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Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition)

Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition)

Titel: Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Grünke
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Nicholas.»
    «How are you doing, mate?»
    Tja, wie geht es mir eigentlich? Ich erzähle von den letzten Monaten und kann an ihren Gesichtern ablesen, wie unglaublich das alles klingen muss. Sie wussten, dass ich auf einer Baustelle arbeite, aber meine Anekdoten übertreffen offensichtlich doch ihre Vorstellungen. Als ich erwähne, dass ich einen Tag zuvor Stahl zum Schrottplatz gefahren habe, erhebt sich Sasha plötzlich von seinem Barhocker, umarmt mich noch einmal und klopft mir mitleidig auf die Schulter.
    «That’s why the next drinks are on me», lächle ich und bestelle drei Banff 1979 . Das Jahr meiner Geburt – und ein hervorragender Tropfen.
    Frank Sinatras
Strangers in the Night
erklingt, wir stoßen an und schwelgen in der Vergangenheit.
    «Nicholas, do you remember old Lance? The dude with the gallery in Hackney. He wants to open a second one somewhere around Portobello Road. And he was asking for you.»
    «That’s great!», antworte ich, als mein Bruder plötzlich von hinten an die Bar tritt.
    «Hi, Simon! Long time ago», freut sich Sophie. Küsschen links, Küsschen rechts.
    «Hör mal», gebe ich gleich die Neuigkeit weiter, «Sasha hat gerade erzählt, dass der Galerist, mit dem ich damals die allererste Show in London gemacht habe, eine neue Galerie eröffnen will und nach mir gefragt hat.»
    «Klingt großartig. Wenn das was wird, könntest du ja endlich auf dem Bau aufhören. Darauf trinken wir.»
    Die nächste Runde Whisky wird bestellt.
    «Hab dich eigentlich nicht so früh erwartet. Kein Glück gehabt im Casino?», wende ich mich an meinen Bruder.
    «Doch, lief ganz gut. Ich mache eine kleine Pause. Kommt doch gleich mal mit rüber. Das ist leichter verdientes Geld, als Stahlträger zu schleppen», lacht Simon, und nach ein paar weiteren Whiskys hat er uns tatsächlich überzeugt, unser Glück am Roulette-Tisch zu versuchen.
    «Das wird unsere Nacht!», rufe ich, als wir über den Marlene-Dietrich-Platz auf die Berliner Spielbank zusteuern. Tatsächlich meint es Fortuna zu Beginn gut mit uns. Nach einer Stunde beulen die Jetons unsere Taschen aus, und wir ziehen wieder rüber ins Hyatt. In diesem Rhythmus peitscht uns der Rausch durch die sternenklare Nacht:
Roulette-Tisch + Gewinnen = Hotelbar. Roulette-Tisch + Verlieren = Roulette-Tisch.
    Als das alkoholgestützte Spielfieber seinen Höhepunkt erreicht, steht beim Roulette plötzlich ein Araber in weißem Anzug neben uns und legt jede Menge 1000 -Euro-Jetons auf diverse Zahlenfelder. Dann hält er den letzten Chip hoch und schaut zu Sophie rüber:
    «Wohin?»
    « 17 », sagt sie trocken.
    «Rien ne va plus.»
    Der Croupier dreht das Rad und alle starren wir gebannt auf die kleine weiße Kugel.
    Ich überfliege das Spielfeld und zähle die Jetons von dem Typen. Ich komme auf 16 000  Euro. Und der steht ganz entspannt da, als ginge ihn das alles nichts an.
    Das Rad wird langsamer, die Kugel beginnt zu tanzen.
    « 17 . Schwarz.»
    Ein Raunen geht durch die Menge. Es ist unfassbar. Nur der Araber verzieht keine Miene. Auch nicht, als ihm der Croupier jetzt einen riesigen Berg Jetons zuschiebt. In aller Ruhe steckt er die Jetons ein, zögert dann kurz, blickt auf und sucht offenbar nach Sophie. Und dann tut er es: Ohne Kommentar drückt er ihr väterlich einen der rechteckigen 1000 -Euro-Jetons in die Hand!
    Bang! In diesem Moment fliegen uns alle Sicherungen raus. Leider sollte dieser Gipfel der Euphorie gleichzeitig auch das Ende unserer Glückssträhne bedeuten. Mehrmals tauschen wir noch Roulette-Tisch mit Whiskybar und umgekehrt, nur das Geld geht jetzt an beiden Fronten flöten.
    Als Sophie und Simon dann auch noch beim Blackjack hängenbleiben, ist alles zu spät. Wir vier im Whiskyrausch und vom Spielteufel besessen – eine fatale Kombination. Am Ende kommt es knüppeldick. Sophie und Simon sind vollkommen blank. Sasha hat Schulden bei Sophie. Und ich habe nicht nur das schöne Stahl-Geld komplett verzockt, sondern noch weitere 500  Euro, die mein Bruder mir geliehen hatte.
    Am späten Sonntagnachmittag krieche ich aus meinem Bett und habe kurz die Hoffnung, dass alles nur ein böser Traum war. Mein zweiter Gedanke: Wo liegen noch Stahlträger?

    Montag. Der bittere Geschmack der Niederlage liegt mir noch aschfahl auf dem Gemüt. Der Hump wuselt zwischen meinen Beinen herum und wirbelt den Staub vom Boden auf. Peter sitzt am Schreibtisch, als ich in seine Hütte trete.
    «Morgen, Peter, hast du neue Handschuhe für mich? Meine

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