschte niemand so wie sie. Er drehte sich schnell wieder weg, weil er lachen musste, und rührte das Chili um. Dabei fiel sein Blick auf seine Hände. Er hatte sich bereits gefragt, ob er das verfluchte Händewaschen endlich hinter sich gelassen hatte.
    Und bisher hatte er noch keine Antwort darauf gefunden.
    Seit seiner Freilassung hatte er Stellos Waschbecken noch nicht wieder benutzt. Vielleicht war das ein guter Anfang.
    »Es ist schön, dass es dir wieder besser geht.« Sie hatte sehr leise gesprochen.
    Er nickte langsam. Seit sie ihn aus diesem Haus geholt hatten, hatte er keine Vitamine mehr genommen und keine Panikattacke aufgrund einer möglichen bevorstehenden Krankheit hatte ihn überrannt. »Ja, mir geht’s besser.«
    In jeder Hinsicht. Wenn wir nur endlich diesen Kerl finden würden, der zwei Frauen erwürgt hat und in ihren Klamotten durch die Gegend spaziert …
    Am nächsten Morgen kam er breit vor sich hin grinsend ins Büro, wo Grätsch und Lahm bereits zusammenstanden und in ein Gespräch vertieft waren.
    Schuster setzte sich pfeifend und schaltete seinen Computer ein.
    »Na, einen schönen Abend gehabt?«, fragte Grätsch.
    Schuster nickte.
    Alle zuckten zusammen, als Moritz Kuhn mit dem für ihn so typischen Schwung hereinplatzte. Er murmelte ein »Moin zusammen« und verschwand in seinem Kabuff.
    Schuster schüttelte noch immer grinsend den Kopf. Er hatte tatsächlich einen netten Abend gehabt. Jana war bis kurz vor Mitternacht geblieben, sie hatten Wein getrunken und geredet. Diese Frau tat ihm gut, musste er wieder und wieder feststellen.
    Die Tür von Kuhns Kabuff flog wieder auf und Moritz Kuhn stürmte zurück ins Zimmer.
    »Habt ihr das gelesen?« Er warf die Tageszeitung auf Schusters Tisch.
    Der nahm sie, und sofort stach ihm die Schlagzeile ins Auge: Erneut Überfall auf Frau – War es der Wall-Würger?
    Schuster überflog die ersten Zeilen, dann ließ er die Zeitung sinken. »Das glaub ich einfach nicht.«
    Seine Kollegen hatten sich an seinem Tisch versammelt, sie nahmen die Zeitung abwechselnd und lasen ein paar Zeilen.
    »Das ist der erste Morgen seit vielen Jahren, an dem ich’s noch nicht geschafft habe, die Zeitung zu lesen«, knurrte Grätsch kopfschüttelnd.
    Lahm stieß einen wütenden Laut aus. »Wer hat den Artikel geschrieben?«
    Schuster hatte bereits den Telefonhörer in der Hand. »Ich kann mir schon denken, wer das war.«
    Sabine Deisterkamp meldete sich sofort. »Herr Kommissar, das ist

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