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Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition)

Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition)

Titel: Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Grünke
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sind total zerlöchert.»
    «Guck ma hinter dir im Regal. In der Holzbox sind ’n paar alte, die tun’s noch.»
    Irgendwelche ranzigen alten Handschuhe. Vollgeschwitzt von anderen Leuten. Ich kaufe mir heute Abend für fünf Euro selbst ein Paar. Geizhals!
    «Nick, hör ma. Dat hier is ’n Schreiben von den Bullen und dieser Frau Engelbert. Dat is echt nicht zu fassen.»
    «Was wollen die denn?»
    «Es soll den ganzen Tach einer von uns an den Pollern stehen und den Lkws die Durchfahrt freimachen, wenn die kommen. Und noch besser: Dann soll derjenige vor dem Lkw herlaufen bis zu den nächsten Pollern, damit der Schrittgeschwindigkeit fährt. Welcher Sesselfurzer denkt sich so ’ne Scheiße aus? Und wat denken die, wer den Mann bezahlt, der da ’n ganzen Tach rumsteht?»
    «Ist ja lächerlich.»
    «Und dann wollense noch ’ne Traglastangabe haben für den scheiß Weg. Ich hab bei der Stadt nachgefragt, da wissen die nich mal mehr, wer die Straße gebaut hat! Dat is doch Kokolores! Die Alte spielt sich nur auf, weil ich se nich um ’ne neue Genehmigung gefragt hab. Jetzt machtse auf Prinzessin.»
    «Prinzessin, das trifft’s. War wirklich unangenehm, diese Engelbert.»
    «Die Kacke verzögert wieder alles! Dabei wollen die doch selbst, dat dat hier fertig wird, besonders der Gartenzwerg und die Hausverwaltung. Pissen sich selber ans Bein, die Arschlöcher.»
    Ich höre irgendwann nicht mehr zu, sondern denke daran, dass ich die ganze verdammte Woche eigentlich umsonst arbeiten werde, um Simon das Geld zurückzuzahlen.
    «Come back to London», das hat Sasha am Wochenende ständig wiederholt.
    Ja, vielleicht wird es Zeit, wieder aufzubrechen nach London. Ich werde mal mit Lance, dem Galeristen, sprechen.

Kapitel  11 « ZIIIIÖÖÖÖÜÜÜH !»
    Die Wellen der Ostsee rollen sanft Richtung Strand, und die Sonne lacht vom wolkenlosen Himmel. Die Kurtaxe ist bezahlt, der Strandkorb gemietet, die Kinder tollen vergnügt im Sand, und seine Frau reicht ihm ein eiskaltes Bier aus der Kühltasche. Was für ein erholsames Wochenende fernab der stressigen Arbeit: Hans ist zufrieden mit sich und der Welt.
    Auf einmal plärrt laute Musik aus einem Radio und stört die Idylle. Hans richtet sich auf und blickt über die Schulter. Ein Typ in weißen Tennissocken, Badelatschen, abgeschnittenen Jeans und Achselshirt mit AC / DC -Aufdruck flaniert in bester Macho-Manier die Strandpromenade entlang. Richie! Wer sonst! Seine lange Matte weht im Wind. Mit dem rechten Arm umklammert er eine spindeldürre Blondine, die seine Mutter sein könnte, und in der linken Hand schwingt er sein Makita-Radio.
    So stelle ich mir die Szene vor, als Hans mir am Montagmorgen von seinem Kurztrip mit Richie erzählt. Wir sitzen vor der Bäckerei und blicken auf den Speicher. Die Vögel zwitschern sanft, es herrscht fast vergessen geglaubte Ruhe.
    Endlich sind die Sandstrahlarbeiten abgeschlossen. Anwohner und Arbeiter sind gleichermaßen erleichtert. Auch mir hatte der ständige Staub schwer zu schaffen gemacht. Nase und Ohren waren wochenlang entzündet.
    Zwei Tische weiter hocken mal wieder die zwei abgeleckten Yuppies, die ihren Bootsverleih genau gegenüber haben. Wie immer bestellen sie entkoffeinierten Latte macchiato mit Sojamilch.
    Nach über acht Monaten sind die beiden die Einzigen in der Nachbarschaft, die uns nicht grüßen. Guten Morgen zu einem Bauarbeiter zu sagen ist vermutlich unter ihrer Würde. Ein amüsantes Erlebnis vor wenigen Wochen legt das zumindest nahe.
    Künstlerfreunde aus Hamburg waren zu Besuch, und ich beschloss, ihnen an einem Samstagmittag den Speicher zu zeigen. Gerade schlossen die beiden Yuppies ihr Büro zu, um Mittag zu machen, und kamen uns direkt entgegen. Ich trug eine schwarze Stoffhose, ein schwarzes Jackett und meine Prada-Sonnenbrille. Und siehe da, mit größtmöglicher Freundlichkeit grüßten sie mich. Auf ihren Gesichtern war deutlich zu lesen, dass sie mich zwar erkannten, in diesem Moment aber partout nicht einordnen konnten. Später muss es ihnen dann eingefallen sein, denn als ich zwei Tage danach in zugestaubter Arbeitskluft vor der Bäckerei stand, schauten diese zwei peinlichen Figuren verlegen zu Boden.
     
    «Kannste dir dat vorstellen? Der führt da sein Makita-Radio spazieren.» Hans schüttelt den Kopf. «Weißte, wenn Richie da rumläuft, dann is dat sein Strand. Dann murmelt der immer so dunkel vor sich her und bläst sich auf. Die Arme so breit, weißte wat ich meine, als wenn er

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