Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman
dass Sie nichts angefasst haben.«
Der junge Mann guckte entgeistert. »Da können Sie drauf wetten!«
»Gut. Trotzdem brauch ich Ihren Namen und Ihre Adresse.«
Noch während Schuster in seiner Tasche nach seinem Adressbuch suchte, machte der Bursche plötzlich auf dem Absatz kehrt und rannte weg.
Schuster stürmte hinterher.
Der Kerl hatte nicht nur einige Meter Vorsprung, er war auch schlicht schneller.
Soviel zum Thema ›Joggen ist gut für die Kondition‹ ...
Er lief über den Flur in Richtung Treppenhaus. Seine Schritte hallten.
»Stehen bleiben! Mann, nun bleiben Sie doch stehen!« Schuster schnaufte.
Der Bursche vor ihm hatte eine erstaunliche Kondition, legte, während er rannte, die Arme an den Körper und nahm den Kopf nach vorn, so wie ein Leichtathlet.
»Verdammt, bleib stehen!«, brüllte Schuster. »Oder willst du, dass ich dir in die Knie schieße?«
Blödsinn, er würde sicher nicht hier rumballern, meistens hatte so eine Drohung aber eine gewisse Wirkung.
Diesmal leider nicht.
Er hechtete hinter dem Kerl her, presste ebenso wie er die Arme an den Körper. Von irgendwoher hörte er Kindergeschrei.
Er wusste, dass er auf Dauer nicht mithalten könnte. Er spürte bereits ein Brennen in der Lunge, und ein heftiges Seitenstechen bahnte sich an. Toll, ganz großartig, Superbulle!
Sie waren inzwischen aus dem Treppenhaus heraus und auf den Hof gelangt.
Der blonde Bursche vor ihm rannte noch so, als wäre er gerade erst losgelaufen. Schuster keuchte wie eine Dampflok, aufgeben kam aber nicht infrage.
Der junge Mann sprintete über den Hof und über die Straße, hinein in ein anderes Haus.
Schuster hörte eine Tür zuschlagen und blieb stehen. Es war völlig zwecklos, ihn auch noch durch dieses Haus zu jagen. Er pfiff ja jetzt schon aus dem letzten Loch.
Viel länger würde er nicht durchhalten, außerdem kannte der Bursche sich hier offenbar wesentlich besser aus als er selbst. Er beugte sich nach vorn und holte tief Luft.
Das Seitenstechen verging sofort, immerhin. Er schnaufte noch etwas, hatte sich aber nach wenigen Sekunden wieder gefangen. Eigentlich hätte er jetzt wieder rennen können ...
Er lehnte sich mit dem Rücken an die Hauswand. Das passiert mir nicht noch mal, dass mir so ein Jungspund zeigt, was ’ne Harke ist.
Hektor schätzte es gar nicht, schon wieder in die Transportbox gesperrt zu werden. Dementsprechend fauchte er, und immer wieder schoss seine Pfote aus dem Gitter der Box.
Schuster hatte sein bestes Hemd und eine saubere Jeans an, als er schließlich mitsamt dem Kater in seiner Box vor Janas Haustür stand.
Bloß ein Abendessen ... Wir sind nicht mal allein ...
Also mach dir nicht in die Hosen!
Claas Meinert ließ ihn herein und brachte ihn in die Küche, wo Jana am Herd stand und irgendetwas brutzelte.
Es roch köstlich, und prompt meldete sich Schusters Magen.
»Das also ist der Bursche.« Meinert hatte sich vor den Korb gekniet und versuchte, den Kater mit ein paar beruhigenden, säuselnden Worten zu besänftigen. Immer wieder steckte Hektor drohend seine Pfote aus dem Metallgitter.
»Ja, das ist Hektor«, stellte Schuster ihn vor.
Meinert schien die Klappe öffnen zu wollen.
Schuster hielt ihn an der Schulter fest. »Das würde ich mir überlegen. Vielleicht sollten wir Hektor erst ein wenig in Ruhe lassen. Er ist ziemlich wütend auf mich.«
Meinert lachte herzlich.
Schuster war gar nicht zum Lachen zu Mute. Hektor hatte ihm einige ziemlich schmerzhafte Kratzspuren verpasst, die noch jetzt scheußlich brannten.
»Claas, bist du so nett und machst den Wein auf?« Jana hatte Hektor kurz betrachtet, genickt und sich wieder dem Essen auf dem Herd gewidmet.
Schuster fühlte sich seltsam befangen. Seine Hände waren feucht, und immer wieder versuchte er, sie an seiner Jeans abzuwischen. Er wäre gern wieder gegangen.
Die hübsche braunäugige Frau mit dem unwiderstehlichen Lächeln und den bezauberndsten Locken, die er je gesehen hatte, würde ihm eine reibungslose Nahrungsaufnahme samt ungezwungener Konversation sowieso nicht ermöglichen.
Ja, zum Teufel, sie gefiel ihm, warum sollte er sich das nicht eingestehen? Das bedeutete aber gar nichts.
Meinert reichte ihm ein Glas Rotwein. »Ich hoffe, Sie mögen Bordeaux.«
»Mag irgendjemand keinen Bordeaux?«, fragte Schuster, und Meinert lachte.
Der Wein war hervorragend. Und Schuster wettete insgeheim darauf, dass das Essen mindestens genauso gut schmecken würde.
Hektor hockte in seinem
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