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Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Titel: Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Lieder
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Wachleute vom Hauptbahnhof haben angerufen. Wir hatten sie doch gebeten, mal ihre Bänder durchzugehen, da Grit Knobloch ja angeblich nach ihrem Todeszeitpunkt, am frühen Morgen, noch am Hauptbahnhof gesehen wurde. Und offenbar haben sie was entdeckt. Wir sollen uns ein Bild von der Videoüberwachung ansehen«, sagte Lahm.
    Schuster hob den Kopf. »Warum machst du das dann nicht?«
    Sein Kollege seufzte, und zum ersten Mal hatte Schuster das Gefühl, Lahm ungerecht zu behandeln. Wenn er ganz ehrlich war, trug er seinem Kollegen seit Jahren nach, dass er ihm den Spitznamen »Schlumpf« zu verdanken hatte. Sie hatten nie darüber gesprochen. Wenn man es genau betrachtete, hatten sie überhaupt noch nie richtig miteinander gesprochen.
    »Ich dachte, wir könnten vielleicht ... zu zweit ...«, meinte Lahm und war schon fast wieder aus der Tür.
    Schuster erhob sich. »In Ordnung.«
    Lahm drehte sich zu ihm. Ein sehr kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht, dann war er wieder ganz cool. »Dann lass uns losfahren.«
    Auf dem Band der Videoüberwachung war eine Frau zu sehen, eine sehr große Frau. Sie hatte lange dunkle Haare und trug einen Rock, darüber einen längeren Mantel. Sie war halb von der Seite aufgenommen worden, im Hintergrund konnte man ein Taxi sehen. Das Bild war ausgesprochen unscharf.
    Schuster beugte sich etwas vor, um besser sehen zu können.
    Auch sein Kollege Lahm stand da und starrte mit gerunzelter Stirn auf den Bildschirm. »Was meinst du, könnte das Grit Knobloch sein?«
    Schuster blickte angestrengt auf den Monitor. »Ich weiß nicht, die Größe ... Sie kommt mir viel größer vor.« Er zeigte auf den Bildschirm. »Guck mal.«
    Lahm nickte langsam. »Die Kette.«
    Er hatte Recht. Auf dem Bild war ziemlich deutlich zu sehen, dass die Frau eine auffällige Kette trug.
    »Ihre Kollegin hat angegeben, dass Grit eine Kette mit großen Holzperlen getragen hat. Sie konnte sich sehr genau daran erinnern.« Schuster starrte noch immer auf den Monitor.
    Der junge Mann, der sie angerufen hatte, zeigte auf die Frau. »Sehen Sie das? Die ganze Zeit hab ich überlegt, wieso mir das Ganze komisch vorkommt. Jetzt weiß ich’s.« Wieder zeigte er auf das schwarz-weiße Bild.
    »Sie wirkt irgendwie ... nicht wirklich weiblich.«
    Schuster stutzte und sah seinen Kollegen etwas verwundert an.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte der.
    »Die ganze Körperhaltung, dazu noch die Größe …«
    »Kann man das Gesicht etwas näher ranholen?«, fragte Schuster.
    Der junge Mann schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, schärfer bekomme ich es nicht. Ich habs schon rangezoomt.«
    Lahm betrachtete das Bild und drückte sich fast die Nase am Monitor platt.
    Er kniff die Augen zusammen. »Stimmt, irgendwie sieht sie seltsam aus.«
    Schuster war sich nicht sicher, was er sah und was er glauben sollte. Tatsache war, dass die Frau auf dem Bild ungewöhnlich groß war.
    »Um wie viel Uhr ist das Bild aufgenommen?«
    Der junge Mann zeigte auf den unteren rechten Rand des Monitors. »Hier, drei Uhr achtundvierzig.«
    Schuster sah Lahm an. »Der Doc hat gesagt, sie sei etwa sieben bis acht Stunden tot gewesen, als sie gefunden wurde.«
    Lahm nickte. »Dann kann das hier nicht Grit Knobloch sein. Als das Bild aufgenommen wurde, muss sie längst tot gewesen sein. «
    Moritz Kuhn stand an der Pinnwand und betrachtete die Fotos der Fundorte und der Opfer. Er hatte zwei Finger an sein Kinn gelegt.
    »Vielleicht will der Täter, dass die Leichen schnell gefunden werden. Aber warum, zum Teufel, nimmt er ihre Klamotten mit?«
    Florian Lahm, der gerade mit der Kaffeemaschine beschäftigt war, meinte trocken: »Vielleicht war ihm kalt.«
    Kuhn drehte sich zu ihm um. »Was? Was haben Sie da gerade gesagt?«
    Lahm klappte den Kaffeefilter zu. »Keine Ahnung, hab nur so vor mich hin gesprochen.« Er grinste seinen Kollegen an. »Das mach ich manchmal.«
    Kuhn starrte mit offenem Mund zu Schuster herüber, so als hätte er einen Geistesblitz. »Mir ist da gerade was durch den Kopf gegangen.«
    Schuster blickte auf.
    »Der Kerl verschwindet mit ihren Klamotten. Aber nicht, weil er sie halbnackt zurücklassen will.«
    »Sondern?«
    »Vielleicht hat Herr Lahm recht, und er trägt ihre Klamotten.«
    Schuster kam nun gar nicht mehr mit. »Wer? Flo?«
    Kuhn knurrte ungeduldig. »Der Kerl, der die beiden Frauen umgebracht hat.«
    »Was?«
    Kuhn nickte gedankenverloren. »Er zieht ihnen die Klamotten aus und trägt sie dann selbst. Das würde doch auch

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