Schutzlos: Thriller (German Edition)
ins Kittchen schaffen und dann weitermachen.«
»Ins Kittchen?«, fragte ich.
»Jawohl«, antwortete Teasley. »Wir haben an die Haftanstalt Hanson in D. C. gedacht. Ich habe ein wenig recherchiert und herausgefunden, dass sie soeben ihre Alarmsysteme überarbeitet haben. Außerdem habe ich die Personalakten aller Wächter durchgesehen, die in dem in Frage kommenden Flügel Dienst tun. Es ist eine gute Wahl.«
»C’est vrai. «
»Ein Knast wäre nicht ratsam«, sagte ich.
»Ach nein?«, wunderte sich Westerfield.
Schutzhaft in einem abgeschlossenen Teil einer Vollzugsanstalt ist in manchen Fällen sinnvoll, aber wie ich erklärte, gehörte dieser nicht dazu.
»Hm«, sagte der Staatsanwalt. »Wir dachten, Sie könnten einen Ihrer Leute mit den Kesslers reingehen lassen, non ? Wäre
sehr ökonomisch. Agent Fredericks und Sie könnten ihn anschließend befragen. Sie würden gute Informationen erhalten, das garantiere ich Ihnen. In einem Knast neigen Zeugen dazu, sich an Dinge zu erinnern, die ihnen anderenfalls nicht einfallen würden.«
»Das entspricht ganz und gar nicht meinen Erfahrungen in ähnlichen Umständen.«
»Nein?«
»Sicher, wenn Sie jemanden in ein Gefängnis stecken, dann kommt ein Lifter von außen normalerweise nicht hinein. Und …« – ein Kopfnicken in Richtung Teasley, um ihre gründliche Arbeit zu würdigen – »das Personal wurde ohne Frage auf Herz und Nieren geprüft. Bei jedem anderen Lifter würde ich zustimmen. Aber wir haben es hier mit Henry Loving zu tun. Ich weiß, wie er arbeitet. Wenn wir die Kesslers einbuchten, wird er einen Ansatzpunkt bei einem der Wächter finden. Die meisten von ihnen sind junge Männer. Wenn ich Loving wäre, würde ich mir einen mit einer schwangeren Frau suchen – das erste Kind, wenn möglich – und ihr einen Besuch abstatten.« Teasley blinzelte bei meinem nüchternen Tonfall. »Der Wachmann würde tun, was Loving verlangt. Und wenn die Familie im Knast ist, gibt es keine Fluchtroute. Sie würden in der Falle sitzen.«
»Wie petits lapins «, sagte Westerfield, allerdings nicht so sarkastisch, wie ich es erwartet hatte. Er dachte über meine Argumente nach.
»Abgesehen davon ist Kessler Polizist in D. C. Es dürfte uns schwerfallen, seine Zustimmung zu gewinnen. Im Gefängnis von Hanson könnten ein halbes Dutzend Leute einsitzen, die er hinter Gitter gebracht hat.«
»Wo würden Sie die Familie unterbringen?«, fragte Westerfield.
»Das weiß ich noch nicht«, erwiderte ich. »Ich muss darüber nachdenken.«
Westerfield blickte ebenfalls zur Wand hinauf, ich hätte jedoch nicht sagen können, auf welches Bild oder Diplom. Schließlich wandte er sich an Teasley. »Geben Sie ihm die Adresse der Kesslers.«
Die junge Frau notierte sie in einer Handschrift, die sehr viel besser lesbar war als die ihres Chefs. Als sie mir den Zettel gab, traf mich ein weiterer Hauch ihres Parfüms.
Ich nahm das Papier und dankte ihnen beiden. Ich bin ein ehrgeiziger Spieler – alle Arten von Spielen –, und ich habe gelernt, bescheiden und großzügig im Sieg zu sein, was ich auf mein Berufsleben übertragen habe. Es ist natürlich eine Frage der Höflichkeit, aber ich habe außerdem festgestellt, dass man als guter Gewinner einen leichten psychologischen Vorteil hat, wenn man später wieder einmal gegen denselben Gegner spielt.
Die beiden erhoben sich. »Also gut«, sagte der Staatsanwalt. »Tun Sie, was Sie können – finden Sie heraus, wer Loving angeheuert hat und warum.«
»Es wird unsere oberste Priorität sein«, versicherte ich ihm, obwohl es nicht stimmte.
»Au revoir … « Westerfield und Teasley schwebten aus dem Zimmer, wobei der Staatsanwalt ihr mit gedämpfter Stimme Befehle erteilte.
Ich stand ebenfalls auf. Ich musste noch im Stadthaus vorbeischauen und ein paar Dinge für den Auftrag einpacken.
»Ich melde mich, wenn ich dort bin«, sagte ich.
»Corte?«
Ich blieb an der Tür stehen und blickte zurück.
»Die Kesslers nicht in den Knast zu schicken … das ist sinnvoll, oder? Sie schaffen sie lieber in ein sicheres Haus und bearbeiten den Fall von dort, ja?« Er hatte mir Rückendeckung gegeben – Aaron Ellis stand ausnahmslos hinter seinen Leuten – und würde meinem Sachverstand in dieser Frage folgen. Aber er hatte
in Wahrheit gar nicht gefragt, ob es von der Vorgehensweise her vernünftig war, sie nicht in Schutzhaft zu nehmen.
Was er tatsächlich fragte, war dies: Traf er die richtige Entscheidung, wenn er
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