Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition)
Rasierklingen unter den Achseln hätte. Dann is er König.»
«Ich kann’s mir lebhaft vorstellen.»
«Und die Alte! Scheiße, Mann! Die hatte der irgendwo ausm Internet, die konntste nich ma in tiefster Nacht angucken, so hässlich war die!» Hans setzt seine Kaffeetasse an und schlürft hastig. «Aber dat Beste ist, Nick», jetzt fängt er an zu lachen, «die Alte war Alkoholikerin und hat ihm den ganzen Schnaps weggesoffen.»
Melanie kommt mit unserer Frühstücksplatte nach draußen. Sie hat Folie um ihr Handgelenk gewickelt.
«So, die Herrschaften. En großes Frühstück. Den Brotkorb bring ich sofort.»
«Hast du dir was Neues stechen lassen?», frage ich und deute auf die Folie.
«Ja, am Wochenende. Den Namen meiner kleinen Süßen.»
Dann streckt sie ihren Arm zu mir rüber, und ich kann unter dem Plastik in geschwungenen Lettern
Mandy
entziffern. Viel schlimmer geht’s nun wirklich nicht. Aber natürlich lüge ich: «Schön, wirklich schön.»
«Und dann», Hans hat offenbar noch was auf Lager, «hatten die ihr Haus auch noch direkt neben unserem. Da konntste die Alte quietschen hören. Ich sach dir, nie wieder so ’n Wochenende!»
«Kommt Richie heute eigentlich?»
«Nee, erst morgen. Und ich bin froh, dat ich die Fresse heut ma nich sehen muss. Stell dir vor, am Sonntag kommt der zu mir und erzählt, dat die Alte nicht gut ficken könnte, aber datse dat Makita-Radio echt gut geputzt hätte. Dat würd ihm wat bedeuten.»
Ich verschlucke mich an meinem Brötchen. Langsam huste ich mich ins Lachen: «Scheiße, Hans, die putzt ihm das Radio? Fucking hell!»
Auf den Treppen vor uns tummeln sich ein paar Spatzen und hoffen auf unsere Krümel.
«Ah, diese Scheiß Spatzen! Die sind bei mir aufm Hof ’ne echte Plage. Die fressen den Hühnern dauernd das Futter weg. Ich knall die alle ab!»
«Wie? Du knallst die armen Vögel ab?»
«Ja, ich hab noch ’n altes Gewehr zu Hause, dat geht wunderbar. Aber die Viecher sind echt komisch. Haste einen abgeknallt, kommt der Rest angeflogen, um zu gucken, wat dem Kameraden passiert ist. Und dann
bam, bam, bam
! Einer nach dem anderen! Übrig bleibt da nix, dat fressen die Hühner.»
«Die Hühner fressen die toten Spatzen? Igitt.»
«Klar! Hühner, Alter, die fressen alles!»
Fünf Minuten später stehen wir im Erdgeschoss. Während Hans die Wand zum Fahrstuhlschacht zu Ende mauert, soll ich den Gemeinschaftsraum zum Verputzen vorbereiten. Erst mal schneide ich mit einem Cuttermesser den Rest der Folie entlang der Wand ab, damit sie nicht mehr über den Estrich ragt. Jimmy und seine Jungs hatten den letzte Woche gegossen, aber danach alles stehen- und liegengelassen.
Dann ziehe ich den Wasserschlauch in den Raum, um die Wände zu befeuchten.
«Mach dat richtig nass, dat is wichtig! Und wennde feddich bist, holste mir noch ’nen Stein ausm Dritten.»
«Was für einen? Da gibt’s viele.»
«Nen Stein mit so ’ner Fotze drin.» Er bildet mit Daumen und Zeigefinger einen kleinen Kreis.
«Oh Mann, Hans! Also einen Stein mit kleinem Loch. Is gut.»
Die Mischmaschine steht draußen vor dem Eingang in der prallen Sonne. Daneben türmt sich der soeben angelieferte Berg Kalksand.
Das Wasser steht auf dem Boden des Raumes, und die Feuchtigkeit zieht kühl hinaus, sodass ich sie auf meinem Nacken spüren kann. Hans hat die Wände mit grobem Putz besprenkelt.
«Gibt ’ne schön raue Oberfläche, dann hält der Feinputz besser», erklärt er, nachdem ich mal wieder dumm gefragt habe. Jetzt soll ich ihm assistieren.
«Dat geht zack, zack! Du mischst eine Trommel nach der anderen und bringst mir dat Zeuch in Schubkarren. Ich klatsch dat dann an die Wand. Okay? Wenn wir ’nen guten Rhythmus haben, kriegen wir dat heut noch feddich.»
«Werde mir Mühe geben.»
«Jaja, also guck. Ich zeig dir, wiede dat machen musst.»
Hans schaufelt Kalksand in die Mischtrommel, die sich summend neben uns dreht. «Dann Wasser hinterher.» Er hält den Schlauch kurz in die rotierende Öffnung. «So, dat reicht!»
Dann wirft er zwei Zementsäcke in die Plastikwanne, die links neben dem Mischer steht. Mit der Schaufel schlitzt er die Säcke gekonnt auf und zieht die Verpackung seitlich weg.
«Ne leicht gefüllte Schaufel davon reicht.»
«Okay, das kriege ich hin.»
«Warte, das Wichtigste kommt noch. Alter Trick ausm Osten.»
Plötzlich hält er eine gewöhnliche Flasche Spülmittel in der Hand und gibt der Mischung mehrere Spritzer hinzu.
«Dat macht dat Ganze
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